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Montag, 3. Dezember 2018

Ein Beispiel für staatlich geförderte und gewollte Raubtiermentalität (1)

Der VdZ nimmt den Bericht über die Vorkommnisse in Zusammenhang mit einer "feindlichen Übernahme" zum Anlaß, etwas zu zeigen. Die Kronen Zeitung berichtet da nämlich, daß einige der renommiertesten österreichischen Industriebetriebe, die Ranshofen AMAG (Metallverarbeitung, Aluminiumerzeugung) sowie die Lenzing AG (Zellstoffproduktion), zusammengefaßt in einer Holding, in deren Rahmen auch die Semperit AG (bzw. die Reste des einstigen Reifenherstellers) existieren, von einem Investor (der aus der unmittelbaren Heimat des VdZ stammt, sein Name wird genannt, Michael Tojner), in Zusammenarbeit mit der Unicredit (eine Tochter, gebildet aus der ehedem österreichischen Bank CreditAnstalt, die von der italienisch-internationalen Bankengruppe im Zuge der Privatisierungswut der österreichischen Regierung vor 20 Jahren, mit der diese notorische Budgetlöcher etwas stopfen wollte, gekauft wurde) durch eine "feindliche Übernahme" vor der Zerschlagung stehen. Stehen könnten. 

Wir wollen uns ja zurückhalten. Zu viele "könnte" stehen in dem Artikel, und wir wollen den Übernehmern nichts Unrechtes unterstellen, das ist auch ganz unwesentlich. Wenn Gewerkschafter schreien muß das noch nichts heißen. Es muß deshalb auch nicht die eigentlich unterstellte Absicht zutreffen, daß die neuen Besitzer das traditionsreiche Unternehmen  nur ausschlachten, filetieren und veräußern, also die Aktiva nutzen, die Passiva der Allgemeinheit überlassen wollen.
  
Wesentlich ist uns hier das Exemplarische, Archetypische sozusagen. Weil sich darin ein prinzipielles Geschehen zeigen läßt, das mit großen politischen Entscheidungen zu tun hat. Und mit der Finanzkrise 2008 begann. Um die Wirtschaft "anzukurbeln" senkte man einerseits die Zinsen, und schob gigantische Geldbeträge (neu "geschaffenes" Geld) in die Märkte. Das hat dazu geführt, daß viel Geld da war, das niemand brauchte, aber von "Investoren" gerne genommen wurde. Denn am Markt gab es eben wenige Zinsen. Also mußte man Investitionsmöglichkeiten suchen, bei denen höhere Renditen für eingesetztes Geld erzielt werden konnten. 

Dafür eignen sich gut fundierte Unternehmen, Unternehmen mit Substanz. Anlagen, Grundstücke, Kundenstöcke, Märkte. Denn die sind nun mit Kredit einfach zu kaufen. Steht doch dem Kredit kaum Risiko gegenüber. Aber mehr noch: Um die Rendite zu erhöhen, bietet sich (wie z. B. bei Hedge-Fonds üblich) an, daß man diese Unternehmen dann versilbert und so die Rendite erhöht. Das heißt Unternehmensteile verkauft, für die sich jeweils (auch aufgrund der guten Firmendaten) leicht Käufer finden lassen. Denn allgemein und weltweit suchen ja Investoren (also Fonds, Private, alle die Geld anlegen müssen, weil es sonst durch die Inflation von selbst weniger wird) Anlagemöglichkeiten. Und Kredite sind billig, sehr billig sogar. Manche Länder wie die Schweiz haben sogar Negativzinsen für Einlagen, das heißt, man MUSZ förmlich investieren.

Wie sieht das aus? Sie kaufen Unternehmen und unterwerfen sie strenger Zinslogik. Das heißt, daß fortan nur noch die Rendite zählt. Wenn die nicht stimmt, wird versucht, egal auf welche Weise das Investierte zu rentieren. Und sei es durch Filetierung, Zerschlagung der Unternehmen, und Verkauf des zu Verkaufenden.

Was dabei unter die Räder kommt, in jedem Fall unter die Räder kommt, ist das, was Wirtschaft eigentlich ausmacht: Die Menschlichkeit und Menschengerechtheit eines Unternehmertums, das ein Werk, nicht das Geld (alleine, denn letztendlich muß jedes Unternehmen Gewinn machen, will es überleben) im Vordergrund steht. Das wirkt sich direkt auf die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen aus, die involviert sind. Und das sind in diesem Fall 5.000 Beschäftigte, samt Familien also vermutlich 10.000 bis 20.000 Menschen.

Ob der neue Besitzer dieser einstigen Perlen der österreichischen Industrie wirklich solche Absichten hat, weiß der VdZ nicht. Es steht aber immerhin zu vermuten, da könnten die Gewerkschafter richtig liegen. Denn immerhin ist Tojner Eigner eines "Private Equity Fonds", also eines Unternehmens, das genau diese Strategie verfolgt: Aus Privatisierungen von Staaten Unternehmen aufkauft, die dann die schlechten Erbsen in eine "Bad Company" abschiebt, die dann in Konkurs gehen, die guten Teile aber zu guten Preisen verhökert. Weil in Zeiten, wo zu viel Geld vorhanden ist, für viele die Notwendigkeit besteht, dieses Geld mit besseren Renditeperspektiven zu investieren.


Morgen Teil 2) Aber die Sache hat auch eine persönliche Dimension für den VdZ





*211018*