Der Prophet befindet sich in einer Zwickmühle: Wird er ernstgenommen, ändert sich der Welten Lauf - und seine Prophetie tritt nicht ein. Wird er nicht ernstgenommen, muß er mit einer Katastrophe leben und leiden, die er sehenden Auges aufprallen sieht.
Das hat nicht nur Jeremias angewidert und verbittert, oder Jonas.
Ähnlich geht es nämlich jedem Künstler, weil Prophetie und künstlerisches Werk ihrem Wesen nach identisch (wenn auch nicht in allem gleich) sind. Auch der Künstler entfaltet aus Möglichem Wirkliches, womit sein Werk "seherische" Qualität erhält. Und beide müssen, um zu sehen, aus dem Gestern, aus der Erinnerung, der Abstraktion schaffen, in der sich das Ewige, das die Zeit überdauernde, das Bleibende, und damit Gott aussagt.
Die Rezeption eines Kunstwerkes ist ebenfalls der Aufnahme der Prophetie gleich.
*010608*