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Mittwoch, 10. Oktober 2007

Über die Gleichsetzung von Licht und Gott

Das Licht wird (und wurde vor allem) von allen Menschen als das erste und entscheidende Kriterium des Lebens erfahren und erfaßt. Insofern ist es völlig verständlich, daß es in seinem Ausgangspunkt, der Sonne, mit Gott (in vielen Religionen ontologisch) gleichgesetzt wurde und wird. Dieser Gedanke findet sich in nahezu allen Religionen. Und sei es, daß es durch den Begriff der "Erleuchtung" ausgedrückt wird.

Auch das Christentum hat diesen Gedanken somit zentral und wenn es in der Osternacht heißt "Lumen Christi - Christus das Licht", und zu diesem dreifachen Ruf der Kirchenraum allmählich, von der Osterkerze ausgehend, ins Licht emporsteigt, die Welt aus dem Dunkel (des Nichtseins) herausgerissen wird, vom Licht erfaßt wird, so drückt sich dies aus. Über die historischen Entwicklungen nahezu vergessen wurde dieser Gedanke im Kirchenbau, wo die Wandlung "gegen das Licht zu", "auf das Licht hin" geschah, durch die Levitierung (Hebung) der Opfergaben, die (in den realen Gott) aus dem Licht heraus verwandelt werden.

Aus diesem Grund kann man auch nie von "Volksaltar" oder ähnlichem sprechen, dieser Gedanke an sich ist eigentlich lächerlich. Es ging um das Gegenübertreten zu Gott hin. Es ist hinlänglich nachgewiesen, daß dieses Wenden auch des Volkes zur Sonne hin bis ins hohe Mittelalter, ja bis in die Renaissance hin liturgisch üblich war. Erst die stärkere Rationalisierung des Glaubens - deutlich im Protestantismus - hat eine Fixierung der Zelebrationsrichtung über bauliche Maßnahmen (Kirchenbänke) gebracht. Bis hin zur Incarnierung des gesamten Himmelsgeschehens, des transzendenten Geschehens im Barock. Der somit einerseits die Tendenz der scholastischen Metaphysik ausdrückte und verwirklichte, anderseits ihre Gefahren - nämlich genau diese Spiritualisierung, also quasi Entwirklichung, Entfleischlichung des Glaubensgeschehens, das immer mehr in die Vorstellungswelt des Menschen hineinverlegt wurde, wie sie heute geschieht, bis hin zur ontologischen Vergöttlichung des faktischen Menschen an sich, dem nämlich eigentlichen und in praxi ganz rasch häretisch werdenden (auswählenden) Zentralgedanken der "neuen Liturgie" - mit sich brachte.

Das, was das Licht bedeutet, drückt Eigenschaften Gottes aus: Es ist nicht machbar, es ist Urgrund allen Lebens, ja das Leben selbst (ich verweise auf parallele Erkenntnisse der Physik, die hier interessante Fragestellungen aufdrängen, daß nämlich das Licht das von ihm Beschienene, die Form, zu dem dieses erwacht, auf eine Weise mit sich bringt) ist, es ist nur zu empfangen, und es regelt unser gesamtes Leben und Geschehen, aber auch unser Erkennen. Wir können uns ihm nur unterwerfen. Das, was dem Licht also zugeschrieben wird, floß mit der Beschreibung Gottes in eins.

Gott Vater, der im unzugänglichen Licht wohnt ... Und: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott - so heißt es nach wie vor im "großen" Glaubensbekenntnis.

Zugleich erfolgt auch weltweit die Gleichsetzung des Bösen, des Gegen das Sein Gerichteten, mit dem Dunkel.





*101007*