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Samstag, 30. Juli 2011

Statt Dänemark nehme man ...

Die ganze Furcht vor X ist eine Einbildung, ein Spiel, ein neuer Versuch, der Nationaleitelkeit zu schmeicheln. Eine Million Menschen, die selber redlich sich eingeständen, daß sie ein kleines Volks sind, und nun vor Gott ein jeder besonders, sich entschlössen zu sein, was man ist, sind eine ungeheure Macht; hier ist gar keine Gefahr. Nein, das Unglück ist ein ganz anders; das Unglück ist, daß dieses kleine Volk demoralisiert ist, zersplittert in sich selbst, ekelhaft neidisch, Mann gegen Mann, aufsässig gegen jeden der regieren soll, kleinlich gegen jeden, der etwas ist, frech und zügellos, aufgeschwemmt zu eine Art Pöbeltyrannei. 

Das gibt ein schlechtes Gewissen, darum fürchtet man X. Aber keiner darf sagen, wo das Unglück liegt - so schmeichelt man all diesen ungesunden Leidenschaften und wird sich selber wichtig dadurch, daß man gegen X kämpft.

Es steht Dänemark eine ekelhafte Periode bevor. Spießbürgergeist und kleinliche Gereiztheit gegeneinander; man wird zuletzt verdächtigt werden, für X zu sein, wenn man nicht eine bestimmte Hutform hat usw. Andererseits der kommunistische Aufstand; jeder der ein wenig besitzt, wird angezeigt werden, verfolgt mit Hilfe der Presse.

Sieh, das ist Dänemarks Unglück - oder dies ist die Strafe über Dänemark, ein Volk ohne wahre Gottesfurcht, ein Volk, das nur Stadtklatsch zum Nationalbewußtsein hat, ein Volk, das das Nichtssein vergöttert, ein Volk, in dem Schulbuben die Richter sind, ein Volk, in dem die, welche lenken sollten, bange sind, und die, welche gehorchen sollten, frech sind, ein Volk, wo man jeden Tag einen neuen Beweis dafür bekommen kann, daß keine öffentliche Sittlichkeit im Lande ist - ein Volk, das gerettet werden muß, entweder durch einen Tyrannen oder durch ein paar Märtyrer.

Sören Kierkegaard, Tagebuch 1848


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