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Samstag, 14. Juni 2008

Menschheitsepos

"Der Herr der Ringe" ist eines jener Epen, die die archaischen Dispositionen der Welt und des Menschseins, die zu Mythen destillierten welttreibenden Kräfte in dem nie endenden Kampf um die Schöpfung darstellen. Dieser Kampf wiederholt sich immer wieder und wieder, und er ist von wohl jedem zu führen, auch wenn natürlich die bloßen Geschehnisse nicht einfach übernehmbar sind.

Aber das macht die Sättigung beim Lesen aus, diese Fleischstücke, die immer wieder auftauchen und allgemein menschliche, tiefgründige Allegorien des Lebens im Kampf gegen den Tod sind. Es geht um die Macht auf dieser Welt, es geht darum, wer sie besitzt.

Und es geht um die Verquickung von Schwäche, Tod, Häßlichkeit und Bosheit, wie die christliche Tugendlehre so wunderschön zeigt. Am wunderbarsten zeigt sich das an exemplarischen Figuren, wie dem Golum "Smeagol"

Wer sich freilich ein christliches Missionsbüchlein erwartet hat, der verkennt, was Literatur, was Kunst überhaupt ist: nämlich eine Versöhnung der Natur mit der Übernatur, mit nahezu sakramentaler Dimension, im Ringen um das Heil in dieser Welt, die Soteriologie. Tolkien's Werk steht damit in bester Tradition dichterischer Weltdeutung, wie sie sich in den großen Menschheitsepen wiederfindet.

Und keine Saturiertheitsbestätigung selbstzufriedener Pelagianer.

Aber genau das unterscheidet diese Bücher von bloßen Produkten menschlicher Phantasie, wie sie "Phantasy" und "Horror" darstellen, die damit wirkliche dämonische Qualität erhalten. "Der Herr der Ringe" baut keine irrationalen Elemente auf, er findet sich in seinen phantastischsten Allegorien auf dem Boden menschlichen und nachvollziehbaren, erinnerbaren, geahnten (und damit NICHT horrorartigen, das Bekannte nämlich düpierenden) Erlebens, sondern ist ein in Bildern gefaßtes Darstellen des kaum oder nicht Sagbaren, sondern nur Erzählbaren.





*140608*