Graham Greene, der in vielerlei Inventarismus der "katholischen Epoche" der Mitte des 20. Jahrhunderts zugerechnet wird, hat es einmal so ausgedrückt: "Es gibt keinen katholischen Schriftsteller - es gibt nur Schriftsteller, die katholisch sind."
Der Betrachtungsgegenstand wie das Material, mit dem er arbeitet, ist nur eine einzige Wirklichkeit. Zu der es nur eine einzige Wahrheit gibt, eine einzige dahinterstehende Wirklichkeit.
Die Aufgabe des Schriftstellers selbst ergibt sich aus seinem individuellen Lebenshorizont. Das kann für den einen ein winziges Tal in Tirol sein mit all den Lebensumständen, in die der Künstler hineingeworfen ist, und das kann zum anderen die Welt oder auch geistlicher Inhalt sein. Auch hier gilt: "gratia supponit naturam", die Gnade baut auf der Natur auf, ja setzt sie voraus.
Dies auch all jenem Kleingeist entgegengestellt, der meint, die Darstellung der Welt in ihrer Unmoral und Zerstörtheit sei eines katholischen Schriftstellers (bzw. generell Künstlers) unangemessen, er habe sich als Prediger auszuweisen. Wo immer ein Werk wahr ist, ist es ein Hereinragen der einen Wahrheit, die auch Gott und Gnade einschließt. Der Gottesdienst eines zum Beispiel Schauspielers kann sehr wohl auch darin liegen, einen unmoralischen oder gar bösen Sachverhalt wahrhaftig darzustellen!
Eine Unterscheidung zwischen religiösem und nicht-religiösem Künstler (so schwer es glaubhaft ist, daß es einen solchen überhaupt geben kann), mehr also noch zwischen getauftem und ungetauftem Künstler, findet sich lediglich in der Dimension seiner Wahrhaftigkeit und Darstellungskraft der Wahrheit. Was keineswegs bedeutet, daß sein Darstellungsobjekt quasi nur geistlichen, kirchlichen oder gar direkt verkündenden Inhalts (wie beim sakramentalen Priester) sein muß.
*090907*