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Montag, 27. November 2023

Gruß aus der Küche

Eine Passage, an der in den letzten Tagen gearbeitte wurde, al undals Gruß voim Koch,. Einige Seiten aus dem Roman, der auf mittlerweile über 700 Seiten angewachsen ist. Ein Ende ist nciht absehbar, die Figuren hören nicht auf, zu fordern. 

Ausschnitt aus Buch 2, Seite 476 ff.

Was jetzt natürlich genau umgekehrt war. Aber ich wollte nichts sagen, sie war so stolz.Gut. Ich fuhr an. Die Kebaps waren sowieso schon kalt. Und sie war am glücklichsten, wenn sie sie die Augen schließen und den Kopf auf meine Schulter legen konnte.
Da vorne links?
Sie nickte.
Und die nächste rechts?
Sie nickte.
Ich verkniff mir jeden Versuch, ihre Anweisungen zu beurteilen, und fuhr, wie sie es mir sagte. Als wir nach mehreren ihrer Abbiegehinweise auf der Autobahn Berlin-Hamburg waren, wußte ich aber definitiv, daß wir falsch waren. Mäuselchen, das kann nicht stimmen, noch eine Stunde und wir können in Hamburg frischen Fisch im Hafen essen.
Sie suchte mit hochrotem Kopf auf der Karte, wandte sie um (aber da war nur das Straßenverzeichnis), und  bald liefen ihr Tränen über die Wangen. Ich bin so schusselig, sagte sie verzweifelt, ich weiß nicht mehr wo wir sind. Und mit großen, tränenumflorten Augen schaute sie  mich an: Da müssen wir noch hin, und sie zeigte auf den letzten Namen auf der Liste. Mögst du mir helfen?
Paß auf, wir fahren die nächste Abfahrt ab, dann fahre ich nach Berlin zurück, und ich schaue mir dann an, wie wir doch noch in die Sonnenallee kommen, ist dir das recht?
Sie nickte , warf sich dann auf meine Brust. Ich bin so dumm, ich habe alles verschüsselt
Mäuselchen, ach mein Mäuselchen, das kriegen wir hin, wirst sehen, ja? Ich nahm ihr Kinn und küßte sie. Du bist nur ein bißchen müde, denn du hast heute genug gearbeitet, ja? Jetzt ruhst du dich ein wenig aus, und ich arbeite, und fahre uns in die Sonnenalle, einverstanden?
Sie  nickte. Papa hat gesagt, daß wir dort unbedingt noch hinfahren müssen.
Na das schaffen wir auch noch. Schau, wieviel wir heute schon geschafft haben!
Sie nickte tapfer. Gell? Wir haben schon viel geschaffen.
Also … wo haben wir den … ah, da! Moment, Mäuselchen … da ist ja noch einer …
Sie wirkte jetzt richtig erschrocken. Den machen wir zu Schluß, ja?
Aber wir …
Bitte, ganz zu Schluß, ja?
Na but, wenn du das so willst. Und ich bing im Kopf die Straßen durch, die wir nun nehmen mußten. Allerdings kannte ich den Ortsteil noch überhaupt nicht.
Ganz shcön weit, murmelte ich..
Sie legte den Kopf auf meine Schulter, und machte die Augen zu. .
Eine Viertelstunde später gaben wir die vorletzte Lieferung ab. Wie bisher lief alles problemlos, was mich allmnählich gar nicht mehr wunderte. Obwohl das Essen, das wir mittlerweile lieferten, sicher schon kalt war.
Dem Empfänger – ein hagerer Mann sehr türkischen Aussehens (also wie man sich das in Märchenbüchern vorstellt), mit einem Schnurrbart, der bis an sein Kinn reichte, schien das aber ziemlich gleichgültig zu sein. Er deutete einem Mitarbeiter, die die Kartons auslud, bückte sich, um in den Wagen zu schauen, erblickte Yildiz die er offensichtlich kannte, denn er winkte ihr kurz zu, und drückte mir eine zerknüllte Papiertüte in die Hand, in der ich ein Bündel Geldscheine fühlte. Nervös schaut er um sich. Ich ließ die Tüte sofort in meiner Gesäßtasche verschwinden. Das machte ihn ruhiger.
Währenddessen war Yildiz aus dem Auto gestürzt, und hatte sich in die Halle geflüchtet, wo sie eine Toilette suchte. Ein Arbeiter in Overall wies ihr den Weg. Kreidebleich kam sie wieder.
Was ist mit dir?
Mir iss ssso slecht, meinte sie, und ließ sich von mir die letzten Speichelreste vom Kinn wischen..
Hast du etwas Falsches gegessen?
Sie zuckte mit den Achseln. Vielleisst, wimmerte sie, und setzte sich wieder ins Auto. Dort legte sie den Sitz zurück, vergrub sich darin, und schloß die Augen.  Den ganzen Rückweg über klammerte sie sich an meinen Arm (mit dem ich versuchte, wenigstens so halbwegs die Gänge zu schalten). Während sie ihre Hand auf den Bauch gelegt hatte, murmelte sie im Halbschlaf „Erla … Erlegunde … Erlabunde … Erla …“, ehe sie sich auf ihren Sitz rollte und die Augen zumachte.
Nach ein paar Minuten richtete sie sich wieder auf. Sind wir schon da, fragte sie ganz leise?
Gleich, Da vorne muß das irgendwo sein …
Sie wirkte mit einem mal ungeheuer nervös. Sie legte ihre Stirn in Falten, undauf einmal wirkte sie fast verzweifelt. Wir müssen da hinfahren, sagte sie, und in ihrer Stimme war fast ein Weinen.
Ja, Mäuslein – sag, geht es dir gut?
