Es war wohl der Hauptgrund, warum ich mich von allen Formen der social media verabschiedet habe, und sie so weit wie möglich aus meinem Leben fernzuhalten versuche.
Es ist das völlige Fehlen von Liebe im Umgang mit dem Nächsten. Die völlige Absenz jenes Wohlwollens, das den anderen als Ganzes, als Selbstzweck sieht, und sein Wohl will.
Sogar auf Kosten des eigenen Rangs, in dem Wissen, daß die Größe oder Höhe eines Menschen von ganz anderen Dingen bestimmt wird, als von diesen Arten "rationalen Diskurses". Der ab dem Zeitpunkt endgültig erstarrt, in dem der Krieg ausgerufen ist. Und der Krieg ist in den social media prinzipiell ausgerufen.
Denn die Art der social media scheint das sogar zu fordern. Die nur noch Sieger und Besiegte, Überlegene und Verlierer kennt und vorgibt, jeden in eine der Kategorien einordnen zu können. Wenn es in social media Respekt und Anerkennung von Stand und Identität (samt Rückführung des Werts eines Arguments darauf) gibt dann nur scheinbar, und durch andere Kriterien, als dem realen Leben entsprechen.
Wenn dann noch reale Lebenskriterien dazukommen so sind diese bereits entwertet weil enteigentlicht. Sie unterliegen immer noch dem Urteil jedes einzelnen Teilnehmers an diesen Diskursformen, und sind damit nie real, sondern immer nur Simulationen des realen Lebens.
Was im übrigen die völlige Verkennung des Wesens des rationalen Disputs anzeigt.
Wenn man aber über Krieg als Dauerzustand spricht, dann darf dieser gesamte Bereich der social media nicht vergessen werden.
Er gehört dazu. Und im Namen einer "rationalen" Taktik gehört die Abwesenheit der Liebe dazu. Sodaß die social media eine Weise sind, den Krieg bis in die hintersten Stubenwinkel zu tragen. Wo jedes bessere Argument zur existentiellen Bedrohung wird, noch ohne zu berücksichtigen, daß sich Argumente NIE auf gleicher Ebene befinden, sodaß es also bereits eine Seinsentscheidung ist, wieweit und ob das Gegenüber überhaupt ein rationales Argument einschätzen und erwidern kann.So nebenbei: Damit zeigt sich die Aufklärung als Form der Gnosis. Also jenes Glaubens, daß im Wissen auch die Erlösung liegt, und deshalb das "bessere Wissen" auch die eigene Erlöstheit gefährdet. Somit geht es in jedem Diskurs um Alles oder nichts, wird ein Disput in jedem Fall zum existentiellen Kampf. Und geht es in jedem Gespräch nur noch um die Einschätzung der eigenen Überlegenheit, wie immer die erreicht sein will. Duch bessere Argumente, oder durch die "überlegene Moral".
Über das in sich Revolutionäre der social media in der uns geläufigen Form wird nie geredet, und das alleine zeigt bereits, wie weit diese Revolution vorangeschritten ist. Kaum noch jemand akzeptiert ein Welt- und Menschenbild, in dem das Zueinander durch Beziehungen heißt, daß es auch immer eine Frage der Seinsdifferenz ist. Also der Frage, in welchem Stand jemand dem anderen gegenübersteht. Dies anzuerkennen ist keine Frage von Macht und Machtgier, wie Michel Foucault es in den 1970ern so verhängnisvoll definiert hat, sondern eine Frage der Ordnung in Gott. Daß zudem das Leben eines Organismus durch hierarchische Gliederung der Organe bestimmt, ja davon abhängig ist, berührt nur die Ebene der Schöpfung, die wir als Welt der Dinge und Lebewesen bezeichnen. Nicht aber umgekehrt, wie es der Materialismus (Evolutionismus, oder Foucaults Machttheorie) zu sehen vorgibt.
Genau DAS aber lehnen die social media ab. Hier wird der andere als gleich angesehen, und das ergibt schon alleine auf der Ebene eines Diskurses furchtbare Mißverständnisse, weil das subjektive Urteil des Einzelnen ohne seinen Stand zu berücksichtigen in seinem Wert gar nicht einzuschätzen ist.
Aber darin zeigen die social media, daß sie Kinder der revolutionären Aufklärung sind. Die von einem mathematischen Weltbild ausgeht, sodaß sich jeder Diskurs als Kampf der Zahlen darstellt. Dessen Richtigkeiten sich aus rein quantitativen Effekten (der Zahlen) ergeben und immer gleich sind.
Gerade Aufgeklärte aber sollten wissen, daß aus eben diesen mathematischen Gründen die Grundlagen der Mathematik NICHT mathematischer Natur sind, wie Kurt Gödel nachwies (und sich aus dem aristotelisch-thomistischen Weltbild, aber auch aus dem Welterfahren der Menschen zu allen Zeiten ergibt.)
Damit löst solch ein Weltbild immer Kriegszustände, Kampfzustände aus. Weil es IMMER auch Ungerechtigkeiten setzt. Denn Gleichheiten sind kein Kriterium von Gerechtigkeit. Vielmehr verlangt Gerechtigkeit Angemessenheit, Gemäßheit. Und die bemißt sich nach der Identität und damit aus dem Stand, als dem Ort, auf den hin zu transzendieren erst zum Menschen macht weil Identität ANNIMMT.