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Montag, 5. Januar 2015

Ohne Kult keine Dinge

Da wird nicht nur BMW noch schwer zu kämpfen haben, dem Ritus des Autofahrens andere Elemente hinzuzufügen, nein, hinzuzuerfinden, die den Verlust zu ersetzen, der die Umrüstung auf lautlose Motoren bedeutet. Denn anders, als technische Hohlköpfe glauben, ist das Wesen des Individualtransports keineswegs der technische Nutzen des Ortswechels auf ein Ziel hin. Sondern jedem menschlichen Handeln wohnt ein Ritus inne, der Selbstzweck, und Ziel des Willens zur Handlung ist. Handlung ist durch Nutzen niemals ersetzbar. 

Die Umrüstung auf Elektroantrieb ist also nicht die Veränderung des Automobils. Es ist eine neue Art der Fortbewegung. Die unter einem gravierenden Mangel leidet: Sie macht das Fortbewegen selbst sinnlich kaum noch wahrnehmbar, der Vorgang setzt sich gegen die Welt kaum noch ab, was also einen Ritus überhaupt sehr schwer möglich macht. Denn Ritus heißt Gestalt, und damit Sinnlichkeit. Und jeder Ritus hat seine Herkunft aus dem Heiligen der Weltwerdung. Nicht aus der Moral der Weltverbesserung, die - gerade! - BMW nicht ein Auto mehr verkaufen wird lassen.

Der Titel des Filmchens ist also unwahr: BMW hat nicht das Autofahren REinvented, sondern eine Fortbewegung invented, von der sie wünscht, daß sie die alte Form ablöst und ersetzt. Wie die Kutsche das Benzinauto.

Wenn aber BMW nun Weltrettung (Klimawahn, etc.) "verkaufen" will, begeht man zwei schwere Fehler: Zum einen ist ein universalistischer Wert nicht mehr produktgebunden, er ist eben - universalistisch. Damit wird das Produkt nebensächlich. Und zum zweiten: BMW tauscht damit seine Kundenschichte aus. Denn wer einen "moralischen Wert" kauft, also auf das Ding selbst verzichtet um des Nutzens, des Effekts willen, unterscheidet sich diametral von dem, der ein Ding selbst will. Zwei Kulte stoßen hier also aufeinander, deren einer fleischlich-real, deren anderer virtuell-dinglos ist.

Wie will man so ein Produkt aber verkaufen, außer durch Gehirnwäsche, entwirklichende Neurotisierung der Wahrnehmung und Manipulation? Nicht einmal einer Religion ist das je gelungen, und wo sie das versucht hat - wie die Katholische Kirche seit 40 Jahren - löst sich mit dem Kultverzicht auch die Religion auf.

Im Grundsatz aber geht BMW einen (werbetechnisch gesehen) richtigen Weg - den über einen Ritus. Und versucht einen Ritus des "Sicht-Sinnlichen" vorzuschlagen. Werbung wie überhaupt jede Verkaufsanbahnung passiert nämlich AUSSCHLIESZLICH über einen Ritus, in dem der mögliche Käufer eingeladen wird, an den Früchten des Urhebers des Ritus - was nur über Identifikation von Mensch zu Mensch (Werbung kann gar nicht nur über Dinge funktionieren, weil es gar keine Dinge gibt, ohne Ursprungsbezug auf einen personalen Urheber) - teilzuhaben. Der Kaufpreis ist dann nur die erbrachte Opfergabe.*
 





*Auch von dieser Seite also belegt sich der prinzipielle Unsinn einer "Verkaufsstrategie", das sich "am Käufer" orientiert, sodaß das Produkt beliebig wird, "je nach Kundenwunsch". Denn jeder Kunde will "mehr", als er ist (und damit hat), sonst würde er nicht kaufen. 

Und wie im gesamten übrigen Leben ist aber die Minderheit, die Nichtung des Verkäufers will über Forderungen angeblicher Bedarfsgerechtheit, die lautstärkste und aggressivste. Vorsicht deshalb vor "Kundenwünschen"! Kein Produkt kann Bestand haben, das nicht diese Wünsche übererfüllt, und mit Begriff tauft, mit Namen, was dem Käufer attraktiv erscheint schon alleine deshalb, weil es "etwas" ist. Ein lediglich "erfüllter Kundenwunsch" IST aber nichts, auch in den Augen der Kunden. Der VdZ könnte Stunden über diesbezügliche Verkaufserfahrungen sprechen. Daß dennoch oft so agiert wird, seitens der Verkäufer, hat seine Ursache in der Grundbedingung der Freiheit: dem Mut zur Gewalt, aus dem erst ein Ding geschaffen wird. Die meisten Unternehmer (und schon gar lediglich "Verantwortliche") lassen sich von Angst (oder dem Gegenteil: dem Wahn) leiten.

Daß dies zutrifft, wird in der verkäuferischen Praxis lediglich aus immer mitwirkenden, aber unerkannt bleibenden weiteren Bedigungen (durch reale Menschen) nicht immer leicht erkennbar. Vom rein Verkäuferischen her ist etwa Apple - im Kult, der an der real vorhandenen Figur, Steven Jobs, teilhaben läßt - ein Musterbeispiel dieser Grundwahrheit. Speziell im Endverbrauchergeschäft, spielt die Figur des Gründers (Eigentümers; des Ursprungs der Ware) die entscheidende Rolle. Die Liste der Beweise - im Scheitern bei anderen Wegen - ist nahezu unerschöpflich.


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