Sie nickte. Schnell, sagte sie, fahren wir ganz schnell, gall?
Nur noch der, dann ist Feierabend.
Sie kauerte sich in ihren Sitz.
 
Der Verkehr war nervtötend. Als wäre Berlin ein einziges Autoband, das sich zäh durch die Stadt schlängelte, kamen wir einfach nicht voran.  Ich begann zu schimpfen, weil ich ja die Fracht auf der Ladefläche wußte. Alles wurde kalt, unc ich hatte Befürchtungen, daß man die Ware nicht mehr annehmen würde.
Wen müssen wir noch beliefern?
Sie wirkte eigenartig verstört. Das ist eine böse Firma, sagte sie dann nach einer Weile. Ich bin herzlich, daß du mit mir bist, weißt du? Die sind oft ganz böse mit mir.
Wegen des kalten Essens,? Kommst du immer so spät her?
Die essen es gar nicht, sagte sie leise. Da ist nur das Umschlag wichtig. Wir sind gleich da. Da vorne, wo das hohe Baummast ist, mit dem gelben Schild, siehstest du das?
Ich merkte, daß sie jetzt zu zittern anfing. Mäuschen, was ist los mit dir?
Da liefern ihr Tränen über die Wangen. Ich habe Papa shcon immeriger uznd immeriger gesagt, daß ich da nicht hinfahren will. Da ist so ein großer Hund, und alles dort ist böse, ich kann das spüren.
Sie warf sich jetzt auf meine Brust.
Mäuschen, was ist los mit dir? Ich bin doch da! Du mußt dich nicht fürchten.
Du tust mich beschützigen, gell, sagte sie unsicher?
Natürlich beschütze ich dich. Du bleibst sitzen, und ich mache das, ja?
Dann mache ich alles Knöpfe runter, sagte sie, und faßte sich ein wenig. Bleibt noch stehen, ja? Wenn du da vorne, ja, da, hineinfahrst, ja
Auf einem Parkptreifen vor einer Apotheke hielt ich an. Sofort kroch sie zu mir auf den Fahrersitz, und setzte sich so, daß sie die Beine seitlich zusammendrückte, um dann ihren Schoß ganz eng an den meinen zu drücken. Dann atmete sie tief aus.
Mäuslein, mein Liebes, alles ist gut. Ich schütze dich, hab keine Angst.
Sie nickte. Lange schauten wir uns in die Augen. Dann begann sie, mich im Gesicht mit ihren weichen Lippen abzuküssen, ging über zu Hals und Brust, während ihr Schoß immer wieder nach vor zu rücken versuchte. Ich strich ihr durch die Haare. Wie lieb hatte ich sie, und nur die Vorstellung, daß ihr jemand etwas antun könnte, ließ ungeheure Energie in mir aufsteigen.
Hast du mich liebig, flüsterte sie?
Und wie ich dich lieb habe.
Ich leibige dich so, hauchte sie.
Ich L I E B E dich so, widerholte ich.
Du liebigst mich so, gell?
Du liebst mich so, wiederholte ich, um es ihr vorzusagen.
Ja, Liebling, ich liebige dich so so so … und sie öffnete mien Hemd und begann, meinen Bauch zu küssen.
Mein Mäu7schen  mag …
Sie nickte. Oft oft oft, flüsterte sie. Plötzlich sah sie erschrocken zu mir auf. Nein, nicht … also … du … du wilisst es, ja? Nur dann, Liebling, nur dann!
Sie kam an mein Ohr und flüsterte dann: Ich gehörige nur dich, das weiß du, ja? Nur dich.
Nur dir.
Sie strahlte übers ganze Gesicht. Wir gehörigen … dich … nein …. Wir alle gehörigen …
Uns, ergänzte ich. Einander. Einander ist besser.
Mit großen Augen schaute sie meinen Lippen zu. Einander.
Wir gehören einander, sagte ich leise, und legte meine Lippen afu ihreN Mund. Sie schmeckte so süß.
Da zuckte sie zurück. Bin ich stinkig?
Was?
Ob ich …
Wie kommst du darauf?
Mama sagt immer, daß ich stinkiger bin, und dann habe ich Angst, daß …
Mäuschen, du riechst so gut! So unglaubich gut! Und zur Bestätigung sog ich tief Luft durch die Nase. Mhmmmm, sagte ich dann. Ich kann dich nicht genug riechen.
Sie schmunzelte. Plötzlich verschwand ihr rechter Arm durch den Ärmel, nestelte unter ihrem Kaftan, udn mit einem mal schob sie dann das Kleidungsstück auf der einen Seite über ihre Schulte.r Sie hob den Arm, und schaute mic verschmitzt an. Das magst du, gern riechst, gell? Und sie kam mir der Achsel näher.
Ich nickte, udn vergrub meine Nas e in ihre Achsel. Du hast ja wieder Haare unter der Achsel, flüsterte ich.
Ihre Augen flackerten unsicher. Ich habe denkig … gedicht …
Gedacht.
Sie nickte. Ja, gedacht, daß du das mögerst? Ganz leise war das gewordne.
Oh ja, sehr richtig gedacht, sagte ich genau so leise zurück. Ich liebe deine winzigen, feinen Achselhaare, Mäuschen.
Aber unten nicht so, gell?
Ich zuckte mit dne Achseln. Nicht ganz, aber bei dir …
Unten mache ich das nicht, ich versprechige es, ja?
Ich lachte. Dann tat ich so, als wollte ich ihre Achselhärchen mit dn Lippen ausreißen.
Sie gluckste.
Tut das weh?
Sie nickte. Dann aber legte sie ihren Mund auf meine Brust udn begnn, meine Brusthaare auszuzupfen.
Au!
