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Sonntag, 6. Januar 2008

Wegen einer Beobachtung in elf Jahren

Die Venus schiebt sich ca. alle hundert Jahre, dann aber zweimal hintereinander im Abstand von etwa acht Jahren, zwischen Erde und Sonne. Um die Abstände der Planeten untereinander, neben dem der Erde zur Sonne etc., noch genauer zu vermessen (bis ins 17., ja 18. Jahrhundert verfehlte man durch die Ungenauigkeit bei nautischen Messungen Ziele zur See oft gewaltig) schwärmten 1761 weltweit über sechzig Astronomen aus aller Herren Länder aus, um dieses Ereignis zu beobachten und unter Berücksichtigung der von Newton festgestellten Abplattung der Erdkugel in Meßreihen festzuhalten.

Unter den alleine zweiunddreißig französischen Beobachtern war auch ein gewisser Guillaume LeGentil. Er wollte den Durchgang in Indien beobachten, und machte sich 1760 schon von Frankreich aus auf den Weg. Wegen verschiedener Pannen aber war er 1761 immer noch auf schwankender See, als das Ereignis stattfand. Sodaß sich die entsprechenden Messungen nicht vornehmen ließen.

Ohne zu zögern fuhr LeGentil aber weiter, um dann eben den Durchgang der Venus im Jahre 1769 in Indien abzuwarten. Er baute dort alle seine Geräte auf, und bereitete in Form einer erstklassigen Beobachtungsstation acht Jahre lang alles für diese drei Stunden, vierzehn Minuten und sieben Sekunden am 4. Juni 1769 vor. Schließlich war es so weit. Am Morgen war auch das Wetter klar, die Sonne schien, LeGentil machte sich bereit.

Im selben Moment aber, wo sich die Venus vor die Sonne zu schieben begann, taten dies auch Wolken, und verstellten endgültig die Sicht. Das Unternehmen war gescheitert. Ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen, ließ LeGentil die Station abbauen, die Sachen verpacken und nach einem nahen Hafen verbringen, um den Heimweg anzutreten. Ehe er aber einschiffen konnte, packte ihn die Ruhr, die ihn ein Jahr ans Bett fesselte. Schwer geschwächt, trat er 1770 endlich die Heimreise an. Doch das Schiff sank vor der afrikanischen Küste.

Schließlich, als er nach elf Jahren wieder heimatlichen Boden betrat, mußte er feststellen, daß seine Verwandten ihn für tot erklärt und seinen Besitz veräußert und aufgeteilt hatten. Mit großen Mühen konnte er noch sein weiteres Überleben sichern.

Wegen einer einzigen, dreistündigen Beobachtung des Durchgangs der Venus zwischen Erde und Sonne ...

Es kommt nie darauf an, wieviel wir tun, oder ob wir damit Erfolg haben. Es kommt darauf an, ob wir das tun, was es zu tun gilt.





*060108*