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Freitag, 23. Januar 2015

Zukunft muß geschaffen werden (1)

Nun wurde der VdZ gefragt, ob er noch alle Tassen im Schrank hätte, so, wie in einem Blog-Beitrag vor ein paar Tagen, quasi zu verlangen, ein Paar solle sich einfach auf die Wundermacht Gottes verlassen und froh vor sich hin Kinder (oder Karnickel, die beiden Worte sind ja neuerdings Synonyme) in die Welt setzen. Ob der VdZ denn noch nie davon gehört habe, daß die Gnade der Natur folge weil sie voraussetze, und daß der Mensch doch dazu angehalten sei, seinen Verstand zu gebrauchen? Daraus also folge, schreibt Leser V in einem Mail, daß es sehr wohl eine katholische Pflicht zur "verantworteten Elternschaft" gebe, und die müsse auf sehr realen Voraussetzungen und Einschätzungen aufbauen.

(Höhöhö, mal langsamer die Pferde, junger Mann, das sei noch zwischengeschoben: Wischen Sie sich den Wutgeifer vom kaum bebarteten Mündelein - ich beziehe mich ganz frech auf Ihr mitgesandtes Bildnis, das sind doch Sie? - und übersehen Sie mal nicht, daß gerade oft in den wildesten Texten an diesem Örtlein ein klitzekleines Augenzwinkern versteckt ist. Sie müssen es nur sehen wollen, es ist da, hier ... rechtes Auge ... gesehen! Aber nun weiter im Text.)

Werter V, antwortet hiemit der VdZ, der wie üblich (das war so nicht geplant, werter V? es ist hier häufig; verstehe, Sie sind nicht regelmäßiger Leser, wurden nur aufmerksam gemacht, alles klar) die versammelte Leserschaft der ambrosius.konnotationen öfter mal in solche Korrespondenzen als Kiebitze mit einbezieht. Der VdZ hat tatsächlich ein nicht geringes Problem mit dem Begriff der "verantworteten Elternschaft".

Denn es stimmt zwar, was Sie schreiben, es stimmt aber nicht, wenn man die Wirklichkeit und damit die Zukunft unangemessen beschränkte und zu einem Summenspiel degradierte. Und deshalb stimmt es überhaupt nicht. Denn menschliches Handeln, wenn es denn ein solches sein will, und nicht ein bloßes Verfolgen eines technischen Ablaufs, ist zukunftsgerichtet. Aber es ist zukunftsgerichtet, weil es genau damit und NUR damit Zukunft SCHAFFT. Das heißt nicht weniger als daß der Mensch sich immer mit Aufgaben zu konfrontieren den Mut haben muß, die er noch gar nicht kennt, die er aber als Herausforderung an- und aufzunehmen bereit ist. Weil er im Morgen in ein Heute tritt, das er selbst verändert und zu einem heute gemacht hat, aus dem er wiederum ein Morgen macht. Das nicht einfach vor ihm liegt! Das zu glauben ist nur Macht der Gewohnheit. Das Morgen ist vielmehr Frucht eines schöpferischen Heute. Schöpferisches Leben hat deshalb immer eine gewisse Unplanbarkeit und Offenheit zur Grundlage.

Leben, Welt, Zukunft zu gestalten - Geschichte zu machen, im wahrsten Sinn - heißt immer einen Schritt in die Insecuritas, das Ungewisse zu machen, es zu wagen. Erst in dieser Hingabe an das eigentlich Schöpferische - Gott - wird sich auch schöpferisches Werden vollziehen, das mehr ist als bloßes Fazit, als bloße Summe aus der Gegenwart. Denn das ist keine Zukunft, das ist keine Geschichte, das ist nur Verhängnis und Unfreiheit.

Am konkreten Beispiel - der vielzitierten "verantworteten Elternschaft bzw. Familienplanung" -  gesagt könnte so eine Überlegung, so eine Vernunft deshalb so ausschauen, daß es genügt, wenn ein Paar sich guter Gesundheit und halbwegs normalen Verstandes erfreut, zwei gesunde Hände hat, um sich auch für Nachwuchs zu öffnen. 

Dieser Mut ist freilich auch zugleich ein Ausweis für Sittlichkeit. Er ist ein Ausweis für ein Leben mit Gott, das wagt der VdZ so zu sagen. Er ist deshalb graduell gewiß bei einzelnen Menschen oder Paaren verschieden. Aber er ist es, der in einem Leben mit Gott allmählich wächst, das kann gar nicht anders sein, es sei denn, Gott wird immer wieder aus dem Leben hinausgedrängt und es kommt zu keinerlei Wachstum im Sinne eines immer schöpferischeren, gnadenvollen Leben bzw. Leben mit der Gnade. Nur dort liegt deshalb auch das individuelle Maß, in dem jemand in seiner Entscheidung offen für eine schöpferische Zukunft ist. Dieses Maß kann niemand von außen festsetzen, und es kann auch nicht in einer "Normfamilie" liegen, sagen wir "drei Kinder sind ideal". Solche Aussagen sind purer Unsinn.

Denn schon aus dem bisher Gesagten läßt sich klar sagen, daß es SEHR WOHL ein Merkmal katholischer Familien und Ehepartner ist, viel Nachwuchs zu haben. Wenn auch der Umkehrschluß nicht unbedingt gilt, daß eine große Kinderschar auch einfach schon auf Katholizität schließen ließe. In jedem Fall ist die Offenheit fürs Leben ein enorm, ja: ENORM hohes Gut. Auch wenn die Eltern nicht getauft sind.


Morgen Teil 2) Der Herrgott, der das Graserl schickt. 
Wir, denen das nicht reicht.





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