Sie grinste. Schischt du, nuschelte sie, so ein bißchen tut es weh. Ich muß dich strafigen … gluckste sie dann, udn zupfte mit den Fingern ein nächstes Haar aus.
Aber ich war doch nicht böse, oder?
Nein, mein Liebling, nicht bösig, ich bin schon wieder lieb, zu dir, siehst du? Und sie küßte mich am ganzen Oberkörper. Ganz liebig, so möchtest ich dich sein. Nur liebig … und sie legte ihre Wange an meine Brust.
Minuten saßen wir so da-. Ich streichelte ihre Wangen, und sie schloß ihre Augen und wurde ruhig und weicht.
Masgt du mich gerne lehrigen, flüsterte sie unvermittelt?
Nur, wenn du es magst. Ich möchte enich tdien Oberlehrer sein.
Klugwiss … nein
Klugscheißen.
Sie nickte. Das magst du nicht, gell Aber ich sprechige nicht so gut, das magst ich nicht, ich habe dann Angst, daß du …
Ach Mäuschen, hab keine Angst! Ich verstehe dohc gut, was du sagst, weil ich verstehe, was du sagen willst! Das ist das Wichtigste.
Sie kuschelte sich an mich. Ich mag nicht mehr aus dem Auto gehen, sagte sie dann.
Gemütlich hier, gell?
Sie nickte. Es ist wie im Bauch einer Mama, Carlo. Können wir nicht hie rwohnigen?
Ich lachte. Udn wir malten usn dann aus, wie wir das Auto umbauen könnten, daß es als Wohnugn taugte. Aber wo duschen wir, fragte ich dann?
Sie überlegte. Mit spitzem Mund sagte sie dann: Dann fahren wir zum See, und baden.
Und i Winter?
Das Argument wog. Ihr habt so kalte Winter, nickte sie bedauernd. Dann zuckte si emit den Achseln. Glqaubst du, daß ich stinkere, wenn ich …?
Naja, möglich wäre es dann schon.
Sie nickte. Aber, lachte sie dann, ab und zu kommen dann kleine Kinder aus dem Auto, weioßt du das? Dann kam sie mit ihrem Mudn ganz nahe an mein Ohr. Weil ich Kinder kriegigen kann, weißt du?  Mit großen Augen schaute sie mir in die meinen, udn sagte dann ganz langsam und mit wichtigem Unterton. Ich kann Kinder habne, weißt du? Ich kann einem auch Kinder schenkigen, weißt du? Und wie stolz sie nun war.
Ich wieß, mein Liebling, ich weiß, und …
Und magst du das, gell?
Ich nickte. Sehr!
Sie strahlte übers ganze Gesicht, und wirkte so glücklich, daß nun ich es war, der tränen in den Augen hatte. Zärtlich nahm ich ihr Gesicht in die Hände, und küßte sie. Sie lachte glücklich.
Dann bin ich auch Mama, und … und …
Und ich Papa.
Sie nickte mit ernster Miene. Und dann sind nur wir … nur wir … Plötzlich schossen ihr wieder Tränen über die Wangne.
Ich ahnte, was sie dachte. Mit ebenso ernster Miene sagt eich dann mit fester Stimme: Nur wir.
Nur wir uns beide, gell?
Ich küß´t ihr die Tränen von den Wangen. Nur wir.
Immer und immerig?
Immer und immerig.
Es schien sie zu beruhigen, aber ganz sicher wirkte sie noch nicht. Das würde noch länger dauern, dachte ich, und brachte das Gespräch auf andere Themen.
Hast dzu ein neues Gewürz entdeckt?
Sie llegte die Stirn in Falten. Ein eues Gewürz? Da fiel es ihr ein. Ja! Hast du es gemerkt? Sie strahlte wieder.
Natürlich! Beim Lamm Ankara …
Kaiseri, korrigierte sie.
Oder Kaiseri. Jedenfalls ….
Ja, und dort tue ich jetzt … das ist eine Mischung mit … Minnze?
Minze.
Und noch ein püaar Gewürz. Schmeckt es dir?
Ausgezcichnet, Mäuschen, du hast dich wieder einmal selbst übertroffen.
Sie gluckste vor Lachen. Dabei ist es gar nicht viel Geld!
Nicht teuer?
Ja, nicht teurer. Ich kann es in der Türkye bestellen. Wir haben es früher oft gemacht, und ich habe mich erinnerst.
Erinnert.
Ja, erinnert. Und dann habe ich es bestellt. Schmeckt es dir, gell?
Und wie!
Sie legte ihre Wange wieder an meine Brust. Wir mögen das gleichige wie in unserer Kindheit, flüsterte sie, und wirkte so glücklich dabei, daß ich hofftte, daß die Trübung der letzten Minuten wieder verschwunden war.
Komm, sagee ich dann, wir müssen das Zeug liefern.
Das Zeug, grinste sie. Das Zeug ….
Der Innenhof, in den wir einfuhren, wirkte tatsächlich seltsam. Mülcontainer ließen nur eine schmale Fahrrinne, und überall lag Dreck, rostiges Zeug, Autoreifen, und es tank erbärmlich. Ich kurbelte das Fenster herunter und erkundigte mich, wo ich abliefern sollte.
Der Mann ging einmal ums Auto herum. Als er das Firmenschild sah, nickte er. Dann deutete er zu einer Rampe. Ich fuhr hin und öffnete die Türe, um auszusteigen.
Nicht aussteigen“ Leise, aber fast panisch hatte Yildiz es gesagt.
Aber wie …
Ich kurbele immerig das Fenster auf, flüsterte sie hektisch Nicht aussteigen, Carlo, bitte!.
