Die Verhaltensforscherin Julia Fischer im Radiointerview:
"Es scheint so zu sein, daß wir genau dieselben Neuronen ('Spiegelneuronen') im Gehirn aktivieren, wie jene, die wir beobachten und die etwas tun. Das sind mehr als einzelne Neuronen, sondern ganze Verhaltenskomplexe."
"Ich würde es aus meinen Forschungen an Tieren - gerade im Vergleich zum Menschen - so formulieren: Es existiert eine gemeinsame Weltwahrnehmung auch mit den Tieren, aus der aber jeder seine eigene Welt konstruiert."
"Ein Beispiel: Ein (Berber)Affe weist, wenn er auf der Hand sitzt und der Mensch nimmt eine Nuß, dieselben Gehirnströme auf als nähme er die Nuß selbst."
"Es ist eindeutig für mich, daß ein Tier sich fundamental in seiner Kommunikation vom Menschen unterscheidet. Selbst beim Schimpansen, dessen physiologischen Voraussetzungen dem des Menschen sehr ähnlich sind, kennt keine Kommunikation, die sich vom Gegenstand löst, die also abstrahiert. Alle entsprechenden Versuche sind lediglich Formen der Konditionierung, der Verbindung von Erfahrung und Laut oder Geste. Es gibt im Tierreich auch keine hinweisende Geste. Natürlich kann das im Verkehr mit Menschen sehr weit gehen (weil es sich der menschlichen, differenzierteren Welt anpaßt.)"
"Die Verhaltensforschung an Tieren war sehr lange sehr anthropozentrisch, wir haben also alles auf seine Nähe zu menschlichem Verhalten interpretiert. Wenn man sich davon aber löst, wird das tierische Verhalten viel besser deutbar."
"Es wird aus der Verhaltensforschung bei Tieren derzeit viel darüber diskutiert, daß man evolutionär den Zeitpunkt der Entstehung der Sprache beim Menschen viel viel weiter zurückdatieren wird müssen. Mit dem Kernsatz: "Nichts Genaueres über die Sprachentstehung wissen wir eigentlich nicht."
*201007*