Einschub* Ein Akt, in dem verhütet wird, in dem also das Ja gar nicht oder nur eingeschränkt gegeben wird, ist somit gar nicht der Akt, als den es sich bezeichnet. Ein Sexualakt, bei dem verhütet wird, oder der einseitig (wie bei der Vergewaltigung) ist, oder bei dem das Ja (wie beim Mißbrauch) posthoc kommt, ist erstens einmal schon kein Akt. Er ist ein Zugestoßenes, ein Geschehnis, aber kein Akt. Und er ist zweitens ein anderer Akt, wenn beide Seiten zustimmen.
Und zwar im wahrsten Sinn die Zustimmung, daß sich jeder am anderen selbst befriedigen, also seine Lust holen kann. Da gibt es kein Herumdeuteln und nachträgliches Romantisieren, daß das hier und dort und bei mir vor allem anders sei. Das ist es nicht. Selbstverständlich ist deshalb die Pornographie (als technische Perfektionierung der Masturbation) die logische Folge einer Masturbationsmentalität, weil nur dessen weitere Vervollkommnung (sozusagen). Und wir haben in der Pornographie noch lange nicht den Zenit erreicht!
Die von dieser ganzen Zombie-Veranstaltung, die sich Politik nennt, so begrüßte technische Aufrüstung der "Kommunikation", wie es einer der großen Denker in Alpbach in einem Vortrag nennt (und in Alpbach treffen sich NUR große Denker), ohne auch nur ein Wort darauf zu vergeuden, was denn Kommunikation überhaupt ist, und ob und wieweit die Technisierung dann überhaupt noch Kommunikation möglich macht, denn die Technik verändert nicht "unser Hirn", sondern unsere Sittlichkeit. (Das ist der Grund, warum die Griechen sie abgelehnt haben. Was manche als "Grund" des Niedergangs ihrer Zivilisation nennen, was natürlich völliger Humbug ist.)
Und ohne ein Wort darauf zu verwenden, was denn ein Denker sei. Denn anders, als viele meinen, ist ein Denker nicht der, der Wortkombinationen im Hirn jongliert oder gar jemand, der "eine Meinung hat", und eine möglichst "kritische" noch dazu. Vielmehr hat Denken mit Meinung nur sehr wenig, wenn überhaupt zu tun. Denken ist vielmehr eine sittliche Leistung, denn es ist das in mutiger Verletzungsbereitschaft geleistete Anhalten des seelischen Hörens an das Begegnende, das in irgendeiner Weise auf das Sinnliche zurückgeht.
DIESE Leistung aber sehe ich so gut wie nie (!) erbracht, sodaß ich schon sowas von pfeifdrauf bin, weil alle ... eine Meinung haben. Und vielleicht auch noch zu allem. Und ihr Rülpsen dann mit dem Autoaufkleber "Ich denke noch selbst!" dekorieren. Oder ähnlichen Sprüche an ihre E-Mail anhängen, in Video-Podcasts säuseln, oder bei Demos in die Bühnen-Mikrophone schneutzen.
Einschub** Wie oft also Paare, die keine Kinder kriegen aber angeblich wollen, gar keine Kinder wollen, oder, umgekehrt, Paare, die angeblich keine kriegen wollen, aber plötzlich vor einer Schwangerschaft stehen, das Gegenteil von dem wollen, was sie meinen zu wollen, was ohnehin meist nur der Ausdruck eines gesollten Wollens ist, lassen wir dahingestellt.