Ach was, sagte ich, und  stieg aus. Dann begann ich, die Kartons aus dem Laderaum auf die Rampe zu schlichten. Dabei hörte ich, wie Yildiz die Sperrknöpfe des Autos zudrückte. Allmählich wurde mir doch ein wenig mulmig. Erst recht, als ein ungewöhnlich dicker Mann aus dem Dunkel der Halle kam, und mich mit zusammengekniffenen Augen musterte. Seine fleischigen Hände hatte er in den Taschen seiner Jean stecken, wobei ich mir nicht sicher war, ob er sie nicht hielt. Denn am Gesäß war sie weit nach unten gerutscht, und gab das im Bühnenjargon „Maurerdekollete“ genannte Spiel – auf der Bühne ein furchtbarer Fauxpas, der aber ab und zu vorkam, weil man bei Kostümen oft zu einseitig auf Optik achtet, nicht aus Paßgenauigkeit (ich habe schön mit Kostümen gespielt, wo man aus Kostengründen ein altes, abger zu kleines Kostüm eingesetzt hate, bei dem ich mich nie umdrehen hätte dürfen, weil sie am Rücken aufgeschnitten und nur soweit zusammengeheftet waren, daß sie vorne hielten, und mehr sollte ja nicht zu sehen sein) -  halb entblößter Arschbacken zum Besten. .
Du bist neu, sagte er mißtrauisch, an sich aber in gutem, fast akzentfreien Deutsch. Das aber nie angenehm hätte klingen können, weil er eine stark vom Rauchen beschädigte Stimme hatte. Ein Umstand, den er auch dadurch erkennbar machte, als er nun hustete, und dabei aus den Tiefen der Lungenalviolen scheinbar Unmengen von Schleim in die Kehle beförderte, die er dann von der Rampe knapp neben  unser Auto spuckte.
Seine Ausdünstungen waren ekelerregend. Alles an ihm schien speckig und schmutzig. Sogar sein Blick, als er Yildiz schaute. Denn ich deutete als Ausweis aufs Auto. In dem er offensichtlich jetzt Yildiz erkannte. Da stieß er einen widerlichen Lacher aus.
Haha, mußt du sie bewachen, das Lämmchen beschützen, was? Hahaha … hat die Schnalle Angst gekriegt, was? Hahaha kchkchkchkch … ffft … kchkchkch … hahah …kchkchkch …ffffft.
Haben sie mir etwas zu geben, sagte ich mit belegter Stimme. Ich würde lügen wenn ich nicht zugäbe, daß er mich eingeschüchtert hat. Und im Grunde wußte ich ja gar nicht, was ich tat oder zu tun gehabt hätte. Erst von Yildiz hatte ich erfahren, daß ich diese Umschläge entgegennehmen und einfach einstecken sollte.
Nicht einmal zählen?
Sie hatte den Kopf geschüttelt. Nur nehmen und Papa geben.
Und wenn …?
Heftig hattet sie daraufhin den Kopf geschüttelt. Das traut sich keiner, sagte sie und sah mich mit seltsamem Blick an.
Da hatte ich sie angestarrt. Sekunden waren wir uns so gegenübergesessen.
Nur nehmen. Sie fürchten sich, sagte sie.
Eigentlich fürchte ich mich, hatte ich daraufhin leise gesagt.
Darauf hatte sie nichts erwidert.
Und tatsächlich war das alles bisher völlig glatt gelaufen. Doch die Situation jetzt empfand ich freilich als Höhepunkt.
Ohne ein Wort der Erklärung – aber diese Geschichte kannte ich ja mittlerweile - griff er in die Innentasche seiner Windjacke, holte einen zerknitterten Umschlag heraus, und drückte ihn mir in die Hand. Dann deutete er träge mit seiner dicken Hand in Richtung Yildiz, was wie ein resignierter Gruß wirkte. Mit wurde ganz eigen, als ich das sah. Und sah, daß Yildiz nicht nur nicht mit einem Gegengruß reagierte, sondern sich noch tiefer in ihren Sitz drückte. Ich meinte auch zu sehen, daß sie ganz blaß war..
In der Zwischenzeit hatte der andere einen Karton aufgerissen, und einen Kebap herausgenommen. Er nahm alles Fleisch daraus, und warf es zu Boden. Erst das Brötchen mit dem Salat aß er.
Yildiz war tief in ihren Sitz gedrückt. Mit dem einen Arm aber hatte sie zur Fahrertür getriffen und hielt den Sperrknopf in der Hand. Als sich unsere Blicke kreuzten, deutete sie mir, rasch zu kommen. Kaum saß ich wieder am Steuer, stürzte aber eine riesige Dogge auf uns zu. Ich kurbelte rasch die Fenster hoch. Gerade rechtzeitig. Der Hund knallte mit seiner Schnauze gegen das Seitenfenster, das von Unmengen Schlatze bedeckt wurde.
Blödes Vieh, knurrte ich.
Yildiz hatte sich längst an meinen Arm geklammert und vergrub ihr Gesicht in meinen Hemdsärmel.
Besonders das mächtige, ausgereckte Geschlecht widerte mich aber noch mehr an. Yildiz hatte Recht, hier war alles auf eine nicht näher definierbare Art böse. Yildiz hatte sich ganz tief in ihren Sitz gedrückt. Sie zitterte. Es war das erste mal, daß ich sah, daß sie sich vor einem Tier fürchtete! Hektisch startete ich, udn verließ rückwärts langsam zwischen den Kisten und Container lavierend aus dem Hof.  Nichts wie weg, dachte ich, das war ja wie eine Falle! Mir lief eine Gänsehaut auf, wenn ich mir vorstellte, wie Yildiz hier allein ihren Auftrag erledigt hatte.
