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Samstag, 2. Juli 2011

Wer zum Teufel ist Abe?


Man muß es ja nicht übertreiben, meinen Sie? Aber die nun vor der Einführung stehende "leistungs- und neigungsbestimmte Gesamtschule mit Kurssystem", dien dasnangeblich längst überholte Klassensystem ersetzen soll, hat ein großes und enorm erfolgreiches Vorbild - das Schulsystem der USA. Das ich schon vor bald 30 Jahren in einem Universitätsseminar analysieren durfte. Dort gibt es schon Jahrzehnte dieses Kurssystem, dort gibt es dieses Eingehen auf Neigungen und Leistungen der Schüler mit Speziallehrern und winzigen Leistungskursen ... zumindest war es einmal so gedacht.

Wie erfolgreich es arbeitet, das beweisen ja von Jahr zu Jahr mehr überraschende Erhebungsergebnisse. So berichtet die Presse, daß nur noch jeder zehnte Amerikaner mit dem Namen "Abraham Lincoln" etwas anfangen könne.

Nur gut ein Drittel der US-amerikanischen Viertklässler weiß, welchen Zweck die Unabhängigkeitserklärung hatte, nur jedem zehnten ist der Name Abraham Lincoln ein Begriff. Weniger als ein Viertel der Zwölftklässler weiß, dass China im Koreakrieg gegen die USA kämpfte. Ein landesweiter Geschichtetest bestätigt ein abgedroschenes Klischee: Amerikas Schüler sind in Sachen Geschichte oft ahnungslos.

Einen kleinen Einblick in den Kurs gewinnen Sie, wenn Sie die Homepage des Erhebungsinstituts ansurfen. Was die Frage aufwirft, um welche Form von "Wissen" es überhaupt geht, das Bildchen vermittelt ja einen kleinen Eindruck. Immerhin: Die lockere, formlose und unkomplizierte Art der Amerikaner, die auch der Verfasser dieser Zeilen schon mehrfach kennen- und liebenzulernen die Gelegenheit hatte, könnte also ganz andere Gründe haben, als die Weite und Umfassendheit der Persönlichkeit. Sie könnte schlicht naive Ahnungslosigkeit, völliges Unverständnis für die Welt wie sie wirklich ist und funktioniert sein. Was sie täglich in ihrer Außenpolitik ja bis zum Überdruß beweisen. Aber lassen wir das, wir mögen sie trotzdem, nicht wahr?

Und hier soll es natürlich nicht um lächerliche Details gehen - wer Abraham Lincoln war, das dürften auch in Österreich und Deutschland nicht viel mehr Grundschüler als in den USA wissen. Und mein Gott, Geschichte ist ja nicht alles, es ist nur bedeutend für das Verstehen der Gegenwart - und dafür hat man ohnehin das Internet! Und die Weisheit der Politiker. (Wobei: woher stammen die in einer Demokratie? Wer wählt sie, und beurteilt somit ihre Problemlösungskompetenz?)

Aber hier geht es um ein Prinzip: die Gesamtschule, gerade in der angedachten Ausführung, wird wie in den USA ein Zweiklassen-Schulsystem bringen. Wer immer hinkünftig möchte, daß seine Kinder nicht verblöden, und wer es sich leisten kann, wird eine der - in Korrespondenz mit ihrer Anerkennung im Preis steigenden - privaten Schulen ansteuern. Wo es dann alles gibt, was angeblich pädagogisch so schädlich und wenig neigungsspezifisch ist. Öffentliche Schulen werden nur noch den sonst nicht verwertbaren Abschaum produzieren ...



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