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Anmerkungen zu Warum DIE MENSCHHEIT, nicht nur einzelne Menschen gefallen sind (1-2)

Anmerkung* - Ich möchte zur Bestätigung des Gesagten auf den gesamteuropäischen Charakter dieser Epoche (13. Jahrhundert) hinweisen. Dieser Versuch, zu rekonstruieren - und dem Ergebnis dieser Rekonstruktion als dem "Wahreren" als dem Gegenwärtigen, bereits Zerstörten, Kranken treu und gehorsam zu sein, was ihm aber als "Rebellion" und "Widerständigkeit" ausgelegt wurde - zeigt sich auch bei Kaiser Friedrich II., der Staufer, der auch von mir erst spät verstanden wurde. 

Der schon im Aler von 17 und als Frucht erstaunlicher Klugheit und List zum Römisch-Deutschen Kaiser Gekrönte hat aber ebenfalls versucht, wiederzufinden, was bereits verloren gegangen war. Und zwar gesamtgesellschaftlich, gesamtkulturell, wie es eben seiner Position als Kaiaser, als "Herr der Welt" - denn nur so ist ein "Kaiser des Römischen Reiches" zu verstehen - entsprochen hat. Intensiv hat er deshalb um die Gestalt des Kaisers gerungen, an die sich natürlich alle übrigen Fragen anhängen: Die des Rechts, der Natur des Rechts, die der Wirtschaft, der Natur, der Landwirtschaft, der Künste die er so zahlreich an seinen Hof holte oder unterstützte, der Architektur als Formungsgestalt der Kultur, und vor allem die der Stellung des Kaisertums zum Papsttum. Die in einer zweimaligen Exkommunikation gipfelte (die aber auch jeweils wieder aufgehoben wurde.) 
Friedrich II. hat ebenso wie Thomas von Aquin in einer Welt, die explodiert und in viele Teile auseinandergefallen war, nach Wegen gesucht, wie diese Teile wieder zusammengefügt werden könnten, und das hieß zuerst: Wie sie einmal zusammengefügt WAREN. 
Denn DARIN zeigte sich eines: Der Wille Gottes, der die Welt mit völliger Sicherheit in einer Ordnung stehend geschaffen hat. Sonst würde diese sichtbare, erkennbare Welt gar nicht "funktinonieren". Und wo immer der Mensch hinblickt erkennt er, wie alles zusammengefügt ist.
Deshalb will NIEMAND, selbst heute nicht, NICHT nach dem Willen Gottes handeln. Jeder, auch heute noch, weiß zuinnerst, daß das nur ins Verderben führen kann. Die Frage ist deshalb auch anders zu formulieren: Die Frage ist gar nicht, OB ein Mensch glaubt, und OB er AN GOTT glaubt. Die Frage ist vielmehr, AN WELCHEN GOTT er glaubt, und WELCHEM GOTT er gehorsam sein will.
Und Friedrich hat dazu auch untersucht, wie es bei den Heiden - gewissermaßen als der "Urform" des Menschen (auch hierin war er bemerkenswert, hat die im 18 Jhd. dann so virulent werdende Frage nach dem "glüclichen Wilden" gestellt, den er in den arabischen, den asiatischen und den afrikanischen Völkern noch mehr zu sehen meinte, als im Europäer) - aussah. Und hat dazu im ägyptischen Kalifen, mit dem ihn dann eine enge Freundschaft verband (die natürlich das Mißtrauen des Papstes erregte), ein so hervorragendes Modell einer Idealkonstellation der Beziehung von Herrscher und Volk zu finden gemeint, daß er sogar ernsthaft erwogen hat, Europa zu verlassen, uns sich auf ein Königtum im Vorderen Orient zurückzuziehen. 

Geblieben ist davon aber nur seine (provokante) Vorliebe für orientalischen Prunk, oder seine arabische Leibwache. Seine beiden Reisen über die Alpen zu seinem ungeliebten, deshalb sich selbst bzw. seinem unfähigen Sohn überlassenen Reichsteil, machte er deshalb zu einem überbordenden Spektakel, mit dem er die verachteten tumben, engstirnigen, kulturlosen Primitiven das Staunen lehren wollte. 

Anmerkung** - Nur um die alles umgreifende Stringenz des christlichen Menschenbildes zu zeigen soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, daß ein Mensch, der sich geistig auflöst, dies auch in seiner Leiblichkeit ausprägt. Und zwar in allen "Oberflächen", in denen die Welt auf ihn einprallt, wo sie ihm zustößt. In der Haut, in den Gefäßbegrenzungen etc. zeigt sich deshalb in einer Zeit der Identitätsauflösung 

Über die gewiß komplexen, aber keineswegs "unverständlichen" Ursachen und Zusammenhänge haben wir schon viel gesagt, und werden noch viel mehr dazu sagen; die nach wie vor beste Zusammenfassung des Gesamtbildes bietet der Roman "Helena", auf den ich einmal mehr verweisen möchte; auch er wird zuweilen völlig zu Unrecht als "schwierig zu lesen" abgetan, ich behaupte sogar das Gegenteil: Er ist sogar spannend wie ein Krimi, und lustigerweise haben ihn gerade einfache Menschen geschätzt und gerne gelesen, wie ich aus Leserreaktionen erkennen konnte.