Sie war auch heute völlig aufgelöst, blaß, und zitterte wie Espenlaub..
Mäuschen, was ist …
Da ist alles so …. Böse, böse, sagte sie. Und dann weinte sie. Ich habe Papa …
Du wirst da nicht mehr herfahren, Mäuschen, ich werde mit Yussuf reden.
Ich war richtig wütend auf ihn. Ihr das zuzumuten!
Sie klammerte sich an meine Brust. Nie mehr, Carlo, gell? Nie mehr.
Ich srtich ihr durch die Haare. Nein, nie mehr.
Langsam beruhigte sie sich wieder. Nie mehr, flüsterte ich ihr noch einmal ins Ohr, während sie scheinbar einschlief. Ihre Wachsein reichte nur noch für ein ganz  zartes Nicken.
Eine Viertelstunde versuchte ich dann, mich irgendwie in Berlin zu orientieren. Die Gegend, in der wir gewesen waren, war mir vollkommen fremd, ich wußte nicht einmal mehr, in welchem Bezirk sie lag. Als ich endlich ein mir vertrautes Gebäude sah, und meinte, von dort wieder die Richtung zu wissen, übersah ich in meinem Eifer fast einen von einer Seitenstraße zufahrenden Audi. Mit quietschenden Reifen konnte ich gerade noch rechtzeitig anhalten. Der Mann am Steuer deutete mir einen Vogel.
Yildiz war darüber aufgewacht. Der ist falsch, gell?
Er darf nicht einfach so aus einer Nebenfahrban auf die Hauptstraße fahren,, genau.
Da deutete Yildiz einen Vogel zurück Ich mußte herzlich lachen. Das hatte so komisch ausgesehen – dieses kleine Frauchen, der große Wagen, der dicke Fahrer, und Yildiz Yogelzeig, köstlich.
Außerdem, sagte ich, haben wir Vorrechte. Wir wohnen ja hier!
Yildiz platzte vor Selbstvertrauen, und das war mir Grund zu großer Freude. Vor allem, ale ganz selbstverständlich eine Hand ayuf meinen Arm legte und mich fest packte, durchströmte mich etwas, das mich einfach nur glücklich machte. Sie war sicher durch mich, dachte ich. Ich kann ihr Sicherheit geben!.
Genau, schimpfte sie nach außen nach. Du hast falsch, nicht wir! Um dann richtig loszuschimpfen. Du kannst ja nicht einmal auf den Rückbank kriechen, weil du so dick bist.
Und sie lachte und lachte, und ich hörte ihr Glück, hörte befreite Fröhlichkeit heraus. Dann warf sie sich in den Sitz zurück ,und warf mir ienen versteckten Blick zu.
Ich mußte längst nur noch schmunzeln.
Vermutlich wollte sie nicht, daß ich es merkte, aber ich sah, daß sie nun an ihrem Kaftan herumfummelte. Blitzschnell kam sie mit ihrer Hand wieder hervor, schob mir ihre Handfläche vor die Nase, und musterte mich mit schelmischem Gesichtsausdruck.
Ohhh, ich wußte was sie gemacht hatte.
Mhmmm, schnurrte ich.
Weißigst du, was du riechigerst, flüsterte sie mit geheimnisvollem Ton in der Stimme?
Ich nickte. Der schönste Duft der Welt, flüsterte ich ebenso geheimnisvoll zurück.
Sie gluckste. Dann beugte sie sich zu meinem Ohr. Du magigst das, gell?
Ich nickte, ganz langsam, damit sie ihre Hand nicht wegzog.
Ich komme in der Nacht wieder, flüsterte sie. Mögigst du?
Ich blinzelte ihr zu.
Sie kuschelte sich an meine Schulter und seufzte tief. Leise summte sie ein türkisches Lied. Als ich beim Refrain – sie hatte das Lied schon oft gesungen – mitsummte, krallte sie sich an meinen Arm und drückte ihr Gesicht in mein Hemd. Ich sah, daß sie wieder Tränen in den Augen hatte. Tränen der Freude. Fröhlich sang sie das Lied zu Ende.
Einige Zeit schwiegen wir dann.
 
Dieses letzte Ereignis aber beschäftigte mich noch.  Weil sie wieder stabil und seelisch kräftiger wirkte, kam ich aber noch einmal auf das Thema zurück.
Mußtest du dorthin scin oft fahren?
Manchmal und dann und so.
Und immer … alleine?
Sie nickte.
Immer alleine? Wirklich?
Sie hatte wieder Tränen in den Augen.
 Ich war so furchtig oft, und dann der … der … Jetzt weinte sie wirklich wieder.
Ich kochte vbor Zorn.
Sie nickte. Niemand magst das sonst, sagte sie leise. Dann schaute sie zu mir. Wer sollst das sonst machen? Cemile? Mama?
Ich schüttelte mißmutig den Kopf.
Aber du … es ist …
Ich war so wütend, daß ich in meiner Vorstellung Yussuf grün udn blau schlug. So ein feiger Hund, dachte ich empört..Läßt dieses werhlose Mädchen … unausdenkbar!
Wußte dein Vater, wie es dort ist?
Mehr an Gerechtigkeitssinn war mir nicht mehr zu entlocken. Vielleicht wußte er ja gar nicht, was er Yildiz da antat.
Sie zuckte mit den Schultern.
Du hast ihm nie etwas gesagt, stimmt’s?
Sie nickte.
Naja, vielleicht war Yussuf doch nicht so ein mieser Hund, überlegte ich, chon ein wenig innerlich ruhiger geworden. Ich wollte das aber klären. Unabhängig, daß man das auf keinen Fall so lassen konnte. Yussuf mußte sich etwas anderes einfallen lassen.