Aber noch einen Fall gibt es, der viel deutlich macht und begreifen läßt. Ja der sogar alles andere als selten ist! Der aber äußerst selten, ja so gut wie nie bedacht und rezipiert wird. An ihm wird aber so viel erkennbar! Ich habe ihn in meinem Roman "Helena oder: Das Gute ist was bleibt", der 2000 erstmals erschienen ist, geschildert. Und dachte, ich wäre auf ewig alleine, das zu sehen, weil niemand mehr den Mut haben würde, es zuzugeben. Aber nein! Wie staunte ich, als ich vor etlichen Jahren in der Erzählung "Und doch ist es Heimat" von Jochen Metzger eine ebensolche kluge Schilderung fand. Und schließlich fiel mir erst bei der Abfassung dieser Zeilen noch eine weitere Szene ein. Und zwar habe ich sie vor ein paar ziemlichen Jahren in Nicholas Monsarrats "Ein Stamm verliert den Kopf" gelesen. Ich habe über dieses tolle Buch im September 2009 einen Blog-Eintrag verfaßt.
Worum geht es in diesen Szenen? Es ist die von der Frau als so entwürdigend (sich selbst gegenüber!) empfundene Tatsache, daß sie derartig vom Leib und dessen Eigendynamik bestimmt ist, daß sie in einer Vergewaltigung ... mit der Dauer des Akts Lust zu empfinden beginnt, der sie auch noch zustimmt. Aber nein, nicht daß wir hier die Vergewaltigung "gutsprechen" wollen, sondern wir wollen nur zeigen, daß die Frau weniger einen Körper hat, sondern Körper IST. Bei dem das Ich der Identität gerade in starkem Empfinden wenig Herrschaft hat.
In Helena habe ich eine solche Szene (und zwei oder drei andere ähnlicher Charakteristik und nicht nur aus demselben Grund, sondern weil dies eine der Hauptaussagen des Buches ist: Die Leere und humane Dürre der rein körperlichen "Sexualität" zu zeigen. Indem ich wie in der paradoxen Intention den Hund ... äh pardon, den Leser mit der Nase in den Kot stoße. Auf daß er einmal dem Sog des Sex nachgeben, aber damit ganz ernsthaft und realistisch riechen solle, was Sex ohne Geist denn wirklich ist. Ob nicht also die Anziehung bloßer Sexualität, die wir Versuchung nennen, im Grunde eine sophistische, rhetorisch konstruierte Illusion wäre.
Was übrigens den Horizont wahnsinnig frommer, wahnsinnig ungebildeter Ex-Pius X-Priesterstrohköpfe natürlich überstiegen hat. Sodaß diese das Buch als "pornographisch" bezeichnet haben (und ich bin überzeugt, meine gesamte damalige persönlich nahe Umgebung sieht es noch heute so). Ich habe damals - und das habe ich vorhergesehen, es war also sogar als Scheidewasser "geplant" - aus den Reaktionen auf den Charakter der Leser geschlossen: Jene, die die Szenen als das sahen was sie waren - schrecklich, aber wahr - und jene, die die Schrecklichkeit der bloßen, nackten Sexualität nicht sahen, weil sie an die reale Verführungskraft glaubten. Die dann das Kreuz drüber und den Nagel drauf gemacht haben. Auf daß das Buch auf den (beträchtlich langen) Index der zu vermeidenden Realitäten komme, abzulehnen und aus diesem Grund genauso schlecht wie der Charakter des Autors sei.
Vor allem sollte darin also gezeigt werden (und es ist meines Erachtens mit dem Buch gelungen, und viele Leser haben das bestätigt), was für einen "Leitwert" der Körper, das "Gefühl" hat, von dem heute so gerne als dem großen Heilmittel der Weltkatastrophen phantasiert wird. Beziehungsweise wie es der Liberalismus (der eine Camouflage des marxistischen Materialismus ist) in den Kellerräumen seines Fundaments versteckt hält.
Es wird gezeigt, wie wenig die rein sinnlichen Daten (die wir sogar - wohl alle - mit angenehm, schön, etc. qualifizieren) mit der Idee von Mensch und Würde in Übereinstimmung steht, hat der Körper nicht einen Herren: Das geistige, das vernünftige, das sittliche Ich.
