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Montag, 4. Juli 2011

Wie wir einst aussehen werden

Es ist ein schrecklicher Irrtum, zu meinen, die Photographie würde dasselbe an Erkenntnis bieten wie die Wirklichkeit (die sie darstellt), oder gar mehr. Sie bleibt unendlich weit zurück! Die Photographie - und damit der Film - funktioniert nur unter Bezug auf die reale Erfahrung des Betrachters. Mehr kann sie nicht wachrufen. Selbst jede Theateraufführung ist deshalb dem Film unschlagbar überlegen. Denn hier kann der Betrachter in einer sinnlichen Fülle angesprochen werden. Die Photogaphie ruft nur - und das unvollkommen - wach, was im Betrachter bereits da ist.

Deshalb ist nach dem Betrachten eines Films oder einer Photographie eine innere Leere festzustellen - mehr, oder weniger. Denn er bereichert nicht.

Zur Kunst kann eine Darstellung erst dort werden, wo sie die zeitliche Dimension des Dargestellten in einen ewigen alles umfassenden Querschnitt bringt - in eine (wie Florenski es ausdrückt) Vorschau wie wir einst, im Himmel, bzw. nach der Neuschöpfung, nach dem Jüngsten Gericht, aussehen werden.

Diese Möglichkeit war, so meinte Chaplin, mit dem Ende des Stummfilms, mit dem Beginn des Ton-, und gar des Farbfilms, so gut wie nicht mehr gegeben. Denn er verläßt die Abstraktion so weit, wird so konkret, daß der Betrachter kein abstrahiertes Bild mehr serviert bekommt, das er sich im Sinn ausdeutent, sodaß in seinem Geist dieses Vorausbild entsteht, er das Transzendentale des Gestalthaften damit erfaßt. Er bleibt ... banal.



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