Tapferes Mädchen, sagte ich leise, tapferes Mädchen, so ein tapferes Mädchen … Ich legte meinen Arm um sie. Sie schmiegte sich an ihn, und nickte erschöpft etwas ein. Ich konnteaber auch spüren, daß sie immens erleichtert war weil nun die Hoffnung hatte, daß diese Sache nicht mehr auf sie abgeladen wurde. Es war ungemein fordernd für mich, aber auch ungemein wohltuend, ihr Vertrauen in mich zu spüren. In diesem Fall wurde mir besonders bewußt, daß ihr dazu reichte zu wissen, daß ich nun – an ihrer Seite – von Dingen, die sie bedrückten, einfach wußte. Sie wußte, daß das für sie Erleichterung bringen würde, die sie aus sich heraus nie gesucht hätte. Ich habe bei ihr dabei etwas erfahren, das vorher gar nicht kannte: Dankbarkeit.
Ihr Vertrauen war auch in dem Fall berechtigt. Ich ließ nie mehr zu, daß sie zu diesem einen Kunden je noch einmal fahren mußte.. Die Botentouren hat später Oscar – Sie werden ihn noch kennenlernen, werter Leser! – übernommen. Bis an jenen Tag (ich greife vor), an dem es fort angeblich zu einer Auseinandersetzugn gekommen war, über di eaber der Mantel des Schweigens gebreitet wurde. Die Polizei tappte fand nie den Täter, der den Fetten erschossen hatte Es gibt im Geflecht der Menschheit so manche schwarze Stellen, die wie eine Gegenwart der Hölle sind. Dort geschehen auch nur solche Dinge, die in diese Sphäre passen. Ich habe nie verstanden, was manche Menschen dazu bringt, ihr Lben in eine solche Sphäre zu stellen, oder sie sogar zu schaffen. Aber ich habe dann stets den Eindruck gewonnen, daß das von Formen von Sexualität begleitet ist, die ich nur als Schrecken empfinden kann, in dem auch ich mich zu ängstigen beginne, und nur fort von solchen Gesellschaften möchte, die ihre ganze Umgebung in Dunkelheit und Dreck mitreißen können.    Man sollte sie möglichst meiden.
 
 Als wir in der Boxhagener angekommen waren, war aber doch wieder ein wenig Farbe in ihr Gesicht zurückgekehrt. 
Aber wir wollten gar nicht aussteigen. Die Abgeschlossenheit, Geschütztheit, die Einheit und Intimität, die uns das Auto gewährt hatte, war einfach zu schön gewesen. Hand in Hand betraten wir den Laden. So diskret ich konnte, steckte ich Yussuf das Papiersäckchen zu, das er sofort in einer Schublade verschwinden ließ.
Hunger, fragte er, während er den Kebapsäbel wetzte?
Ja, ein bißchen. Ich schaute ihm zu, wie er unsere Portionen rrichtete. Täuschte ich mich? Er wirkte schuldbewußt! Das sah ich als Signal. Mit sehr ernstem Gesicht hemachte ich ihm heftige Vorwürfe. Es sei unzumutbar, daß er Yildiz mit SOLCHEN Aufträgen herumschickte.
Aber du warst ja b ei ihr, sagte er mit heiserer Stimme.
Aber das war nicht das erste mal, oder?
Er sagte nichts darauf, sondern senkte den Kopf. Und er nickte ganz deutlich, als ich ihm mit mir selber ungewohnt scharfem Ton – auch das konnte ich mit einem mal - untersagte, sie noch einmal zu solchen Erledigungen zu beauftragen. Das ließe ich nicht zu!
Staunend schaute er mich an. Dann wiederholte er. Nicht mehr, Calro, ich verspreche es.
Gut, sagte ich. Dann ist die Sache erledigt.
Er nickte heftig. Er beugte sich zu mir. Wirst du mir da helfen?
Wie?
Machst du das für mich?
Ja, klar, wenn es notwendig ist. ‚Aber nicht mehr sie!
Er nickte heftig. Versprochen! Sichtlich versuchte er jetzt wieder gute Stimmung herzustellen. Abe rjetzt magst du essen, oder?
Jetzt wollen wir beide essen Sie hat sicher auch Hunger. Und ich schaute zu Yildiz.
Sie hatte usmit großen Augen und spitzen Ohren beobachtet, und wirkte jetzt gar nicht mehr so krank, wie noch wenige Minuten zuvor. Ja, sie lächelte mich sogar an.
 Mäuschen, ist dir wieder besser? Das ist fein. Vielleicht hast du ja nur zu wenig gegessen, und deshalb ist dir schlecht geworden?
Sie nickte heftig. Ich verhungerige!
Ich nahm die Teller und kam hinter der Theke hervor. Einer der Umstehenden, der sie schon längere Zeit beobachtet hatte, wollte sie am Arm nehmen, wahrscheinlich um sie zum Tisch zu führen.Aber  sie wich seiner Hand aus, hakte sich mit entschlossenem Blick bei mir unter, und hielt ihre Augen fest auf mich gerichtet, während wir zu einem Tisch gingen, wo ich ihr einen Stuhl unterschob. Angesichtsder galanten Geste bekam sie rote Backen, aber man merkte, wie stolz siewar.
Carlo, flüsterte sie, als wir uns gesetzt hatten? Sie beugte sich zu mir, umfaßt emich am Nacken udn hob ihren Mund an mein Ohr. Gell, Carlo, ich gehröe jetzt shcon dir, gell?
Ich nickte liebevoll lächelnd, und drückte sie an mich. Du gehörst schon mir.
Sie legte die Stirn an meine Schulter. Dann ist gut, flüsterte sie.
Natürlich ist es gut, Mäuslein.
