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Sonntag, 31. Juli 2011

Das Medium als Botschaft

"Die Berlingske Tidende kann in literarischer und kritischer Hinsicht [denn mit dem, was hauptsächlich ihre Aufgabe ist: dem Politischen, verhält es sich anders] am besten mit Butterbrotpapier verglichen werden; man liest es, während man speist, ja in Ermangelung einer Serviettte habe ich sogar einen Mann mit der Zeitung den Mund sich abwischen sehen.

Aber es gilt im Verhältnis zu allem, daß die Umgebung große Bedeutung hat; was darum, ohne so hoch zu sein, daß es nicht ganz gut von jedem verstanden werden kann, einen Leser wenn möglich ein wenig ernst zu machen wünscht: das muß nicht auf diese Weise gelesen werden. 

Darum wünschte ich nicht, etwas von mir in der Berlingske Tidende abgedruckt zu sehen. Lieber als die Ausbreitung, die, was ich schreibe, dadurch, daß es in der B.T. steht, bekommen kann, weit lieber wünschte ich, nur einen einzigen Leser zu haben.

Dieser Mangel an Selbstbehauptung ist und bleibt der Ruin, alles dreht sich um Geld: wenn es sich bezahlen könnte bin ich sicher, daß man einen Menschen bekäme zur Herausgabe eines Journals, das darauf berechnet wäre, nur auf dem Abtritt gelesen zu werden."

(Sören Kierkegaard, "Tagebücher", 1846)

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