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Sonntag, 9. Dezember 2018

Geburt aus dem Eid (2)


Video + Audio




Erneut gilt der Dank Leser B, der auch dieses Video "abschrieb" und den (spontan) gesprochenen Text somit dem Leser auf diese Weise zugängig macht.


Wir haben also, wenn wir davon sprechen, daß das Wort, die Sprache damit, auf einen Eid zurückgeht, auch davon gesprochen, daß damit alles Sprechen und damit alles Denken auf ein persönliches Verhältnis zurückgeht. Jetzt könnte man sagen, ja, wie kommt man dazu? Wir glauben ja heute doch etwas anderes, wir glauben, daß das Denken doch eine Art Summe aus irgendwelchen rationalen Gegebenheiten, Tatsachen ist. 


Wir kommen auf den Punkt, zu überlegen, woraus setzt sich Rationales denn überhaupt zusammen? Und werfen wir hier einen Mann ein, der sehr wenig bekannt ist, und das hat einfach damit zu tun, glaube ich, daß sein Denken sehr sehr korrekt war, aber damit eine hohe – wir greifen vor – eine hohe Sittlichkeit voraussetzt und damit eine ganz große Anstrengung bedeutet. Eine ganz große momentane Prüfung von Moment zu Moment – Prüfung – ob das, was ich denke, wirklich wahr ist, mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Denn das ist ja Wahrheit, eine Adäquatio, also eine Adäquatheit des Denkens der Begriffe des menschlichen Denkens mit der Wirklichkeit, mit dem Sein. 


Wir kommen also auf einen Österreicher zurück, der Kurt Gödel geheißen hat und der seine Hauptwerke Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre im Rahmen des sogenannten Wiener Kreises, verfaßt und gedacht hat. Aber auch innerhalb des Wiener Kreises, aus dem Leute wie Karl Popper oder Kurt Wittgenstein hervorgegangen sind, nicht wirklich die große Karriere gemacht hat, dann noch nach Amerika gegangen ist, geflohen vor Hitler usw. und dort ein sehr enger Vertrauter von Albert Einstein war. Wie man den Biographen glauben kann, haben sie sich täglich auf ein mehrstündiges Gespräch getroffen und Einstein, so heißt es, war sehr beeindruckt über Gödels Gedanken. Gödel hat nämlich mit einer mathematischen Präzision nachgewiesen, daß alles Denken auf ein persönliches Verhältnis, ja, auf ein persönliches Annehmen zurückgeht. 

Er ist damit nicht der allererste, es gab schon andere, mehrere, Henry Poincaré zum Beispiel. Aber er hat gezeigt, daß das Denken aus sich selbst heraus, nicht begründbar ist, damit auch nicht die Mathematik begründbar ist, auf den sich unser heutige Wissenschaftsanspruch so gerne beruft, sondern, daß auch alle Mathematik, also die angeblich oder scheinbar oder präziseste aller möglichen Denkarten auf Persönlichem bzw. auf Annahmen beruht und eigentlich damit auf einem Glauben beruht, auf einer Annahme, wie die Welt ist, also auf eine Gesetztheit - und damit auf einen persönlichen Akt.


Ich habe, um diese Gedanken nachzuvollziehen, ich sage es ganz ehrlich, zwei Wochen gebraucht, zwei Wochen nur mich mit dem zu befassen, um das nachzuvollziehen, und ich würde heute wieder zwei Wochen brauchen, um es Ihnen oder egal wem auseinandersetzen zu können, warum das so ist.

Man muß da wirklich sehr sehr genau vorgehen. Aber dann läßt es sich nachvollziehen.



Gödel ist sehr tragisch geendet. Er ist verhungert im Grunde, in Amerika, aber nicht, weil man ihn hat verhungern lassen, sondern weil er in einen ganz seltsamen Obskurantismus gefallen ist, in Spiritismus, das heißt, er hat alles Mögliche geglaubt, geistiger Seelenspuk usw. Er hat halt kein Glaubensgebäude gefunden, indem er das Geglaubte in eine rationale Form bringen konnte. 


Wir haben hier etwas sehr Wichtiges. Glaube muß gegeben werden und damit muß auch das Denken gegeben werden. Das widerspricht unserem heutigen Anspruch, indem wir voller Stolz sagen, wir können alles selber denken, wir können auf alles selber kommen, jeder einzelne kann das alles aus sich selbst heraus. Nein. Wir verdanken uns, wir verdanken unser Denken unseren Eltern, unseren Vorfahren, unserer Umgebung, der Allgemeinheit. Und das, was wir dazu beisteuern, ist meist nur etwas ganz ganz ganz ʹwas Kleines - meistens eigentlich, ganz etwas Kleines, aber darauf kommt es auch gar nicht an.


Nächsten Sonntag 3. Teil




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