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Mittwoch, 26. Dezember 2018

Hinüberführung in eine Seinswirklichkeit (1)

Zwar gibt es den "Anti-Semitismus", zumindest wird der Vorwurf enorm schnell erhoben. Aber es gibt keine Definition dessen, was denn überhaupt ein Jude ist. Schon die Frage danach wird als Antisemitismus interpretiert, meint E. Michael Jones in diesem Mediengespräch. Darin schließt er an so manche frühere Ausführung an, in der er die Tatsache ins Licht rückt, daß in dem Augenblick, wo man Juden definieren möchte - obwohl sie sich selbst als solche definieren! - wie mit der Hand ins Wasser greift. Es bleibt nichts. Außer daß etwas auftritt, was im Grunde bei jeder der sogenannten "Weltreligionen" auftritt: Daß es niemanden gibt, der diese Religion wenigstens halbwegs erschöpfend zu beschreiben vermag. Dafür hat man es mit vielen Gruppen und Personen zu tun, die ihre Version als "wahr" titulieren, während alle anderen Interpretationen "nicht wahr" sind.

Daß "Jude" zu sein mit rassischen Merkmalen nichts zu tun hat, liegt auf der Hand. Diesen Unsinn glaubt höchstens noch ein winziger Bodensatz Verblendeter. Juden gibt es in allen möglichen Ethnien. Nicht einmal die (in sich bereits fehlgelenkte) Definition "weiß" ist zutreffend, so daß es gar nicht verwundert, wenn sich Juden aus dieser Definition stets in dem Moment ausklinken, wo es darum geht, daß z. B. in den USA viele Juden tatsächlich diese Hautfarbe haben.

"Weiß" kann deshalb nur als Synonym für das christliche Abendland gelten, wenn überhaupt, denn nicht einmal in dieser Einschränkung wäre es zutreffend. Der Begriff entstand im Süden der USA, wo er eine Abgrenzung gegenüber den "schwarzen Sklaven" bedeutete, der von außen, vom im Sezessionskrieg siegreichen Osten und Norden her in die Welt gesetzt wurde. Eine solche rassische Unterscheidung diente dann Hitlers Nationalsozialisten als posthoc-Rationalisierung, die aus dem Evolutionismus herstammt.

Vor allem aber ist "weiß" ein Notgriff angesichts einer Identitätsauflösung, in der Volk, Sprache, Religion nicht mehr existiert. Dann greift man zu einem nächsten Selbstbestimmungsmerkmal - und dann ist es die Hautfarbe. Aber es ist die Sprache, es ist der über viele Einzelne in jeweiligen Subordnungen umfaßte Volksgeist, aus dem eine Gesellschaft organisiert wird.

Judentum muß also anders definiert werden. Aus besagten Gründen ist es mit einer positiven Definition - durch die Religion - nicht möglich. Weil es eine "einige und einzige jüdische Religion" eben nicht gibt. Und hier kann, ja muß man auf die von Anfang an bestehende, katholische Definition zurückgreifen, will man definieren, was Judentum überhaupt ist. Es ist eine Zurückweisung des Erlösers, der sein Volk abholte und es auf die Welt hinaus erweiterte und im Katholizismus universal machte. Die Juden, die das angenommen haben, nannte man fürderhin "Christen". Die anderen haben sich auch vom Wort abgelöst, das auf Moses zurückgeht. 

Denn ohne Jesus Christus ergibt auch die Tora keinen Sinn. Weite Teile der Tora sind ohne Jesus Christus leer geworden, denn das gesamte Alte Testament ist auf Jesus Christus hin ausgerichtet, er erfüllt es, er ist Schlußstein - und Anfang einer neuen Religion, die die Gesetze nicht aufhebt, aber erfüllt, die Gottgefälligkeit von einer reinen Gesetzeserfüllung zu einer Weltwirklichkeit geführt hat, deren Wirkweise die Gestalt ist. Und erst damit die gesamte Wirklichkeit vom Sein her (ontologisch) umfaßt.

Der bald in alle Welt zerstreute Rest von früherem Gottesvolk verharrt bis heute in dieser Zurückweisung, und darin ist er auch alle Gruppierungen übergreifend zu erkennen. Deshalb ist die Definition des Judentums eine "negative", eine Abgrenzung, ein Bewältigungsversuch. Der sich in einem genuin revolutionären Geist ausdrückt, der das am meisten typische Erkennungsmerkmal des Judentums geworden ist. Nimmt man soziologische und psychologische Bedingungen dazu - wo immer Juden dann hinkamen, waren sie eine Minderheit, die einer Gesellschaftsordnung gegenüberstand, die "die Welt" dominierte schließt sich diese Definition.

Und damit haben sie den logos zurückgewiesen. Der weit mehr ist als pure Ratio, auch wenn er Rationalität in sich trägt, ja die Bedingung des Vernünftigen, der Rationalität ist (sic!). Denn die Rationalität läßt sich eben nicht aus sich selbst heraus begründen. Sie braucht eine formende(re) Wirklichkeit, die der Rationalität erst die innere Struktur gibt. Denn das Wahre geht dem rationalen Denken voraus, und es erschließt sich in einer personalen Begegnung. Nicht einfach "über den Verstand". Der logos ist das Fluidum wie Inhalt dessen, was Kierkegaard als "Existenzmitteilung" bezeichnet.

Entsprechend umfassend ist die Definition von "logos", von dem der Apostel Johannes zu Beginn seines Evangeliums dann sagt: "Im Anfang war der logos. Und der logos war bei Gott. Und der logos war Gott. Und der logos ist Fleisch geworden." Logos ist also eine Seinsspannung, die dem Seienden seine innere Struktur gibt, das im logos seinen Ausgang nimmt, und dort in der Vollendung endet. Anfang und Ende. Alpha und Omega. Wie Heraklit es verstand (der diesen Begriff erstmals verwendet hat) als lebendige, hervorbringende wie zielbildende, die Welt im Innersten zusammenhaltende Ordnung des Universums.


 Morgen Teil 2)






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