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Auch diesmal gilt unser Dank Leser B, der mit ungeheurer Geduld und Mühewaltung den Text aus dem Video in geschriebenen Text übertragen hat.
Wir
haben davon gesprochen und wir sprechen davon, daß alles Denken auf
einen Eid zurückgeht, auf ein Sprechen, auf etwas, das wirklich
wird, hinter dem ein persönliches Verhältnis steht. Das ist wie
alles menschliche Sprechen für uns sehr schwierig. Deshalb
schwierig, weil unser Sprechen letztlich ein Umkreisen ist. Das heißt
aber, daß wir in diesem Umkreisen auf etwas hinweisen, das all‘
unserem Denken, und von mir, wie von Ihnen von etwas Erfaßbaren
ausgeht. Dieses Erfaßbare geht unserem menschlichen Sprechen voraus.
Wie das zu erreichen wäre, daß wir wirklich ganz präzise sprechen,
daß wir sagen können, das „Ja“ ist ein „Ja“, das „Nein“
ist ein „Nein“ hat – greifen wir vor – mit Heiligkeit zu tun.
Mit einem Zustand des Himmels, des Paradieses, den wir nicht haben.
Daß wir aber das aber als zukünftig voraussetzen können, zeigt uns
an, daß es schon einmal da war, sonst würden wir es nicht kennen.
Man kann sich nur auf etwas freuen, sich auf etwas hin zu
bereiten, das man kennt. Also muß es in unserer Erfahrungswelt
bereits vorhanden sein, in irgendeiner Form und sei es der Ahnung,
der Erinnerung. Und diese Erinnerung wurde uns von unseren Vorfahren,
also von allen Menschen, die vor uns gelebt haben, weitergereicht. Es
gab also einmal eine Zeit, in der das Wort Eid war und damit sehr
ähnlich dem, was das Wort überhaupt ist aus dem die Welt
herausgeht. Und warum geht sie daraus heraus? Weil in jedem Wort ein
persönlicher Anspruch, ein persönliches Wollen liegt. Diese
Eidhaftigkeit des Wortes, das wir aus dem Wort selbst herausgehend
als Ähnlichkeit annehmen müssen, war unverbrüchlich. Der Eid ist
unverbrüchlich. Das heißt, der Eid verheißt, wie die Welt wirklich
wird, wenn wir ihrer mächtig sind.
Das ist der Hinweis auf die
Verbindung mit der Sittlichkeit. Aber die Welt selbst ist aus dem Eid
geboren, sie entstand aus dem Eid. Und erst der Eid, die
Verbindlichkeit unseres Wortes, also damit das Wort überhaupt, wenn
es ein Wort ist, ist es nämlich nur Wort, weil es Eid ist, ist der
Eid also schöpferisch, und damit ist das Wort schöpferisch. Kein
Wort aus Gottes Mund, das nicht wirklich wird, real wird, Realität
wird. Und das hat nur im Eid diese Kraft. Ohne Eidesqualität, ohne
die eigentliche Sprache gibt es also gar keine Welt. Mensch werden,
heißt deshalb auf dem Weg zu einer Sprache zu sein, die ein Eid ist.
Also ist der eigentliche Mensch immer nur erst der ganz
Wahrhaftige, der Heilige. Deshalb drängt auch die ganze Welt
auf eine Sprache, die Eid ist und zwar, es war ihr Beginn. Alles, was
auf der Welt ist, erinnert sich auf eine Weise darauf und will es
wiederhaben als Seligkeit.
Es gab etwas, was diese Seligkeit zerstört
und gebrochen hat. Aber alles was ist, klammert sich an seinen
Anfang, also an sein Gründungswort. Und dieser Anfang ist zugleich
auch damit, weil er ein Versprechen ist. Ein Eid ist ein Ziel. Dieser
Anfang richtet alle weiteren Lebenswege auf dieses Ziel aus. Das gilt
auch umgekehrt. Jeder Beginn hat nicht nur einen Eid zugrunde liegen,
sondern es ist gar kein Beginn, weil er gar keine Kraft hat, ein Ziel
zu erreichen, sondern jeder Beginn trägt diese Verheißung eines
Eides auf Welthaftigkeit. Erst in der Welthaftigkeit kommen die Dinge
zu sich, weil sie damit einen Ort haben und damit in einem Netz von
Begegnung stehen, das alle Dinge umschließt wie der Fisch das
Wasser. Hinter allem Seienden, hinter allem Dinghaften steht also,
wenn wir die Gedanken zurückgehen, eine sittliche, eine ethische
Qualität, ein Wille. Hinter der Welt steht Liebe.
Nächsten Sonntag 4. Teil
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