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Dienstag, 10. Juni 2008

Von außen beginnend: Wer man ist

Die Identität hängt - anders als landläufig gemeint - am äußersten Ring der Aussagbarkeit über einen Menschen. Sie beginnt also in der staatlichen, ja überstaatlichen Einheit, in die jemand eingegliedert ist, und geht zurück bis zu beruflichen oder neigungsgemäßen Definiertheiten.

Der Stand, der vielfach definiert ist, ist nur sehr beschränkt auf einen Begriff reduzibel. Teilweise greifen die Standesbegriffe ineinander über - man denke an den der "Verheirateten" in seinem Verhalten zum Beruf usw. Und er braucht an den Rändern Durchlässigkeiten, weil das Wesen des Menschen Entfaltung ist, was der Welt gewisses dynamisches Gepräge verleiht.

Dennoch ist der Mensch angewiesen auf eine "stufenweise Ruhe" dieser Bestimmtheiten. Andernfalls benötigt er seine gesamte Kraft, um sich in seinem In-der-Welt-sein zu halten: das zu einem Behaupten-müssen wird. Es ist also blanker Zynismus davon zu sprechen, daß die moderne Gesellschaft mehr Möglichkeiten offeriert. Das Gegenteil ist nämlich der Fall - es werden gar keine mehr offeriert weil zugesprochen. Die Gesellschaft befindet sich in einem permanenten Kampf aller gegen alle, mit der Besonderheit, daß jeweils der "höher Begabte" erliegt, weil seine Höhergliederung nicht erkannt wird.

Stand muß von oben bestellt sein. Er kann sich nicht von unten heraus formen. Und die Formungskraft, die Duchdringung geht von außen - vom Allgemeinsten - nach innen. Es nützt niemandem, zu wissen, daß man Schaffner ist, wenn nicht geklärt ist, ob auch Mensch ... Somit ist klar, daß Identität im Religiösen ansetzt.



*100608*