Weißt du, sagte sie ganz leise. Dann darf er mir nichts mehr sagen.
Wie, was meinst du?
Papa.
Was – Papa?
Er darf mir nicht mehr sagen, was ich tun muß.
Weiul du …
Sie sah mir tief in die Augen. Wenn ich dir gehöre, darf er mir nichts mehr sagen. Dann drückte sie wieder ihen Mund an meinen Arm. Nur du, Liebling, darfst mir dann sagen, was ich tun muß. Und nur du darferst mich dann schlagen, wnen ich böse bin.
Ich starrte sie an. Dass hatte regelrecht fröhlich geklungen.
Dich …?
Sie nickte ganz langsam und bedächtig. Wenn ich böse bin, dann mußerst du mich schlagigen. Aber das macht nichts, denn ich war ja böse. Aber …
Wenn du böse bist, dann ..
Wieder nickte sie. Aber ich möchte nie nie nie bösig sein, ich versprechige es. Und si ehobdie Hand wie zum Schwur. Nie, bekrätigte sie. Mit tiefernstem Blick schaute sie mich an. Nie böse sein, gell?
Ich drückte sie an mich. Sie umschlang mich gleichfalls,und drückte mich dann so fest, wie sie konnte. Du bist mein Mann, flüsterte sie, gell? Auch wenn wir noch nicht ganz verheiligt … verheiratigt sind, gell?
Wenn wir geheiratet haben, auf jeden Fall.
Aber auch jetzt auch schon, gell? So ein bisserig shcon, gell? Auch wenn wir noch nicht so richtig geheiratet sind, gell? Wieder wirkte sie tief verunsichert. Du hast es so gesagt, sagte sie nun mit brüchiger Stimme.
Ja, Mäuslein, ja, auch jetzt schon. Ich versuchte so sicher wie nur möglich zu wirken.
Sie strahlte mich wieder an. Blitzschnell wurdeihr Blick wieder ein wenig ernster. Aber du … und du .. gell, und du beshcützt mich schon wie deine Frau, gell? Auch wenn wir noch nicht so ganz verheiratigt sind, gell?
Ja, Mäuslein, auf jeden Fall. Wir sind ja verlobt, und wir haben JA gesagt.
Du hast ja gesagt, ich habe es gehört, udn Mama, und alle haben es gehört, sagte sie jetzt, wieder etwas mutiger geworden.
Richtig. Ich hab es gesagt, und dann ist das so.
Sie nickte betont kräftig. Dann ist es so, gell?
Ich nickte wie sie.
Dann ist es gut. Dabei atmete sie tief aus, und eine große Erleichterung stand auf ihr Gesicht geschrieben. Und sie drehte nun den Kopf in Richtung ihres Vaters. Ihre Blicke trafen sich. Sie wirkte bewundernswert fest, und ich war einmal mehr von ihrer Schönheit überwältigt. So ein edles, feines Gesicht, dachte ich! Habe ich so etwas überhaupt shcon einmal gesehen? Ich bezweifelte es. All die Frauen, die ich kennengelernt hatte, sie kamen mirjetzt wie lächerliche Zicken vor.
Aber du mußt jetzt gut essen, Mäuslein, ja?
Sie nickte. Mit ienem mal wirkte sie erschöpft und müde. Es war, als hätte sie endlich die Erlaubnis dazu. Aber erst legte sie noch einmal ihren Kopf auf meine Schulter. Ich gehörige dir,flüsterte sie wieder.
Da platzte eine Euphorie in mir auf, die mir die Gänsehautauftrieb, und etwas in mir über mich selbst hinaushob. REflexartigk dankte ich Gott für dieses Glück. Jetzt war ich mir sicher: Es war ein neues Lebensfundament, auf dem ich stand. Fest und stark. Ich nahm ihre Hände in die meine, udn küßte ihre Fingerspitzen.
Ich mögige dir alles tun, flüsterte sie dann. Nur lieb, und nicht böse, immerig immerig.
Plötzlich formten sich ihre _Augen zu Schlitzen Das kannte ich schon an ihr. Jetzt kam etwas Schelmisches, Verschmitztes. Ganz kurz wandte ich mich mit den Augen ab. Ich sah, daß Yussuf uns wie gebannt beobachtete.
Du Carlo, flüsterte sie?
Na?
Ihr Mund war ganz dicht an meinem Ohr. Magigst du, daß ich dir .. daß ich dich … Sie legte nun unendlich sanft ihre Lippen an mein Ohr, ihr Sprechen war nur noch ein Hauchen. Ganz lieb, ganz lieb, du …
Jetzt, flüsterte ich?
Sie nickte. Dabei lachte sie verschmitzt.Ganz ganz kurz schenkten ihre Augen zu ihrem Vater. Mit enormem Stolz im Blick schaute sie dann wieder mich an.Ich hörte, was sie nicht aussprach. Ich gehöre jetzt Carlo, und niemand kann mir noch etwas sagen, nur er. Und er ist ganz lieb zu mir!
Mäuslein, sagte ich, und beugte mich meinerseits an ihr Ohr. Erst essen wir noch, ja?
Ihre Augen wurden wieder zu ganz schmalere Schlitzen. Heftig nickte sie, und zwinkerte mir mit einem Auge zu. Erst essen, flüsterte sie. Auch da, gell?
Ich verstand nicht ganz. Sie las meinen Blick.
Auch da, wo die Männer essen, weil du es mir gesagigt hast. Da riß es mich. Ja, tatschlich, warum war mir das nie aufgefallen? Hier hatten bisher wirklich nur Männer gesessen und nur Männer gegessen!  Sie mußt edie Überraschung in meinem Gesicht gelesen haben. Sie hing an meinem weit offenen Mund. Sie wartete sichtlich, was ich sagte.