Das in seiner Stellung zum Körper bei den Geschlechtern einen gravierenden Unterschied kennt. Ich habe in Helena sogar "sehr perfide" diese Tatsache in die Dramaturgie eingebaut, und zwar als dramaturgische Funktion, die in der Katharsis zur wirklichen Wirklichkeit findet. Nicht bei allen faktischen Lesern, klar. Aber das ist bei Frau und Mann kategorial - nicht faktisch eben! denn es sind auch viele Männer "verweibischt", wenngleich das nie eine "Frau" macht - unterschiedlich, und zwar bei der Frau wesentlich stärker.
Wenn man das weiß (soll heißen: das Gesehene wahrzunehmen wagt), dann erklärt sich aber erst diese "seltsame" Äußerung von Christus, daß eine Frau "dem Ehebruch ausgeliefert" werde, sobald sie aus der Ehe entlassen sei. Sie ist in ihrer Geistigkeit vom Manne abhängig! Ich weiß, diese Tatsache widerspricht dem trotz-kindlichen "Ich will aber!" des Feminismus, widerspricht dem Gefasel von der Gleichstellung der Geschlechter als angeblicher "Wert des 'Westens", wie Liberale so gerne daher faseln. Schon blöd, denn was soll man gegen die Wirklichkeit tun? Auswandern? Ach so, klar, ich verstehe - es allen nachmachen, und in die Scheinwelten der Ideologien auswandern.
Einschub*** Wir sprechen hier implizit ständig von Ähnlichkeit mit Gott. Nach seinem Abbild schuf er ihn, nach seinem Bilde schuf Gott den Menschen. Aus Erde. Und damit übrigens NICHT aus materia prima.
Sondern wie bei allen lebenden Geschöpfen aus einer unter dem Neuen stehenden SchöpfungsSTUFE. Es ist sehr zu vermuten, daß es diese Tatsache ist, die zu der Schnapsidee der Evolution verführt hat, weil man die Rede von Gott (Theologie) nicht versteht, und sich furchtbar darüber ärgert. Doch es ist so: Das Höherstehende hat das (quasi) "Unten-"stehende zum Baumaterial. Das Neue ist dann aber kein Ensemble, keine Summe, sondern - etwas ganz anderes, etwas Neues, vielleicht sogar etwas Geistiges. Schön. Ein Lied. Ein Haus. Ein Canapé. Ein Kunstwerk. Und so weiter.
Ein Stuhl. Der nur durch seine Form MEHR ist als das Holz, das bißchen Blattgold, die Packen Roßhaar und der Quadratmeter Stoff, aus dem er besteht. Der nur durch seine Form sogar mehr WERT ist als die Stundenlöhne des Straßenkehrers gegenüber multipliziert mit den Stunden des Tischlers, der ihn gebaut hat, dazu die paar Kreuzer fürs Material. Und der ... einen prächtigen Louis XVI.-Stuhl gemacht hat. Der so geschätzt wird, daß sein Preis dem von vier rassigen Pferden oder dem eines Kleinwagen italienischer Provenienz entspricht. Oder dem halben Jahreslohn des Straßenfegers.
In der Schaffung des Menschen kam somit die Form auf das zu, aus dem die gesamte Schöpfung besteht: der omnipotenten "Erde". Diese für alles Mögliche verwendbare Materie. In der wie in allem der Kohlenstoff unspezifischer Grundbestandteil ist, als "universal" enthaltene materia universalis, sozusagen. Wie bedeutend diese Stelle in der Genesis für die Anthropologie des Menschen ist, kann gar nicht genug betont werden.
Aber was dabei herauskommt ist ... das nächste Wunderwerk Mensch, das in der Dimension alles um Dimensionen übersteigt, was irdisch-material gesehen bei seiner Schaffung "dabei" war.
