Depression bedeutet, daß das umgebende Leben - die "Welt" eines Menschen - das an Lebensfreude und -kraft nicht mehr zurückgeben kann, das zum Selbsterhalt an Kraft notwendig ist. Sie entsteht dort, wo ein Mensch in einer Umgebung lebt, die nicht seiner inneren Natur entspricht, und die er als Effekt, als Wirkugn seines eigenen Tuns erfahren hat bzw. bewerten muß. Eine solche Lage entsteht vor allem dort, wo das rationale Werkzeut nicht in de4r Lage ist, eine Welt zu konstruieren (=im Denken abzubilden), die einen Ausweg bieten würde. Damit ist die Logik der eigenen Vernunft aussichtslos und untrennbar mit Ungrlück verbunden. Damit bietet sich keine Grundstruktur des Wirklichen, die aus der Hölle herausführt. Denn die Welt ist auf der Grammatik des Geistes aufgebaut.
Hält sich der Mensch nur noch in Zweitwirklichkeiten auf - also jenen Welten, die von der Rationalität aufgebaut und vom Willen (oder dem Irrtum) gehalten werden - erlischt die Hoffnung auf einen an sich guten Sinn der Welt und des Lebens. Der sohin auch bei Änderung des Lebens nicht erreichbar würde. Sinead O'Connor ist insofern also nur ein Wetterleuchten einer Entwicklung, die zweifellos in gewaltigen Ausmaßen auf uns, die wir auf den Trümmern einer verwehten Kutlur leben, zukommt.-
Beim Tod der irischen Rocksängerin, immerhini Mutter von vier Kindern, ist vor allem aber eines auffällig: Wie eng auch heute (weil immer) das "Aussehen" eines Menschen, seine Gestalt, auf unser Urteil zurückwirkt. Die Ergriffenheit vom Tod dieses Menschen geht von ihrem Bild aus. Dies verweist uns auf die Bedeutugn der Schönheit als jene effektive Größe hin, die der Schöpfung zugrundeliegt. In der Gestalt eines Dings (bzw. eines Menschen) öffnet sich immer ein Fenster ins (unsichtbare) wirklich Wirkliche. Nicht nur in diesem Fall aber wäre der medientheoretische Aspekt zu überlegen, wieweit das durch eine Photographie noch erreicht werden kann, zumalen einer digitalen Rekonstruktion einer Photographie. Denn die Photographie referiert immer auf eine Erinnerung im Betrachter.
Mir persönlich war die Sängerin im Grunde unbekannt. Erst anläßlich ihres Todes vorige Woche habe ich mir dann ein Video mit ihrem Lied "Nothing compares 2U" angesehen. Dabei fiel mir auf, daß sich die Irin auf der Bühne "selbst opfert", und Ihre Kunst nicht "das Opfer" abbildet, sondern die eigentliche Opferhandlung ist. Wenn man das - immerhin ist es ihr größter Hit, sicher eines der Lieder, die man als "Welthits" sehen muß, die also mehr oder weniger zeitlos sind und sein werden - typologisch dasselbe, was sie mit ihrem Ableben dann vollzogen hat.