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Anmerkungen Vom Verborgenen des Geistes (1-2)

*Nur insofern kann man davon sprechen, daß "jedes Kind genial" sei, wie es heute oft heißt. Und zur grotesken Verkennung der Wirklichkeit führt, was sich in einem tiefkranken Bildungs- und Erziehungsansinnen äußert. Insofern, als jeder Mensch eine gewisse Spitze hat, die ihn als einzigartig aus allen anderen "herausragen" läßt. Sodaß es tatsächlich eine Sünde ist, diese Besonderheit NICHT sehen zu wollen. Die praktisch immer durch die Standesgrenzen limitiert ist. Der Einzelne ragt also nicht aus dem Insgesamt des Ortes heraus, den eine Familie einzunehmen weil übergeben erhalten hat. Zu dem nämlich auch die Ahnen gehören, was heute gerne vergessen wird. Weil ja nichts mehr "verdankt", sondern alles "verdient", also "berechtigter Anspruch" sein soll.

**Die nächste Stufe auf dem Weg zur seelischen Katastrophe ist dann, daß das Kind diese Überschätzung durch die Mutter übernimmt. Es wird dann sein Leben lang von einem Anspruch geplagt, den es nie erfüllen kann. Weder der Mutter noch sich selbst gegenüber.

***Darin hat der VdZ den Sinn eines Papstes wie dem derzeitigen erkennen gelernt, den er so abgelehnt hat: Durch diesen Papst hat er Wesen und Gestalt der Kirche auf eine Weise erkannt, wie es ihm sonst sicher nie möglich geworden wäre. Indirekt damit, aber umso voller. Und SO hat er das Geheimnis der Indefektibilität der Kirche neu oder sogar erstmals wirklich zu begreifen gelernt. Es liegt nicht an der faktischen Historizität! Diese ist immer wegen der bei jedem Menschen vorhandenen erbsündlichen Geneigtheit zur Seinsverfehlung nur ein mehr oder weniger an Katastrophe. Es liegt an jenem Wirklichen, das im menschlichen Geiste analog zu Christus nicht nur vollkommener, sondern in der Sehnsucht danach weltwirksamer wird. 

So versteht man dann sogar das Geheimnis der Inkarnation neu. In dem der Heilige Geist, die dritte göttliche Person, die Gottesmutter "überschattete", als die "Fülle der Zeiten" gekommen war. Als (freilich nicht ontologisch zu verstehende) "Nichts" gewissermaßen, aus dem heraus die Sehnsucht nach Gott selbst am vollkommensten war, und somit den Vollkommenen selbst auf die Erde flehte. Weil nun das Gebet vollkommen sein konnte, weil mit der Fülle der Inhalte gespeist. 

Was einmal mehr klar macht, wie bedeutend es ist zu wissen, WORUM man beten soll. Nicht nur, weil sich daraus so viel über den Betenden erkennen läßt, sondern vor allem, weil dann die Vollkommeneheit des Vater-unser begreiflich wird. In diesem Gebet liegt die ganze Höhe und Weite des menschlichen Betens verborgen! Es zu verstehen (und das ist eine unendliche, also das ganze Leben währende Aufgabe, die letztlich ohnehin nur Jesus Christus möglich war) schließt deshalb tatsächlich den Himmel auf.

Das hier Gesagte hat so weitreichende Implikationen, daß es bewußt in der Kleinheit dieses Artikels "verborgen" bleiben soll. Denn das Hohe ist nicht für die Ohren des Niedrigen. Nur der Suchende soll und wird finden, aber dem Maß angepaßt, in dem er sucht.

³Hierin liegt also die Gefahr der Lehre von der Kardinaltugend "Starkmut", wie sie Josef Pieper darlegt. Der das Tollkühne als unzulässiges Überschießen in die Irrationalität ablehnt. Aber könnte man noch von Mut sprechen, wenn sich eine Handlung nur am Bekannten entlang tasten würde? Wo wäre noch Raum für das Schöpferische Gottes, wenn der Mensch nicht den überschießenden Schritt als endgültigen Vollzug der Ergebung in Gottes Hand tun würde? Gibt es deshalb, schreibt Gustave Thibon einmal, mehr Demut als sie der tollkühne Held im Moment seines selbstischen Vorstürmens aufbringt?

****Selbstbewußtsein kann also niemals von außen gegeben oder gar durch innere Disziplinierung oder ähnliches "gemacht" werden! Es ist "einfach da", und zeigt sich, daß der Blick nach vorne, hinten, oben und unten aufgehört hat. Oder nicht. Dann wehe dem, der dennoch die Leitlinien befolgt, die ihm zwar noch gar nicht gehören, die aber dieser Handlung, in der sich die Wirklichung ausdrückt - angeblich! - zubehören. Wehe dem, der den Bauplan umsetzen möchte, indem er das Bauen zur methodischen, technischen Leistung machen möchte.