Sogar das ist aber Analogie zu Gott, daß im Geschlechtsakt beide daran Beteiligten "keuchen", also in einer auf die völlige Hingabe der Aushauchung zustrebenden Atemfrequenz atmen, keuchen, hauchen. Atmen=spirare, spiritus=Geist: Geist ist also eine Hauchung Gottes, an der der Mensch durch Anähnlichung an Gottes schöpferischen Akt ebenfalls in einer in der vollkommenen Hingabe vollkommenen Aushauchung das Seine dazu beiträgt - Materia zum formenden Geist - daß aus Gott ein Mensch im geschlechtlichen Vollzug der Hingabe hinein-geschaffen wird.
NICHT - von Gott - gezeugt, aus dem alles Sein kommt weil kommen MUSZ: Seiendes bzw. das Sein auf Erden MUSZ vom Sein an sich, vom absoluten Sein gewollt sein und von ihm kommen, wo sollte es sonst her sein.
Daß es das absolute Sein selbst ist, nicht hat, das ist nur beim Gottmenschen Jesus Christus der Fall, der in die Jungfrau Maria "gezeugt" wurde. Nicht Werk, nicht Stuhl, der von mir erzählt, sondern "Bein von meinem Bein." Ja, das ist Geheimnis. Kein "Weiß ich gerade nicht, aber komm morgen noch mal". Uns fehlt das Gott-sein, um diese letzten Geheimnisse überhaupt verstehen zu können, die uns allerhöchstens geoffenbart werden können. Manche Begnadete erzählen deshalb davon, daß sie Dinge sahen, die sie nicht benennen können, weil sie das menschliche Maß übersteigen.
Einschub**** Das heißt (und das soll damit gesagt werden) daß die Frau der Mann ist, in dem sich das universale Menschsein "material" findet. Deshalb diese scheinbare Verwirrung: Mal heißt es "als Mann schuf er ihn", dann wieder "als Mann und Frau schuf er sie (die Menschen)". Letzteres ist dabei die Aussage über die grundsätzliche KONKRETE, "praktische" Verfaßtheit der Menschheit, erstere eine Aussage über die Universalität des Menschseins IM MANN.
Indem Gott nun Eva aus der (den Geist um- und abschließenden) Rippe des Mannes nimmt, macht er sie aus dem Material, in das man den Mann auflösen könnte, weil er daraus "besteht". Aber nicht summativ! Sondern durch seine Form als Mann. Würde man also den Mann "gefriertrocknen", bliebe ein Granulat aus unendlich kleinen Bröseln übrig, von denen jedes Körnchen - wie ein Ei - die Potenz in sich trägt, eine Form aufzunehmen, aus der dann ... die Frau wird.
Exakt das ist auch die Bedeutung der Stelle, wo Jesus auf Golgotha stirbt, und der Soldat ihm mit der Lanze in die Seite sticht. "Und sogleich flossen Blut und Wasser heraus." Diese "Seite des neuen Adam" ist "die Rippe Adams".
Im Ungarischen sind Seide und Rippe dasselbe Wort: "oldal". Im Deutschen ist es zwar nicht dasselbe Wort, aber man sagt ebenfalls "Seite" zu jenem Körperteil, der von und aus den Rippen gebildet wird. Aus der Seite Jesu floß also nun ... die NEUE EVA. Und das ist die Kirche. Die aus Blut und Wasser, die Symbole höchster Reinheit (was wir in rot/weiß-Kombinationen ebenfalls sehen bzw. meinen) bestehen, wie es der Braut Christi entspricht.
Es sei noch angefügt, daß es zwar eine alte Sprechwendung ist, wir aber noch heute verstehen, wenn zu einer besonders erotischen, reinen, jungen, schönen Frau, eigentlich einem jungfräulichen Mädchen also, ebenfalls gesagt wird, daß sie "wie Blut und Wasser" sei. Oder, werter Leser, hat er sich seinerzeit Dornröschen nicht genau so vorgestellt? Und nicht wie die "Miss Kanada 2021".