Da mußte ich lachen. Ich spitzte meinen Mund, und deutete einen Kuß an, dne ich ihr sandte.Sie deutete es richtig, kämpfte aber kurz mit einem Lächeln, denn sie hatte noch etwas zu tun.
Neuerlich nickte sie also ernst und bedächtig. Dann wandte sie ganz kurz ihren Kopf Richtugn Vater. Wieder trafen sich ihre Blicke. Ich spürte den Ernst dieses Moments. Alles Gesagte hatte nun ihre Probe erfahren.  Was immer schon gewesen war - das jetzt war wie eine rituelle Besiegelung eines Schlüssels, ja man könnte sagen: DES Schlüsssels zu ihrem weiteren Leben. Nur noch ER darf mir etwas sagen!
Vom Vater schwenkte dann ganz langsam ihr Blick auf mich, wo er dann verharrte. Wir schauten uns tief in die Augen.
 
Wieder lief mir Gänsehaut über den Rücken. Das Leben – ein Fest, dachte ich in heiligem Ernst.  Und mir kam vor, daß Europa vor allem an einem Mangel leidet: Man nimmt den anderen nicht mehr ernst, weil man sich nicht mehr ernst nimmt. Und man nimmt sich und nichts meh ernst, weil allem der Ritus fehlt, in dem man Realität wird.Alles beginnt somit dabei, den Ritusheilig und sakrosankt zu halten, anders geht es nicht. Und das eigene Handeln endlich wieder als das zu begreifen – als heiligen Ritus. Heilig, wie an Yildiz alles heilig war. Und wo es das nicht war oder sein würde, würde das fortan meine Schuld sein.
Ich wußte jetzt mit absoluter und mein ganzes bisheriges Leben erhellender Sicherheit, daß ich mich selbst nie ernstgenommen hatte. Ab sofort würde das aber anders sein. Weil ich ganz sicher wußte, Alles an ihr war so, wie sie es sagte.Genau so hate ich immer sein wollen, und genau so konnte ich mir ihr werden.Sie gab mir die ‚Sicherheit dazu. Ist das nicht seltsam? So schwach, so zerbrechlich, so zart war sie – und doch war sie meine Stärke, wenn ich mich ohne Wenn udn Aber schenkte.
Wir hatten Appetit, als würden wir zum ersten mal essen, und als sollte es für alle Zukunft reichen. Gemeinsam verdrückten wir eine gigantische Portion. Zweimal brachte uns Yussufsoar noch nach. Der sich wie ein Ministant benahm, der weiß, daß er einer heiligen Zeremoniebeiwohnt.
Wobei ich zu tun hatte, genug abzukriegen. Weil mein Mäuslein, ja, dieses kleine, zarte Mäuslein mit so leidenschaftlichem Appetit in sich hineinschaufelte, was auch nur Platz fand. Als sie endlich satt war (und auch einen großen Teller mit Süßspeisen, der von irgendwoher kommend plötzlich auch auf unserem Tisch stand, bis auf den letzten Rest leergeputzt hatte), saß sie einige Zeit schweigend und so versonnen da, als dächte sie nach. Dabei schien ihr Blick weit weit ins Jenseits – oder in unbekannte Fernen – gerichtet.Ich hätte mich nichzt gewundert, wenn nun ei Prophet in einer fremdne Stimme durch sie gesprochen hätte. Aber plötzlich hielt sie sich eine Hand auf den Bauch, während sie die andere an den Mund legte, und … rülpste. Richtig laut und deftig rülpste.
rschrocken schaute sie mich an.
Ich nahm ihren Kopf in meine Hände, und drückte mein Gesicht in ihre Haare, um zu verbergen, daß mir Tränen die Wangen herunterliefen. Wie hatte ich diesem so kostbaren, zarten Gefäß nur jemals weh tun können!?
Ich versprechige, daß ich in der Oper nicht orrgh (sie imitierte einen Rülpser)machen werde, flüsterte sie.
Ich saß mit weit aufgerissenen Augen und sperrangelweit offenem Mund da. Dann aber begannen wir gleichzeitig so richtig zu lachen. Man stelle sich vor: Tosca auf der Zinne, während sie ihr „Vissa d’arte“ wimmert, und plötzlich ein lautes „urghhh!“ aus Loge 23, wo Yildiz gerade das Silbertablett mit Canapés leergeputzt hat.
 
Übrigens weiß ich heute, daß Yildiz für solche Aufträge zu schicken nicht ganz die verantwortungslose Tat war, deren ich Yussuf damals geziehen habe. Auf eine Art war es sogar klu, und eine Vorsichtsmaßnahme, die uns bzw. jeden Boten geschützt hätte. Hätten wir nämlich eine Diskrepanz zu unseren Ungunsten festgestellt, wären wir persönlich und mit ienem mal mitten in einer Auseinandersetzung gesteckt, die weder die unsere war, noch hätten wir sie bestreiten können. Wenn als jemand zu wenig in die Säckchen gesteckt hatte, so blieb es jetzt eine Sache zwischen ihm und dem Empfänger des Geldbetrags, wo wir keine Rolle spielten, ja nicht einmal eine Meinung hatten. Deshalb mußte vor allem der Geber des Betrags wissen, daß wir nichts mit der Sache selbst zu tun hatten, deretwegen es zu diesem Geldverkehr kam. So grausam es also klingen mag, war es sachlich udn taktisch sehr klug, einer völlig unbedarften und hhilflosen Person solche Botendienste zu übertragen. Damals habe ich es freilich anders gesehen, udn verutlich sogar wie Sie, werter Leser. ABer wir lesen dazu noch.