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Montag, 26. Januar 2015

Von der Armut, die Armut gar nicht kennt (3)

Teil 3) Hinzufügungen, Folgerungen und Ausschweifungen zur Armut



Man erkennt nur, was man selber zu Eigentum besitzt. Nicht "Daten" machen Erkenntnis. Sondern Armut. Weil sie eine sittliche Reaktion auf das Sein fordert. In der Armut erlebt der Mensch seine irdische Machtlosigkeit. 

Deshalb reden so viele von Armut und bejubeln das sozial-liebessäuselnde Geschwätz darum, deren ganzes Leben der Umschiffung eben dieser Machtlosigkeit geweiht war und ist. Ja, sie verzichten auf Besitz - weil sie ohnehin nie welchen hatten, weil nie Eigentum hatten, weil nie begriffen haben. Sodaß ihre sozialen Großtaten das Herumwerfen mit Geld ist, das ihnen nie gehörte. Selbst wenn offiziell am Konto ihr Name stand. Oder eben auch nicht. Denn im Verteilen fremder Güter zeichnen sich gerade die Armutsbekämpfer ja hervorragend aus. 

Spätestens hier ist der Punkt, die Dimension des Begriffs der Armut aus dem Allgemeingeschwätz zu lösen. Denn was oben, in den zwei Teilen zuvor, ausgeführt ist, ist natürlich viel mehr Allgemeinprinzipien, als pekuniären Aspekten gewidmet, so eng das zusammenhängt. Aber es hängt zusammen, weil es eine Ursachenquelle hat - die Seinslosigkeit. 

Sodaß die tieferen geistigen Zusammenhänge gar nicht mehr interessieren. Nein. Nun geht es allerorten, auch und gerade in der Kirche, um vordergründige Gefühle und Strebungen. Woher diese ihr Ziel, ihren Sinn beziehen sollen wird der geistige Untergrund vernachlässigt, jeweils in die Zeit hinein neu herausgearbeitet, in seine Prinzipien nämlich, diese Antwort bleibt dem geheimnisvollen und irrationalen Wuselwirkmanderl vorbehalten. Ob das derzeitige Armutsgefasel im Vatikan, ob das Klimageschwätz der IPCC und tausender NGOs weltweit, oder politische Maßnahmen der USA, was auch immer: es fällt unter denselben Wirkmechanismus. Und unter dieselben Charakteristika: Reaktionen des Elends.

Und damit sind auch die Bejubler dieser Entwicklungen, die Liebdiener dieser "Führer", sehr ausreichend charakterisiert. Allesamt gleichfalls Elende. Denen plötzlich das Konkrete vor dem Allgemeinen geht, als wäre das dann Realität. Denen es plötzlich ein Konkretes OHNE Allgemeines gibt. Die nie begriffen haben, daß sich das Allgemeine eine Welt schafft, die im Konkreten erst dann wird.  Die deshalb der Erforschung des Allgemeinen ihr Recht absprechen, weil sie meinen, sie aus dem Detail, dem Konkreten heraus viel besser erklären zu können. 

Sie haben alle Rechte verwirkt. Gehören sie doch dem Topf der Elenden an. Also pochen sie umso mehr an technische Vollzüge, an formalistische Anerkennungsprozeduren. Pochen auf die Aushebelung von Titeln und Weihen freilich dort, wo sie ihrer eigenen Anerkennung und Durchsetzung im Wege stehen.

Es wäre kräftig mißverstanden, den schon vor vielen Jahren verfaßten Artikel des VdZ dahingehend zu interpretieren, daß er verlangte, der Kirche alle Geldmittel zu nehmen. Das Mißverständnis ist sogar oft bewußt inszeniert worden. Lustigerweise haben sich oft gerade jene dagegen ausgesprochen, die heute mit Jubelpatschhändchen Aussagen des jetzigen Papstes begleiten.

Nein. In diesem Sinn hat es der VdZ nie verstanden. Er meinte NICHT, daß der Kirche alle Vermögenstitel gestrichen werden sollten. Er meinte vielmehr, daß der Kirche die Wirklichkeit fehlt, weil sie gerade im deutschsprachigen Raum zur üblichen Beamtentrottelei herabgesunken ist. Und deshalb verneint, vehement! der VdZ Aussagen, die der Kirche jede Unternehmenstätigkeit absprechen wollen. Das zeugt nur von einem völligen Mißverständnis von Wirtschaft als Wirklichkeitsaustragung.

Nein. Die Kirche soll nur aus dem Zustand der Verbeamtung - egal, wie hoch die Gehälter sind, das ist kein Kriterium für Armut! - herausgesprengt werden. Das kann sie selbst nicht mehr, das ist die Meinung des VdZ. Weil sie selbst die Armut nicht mehr versteht. Sich selbst nicht mehr versteht. Schon gar unter diesem Papst.

Nein, im Gegenteil: Rückgabe der Selbsterhaltungsfähigkeit der Kirche, so, wie alle die Zuwendungen an Gütern je gedacht waren. Auflösung der Religionsfonds in den ehemaligen Ländern des deutschen Kaisers Josef II. (der hat diese Lösung nämlich eingeführt, weil er besser zu wissen meinte, was der Kirche gut täte, und nicht einmal in allem unrecht hatte, hier aber fundamentales, von der Aufklärung vernebeltes Unverständnis offenbarte). Mit der Verbeamtung der Kirche wurde nur erreicht, was heute allgemein und so schmerzhaft zu beobachten ist: Völlige Ahnungslosigkeit der Wirklichkeit gegenüber. Was sich nicht zuletzt in so manchen regelrecht lächerlich utopistischen Sozialforderungen der Kirche zeigt.

Im Gegenteil also, im Gegenteil zu Papstaussagen: Die Kirche muß das Unternehmertum als Prinzip wieder entdecken, nicht ablehnen. (Im übrigen wären, sind, nur die letzten Reste verbliebener Ständefreiheit das Regenerationselement der Kirche, leider völlig unerkannt, leider sogar düpiert: Diese Menschen wenden sich meist sehr mit Recht von den Trotteleien ab, die sich mittlerweile in den Pfarren - Wohlstandskrüppel - entwickelt haben.) Sie muß die Arbeit, gerade in ihrem Pendant, der Entlohnung, dem Tauschwert, als Element der Wirklichkeit wieder entdecken. So, und nicht anders, ist das "Geldvermögen" der Kirche entstanden: Als Element der Selbsterhaltung durch Arbeit, nicht und niemals als Pensionsbequemlichkeit. Die Kirche, die Klöster vor allem, waren deshalb die Grundlagen der europäischen Industrie. Sie waren die ersten, die Arbeitsteiligkeit auf der Grundlage von Gerechtigkeit und Entfaltung entwickelten. Eine Kirche der verbeamteten Vollfresser und Gehaltsempfänger, egal was sie tun, muß zwangsläufig scheitern.

Erst dann wird sie auch das Element der Kontemplativität wieder einschätzen zu lernen. Denn die Mystik ist aus der Kirche verschwunden, gerade zum Gegenteil zum offiziellen Gequatsche. Und kaum einer offenbart diesen Mangel stärker, als ein ständig in Spiritualitätsduktus säuselnder Papst.






*260115*