Korrespondenz über den Irrtum des Lobes, und über das Genie - G hat sich m. e. und bedauerlicherweise dann verstiegen, heute halte ich ihn für unerträglich. Er erzählt heute auch enorm viel Blödsinn, hat aber - wie ein Guru - eine große Fangemeinde. Aber die XY aufgedeckt zu haben ist zweifellos sein Verdienst, der am Anfang stand, aber dann durch seinen Narzißmus elendig abgesoffen ist. Lob und Erfolg zerstören rasend schnell, schon gar am Anfang eines Lebens oder eines Werkes.
Überhaupt ist Lob die gefährlichste Waffe, die es nur geben kann. Wenn man jemanden zerstören will, dann lobt man ihn über den grünen Klee. Kaum jemand verkraftet das, kaum ein Selbst, das nicht abhebt, und den Sinn für Wirklichkeit zerstört. Wenn ich mir die heutigen Jungen anschaue, schon gleich die Generation nach mir, da fängt das bereits an, dann ist das die Folge: Hochmut, totaler Zerstörung des Wirklichkeitssinns.
Und warum? Weil man sie als Kinder und Jugendliche viel zu viel gelobt hat. Das gilt ja in der heutigen Pädagogik als die große Wunderwaffe, um das Selbst eines Menschen zu stärken. Was für ein Quatsch! Ganz selten, punktuell, kann man einen Menschen, der vielleicht am Boden liegt, an sein Gutes erinnern - loben. Ihm helfen, das Gute wieder oder überhaupt einmal zu sehen - in der Anerkennung. Aber selbst damit muß man bis zu Momenten geizen, wo es vielleicht um Alles geht, und jemandes Lebensdecke zu zerreißen droht.
Ansonsten muß und kann jeder Mensch nur am Wirklichen satt und stark werden. und nicht selten, ja allermeist muß jeder gerade solche Phasen durchmachen, daß er den Glauben an sich verliert - und sich dann wieder auf das Wirkliche besinnen muß. So wächst sogar der Glaube, der Krisen und Niederlagen durchstehen läßt.
Aber die wirklich Berühmten und Guten sind alle demütig, und nur deshalb - weil sie das Wundersame und Wunderbare des Wirklichen erfahren haben, daß man die wirkliche Anerkennung nur dann erhält, wenn man sie als Geschenk begreift, nicht als zustehenden Lohn, nicht als "Gerechtigkeit". Ich habe das immer wieder gesehen.
Genau das fehlt den heutigen Jungen, schon gar den später Geborenen. Und heute ist es wirklich arg, ganz ganz arg. Wenn ich mir anschaue, wie z. B. die Kreise miteinander umgehen, in denen sich XYs Kinder bewegen, dann ist alles klar: Da wird herumgelobt, daß es nur so kracht, und wer nicht auch das Unsinnigste lobt, ist "lieblos" und überhaupt - ein Arsch.
Die Folge ist evident. Hochmut. Völlige Unfähigkeit zur Erkenntnis. Meuchelmord an allem Begegnenden, das ihnen voraus oder überlegen ist. Nahezu hermetischer Abschluß vor der Wirklichkeit, von der sie sich ein total falsches, illusionäres Bild machen.
Mit einer großen Autorität - der Macht bestimmter Autoritäten, wie "die Wissenschaft". Die sie an den Unis aufsaugen, um dann "zu wissen", und damit Werkzeuge für ihre Überlegenheit in der Welt zu haben. Die alle hassen, die ihrem Selbstbild nicht schmeicheln, und die diese sogar als Gefahren ansehen, die es zu beseitigen gilt.
Ich schreibe nicht z. B. für ein Internet für alle, oder verwechsele Freiheit mit "Meinungsfreiheit", in der jeder Depp seinen Seim absondert und ein Anrecht auf Respekt hat, das ihn sakrosankt macht. Schon gsar nicht bin ich für den "Streit der Meinungen".
Aber das Internet, speziell die social media machen das Gesagte offensichtlich - das sind die, die alle zensieren, die nicht ihren Meinungen entsprechen, ja die sie als Gefahr ansehen und bis aufs Blut verfolgen. Das sind auch die, die aus ihren lächerlichen Dingen, die sie mal so irgendwie angestellt haben, dann die großen Lebensläufe zimmern, und wo ein Bilderbuchschreiber zum großen Denker einer Welt wird, die das Leben eines ganzen Volkes umzwängen. Ich bin absolut sicher, daß auch diese alle Verfechter einer "Pädagogik der Liebe" sind, in der nur gelobt wird.
Das ist übrigens auch das große Mißverständnis bei der sogenannten Montessori-Pädagogik, die zu einem Werkzeug der Zerstörung geworden ist. Aber als die große Methode der "Liebespädagogik" gilt. Johannes Bosco hat eine ähnliche Pädagogik, aber den meidet man eher, weil er doch zu katholisch war. Aber auch siene Pädagogik kann so falsch umgebogen werden, daß dasselbe herauskommt. Und war von Don Bosco so ganz anders gemeint. Wenn man seine Schriften liest, liest man genau das, wenn man genau liest, und das ganze Umfeld des jungen Menschen katholisch denkt. Dann wird seine Pädagogik der Liebe groß, und nicht zu dieser seichten Lobessuppe, die aus Montessori wurde. Deren Kindergärten und Schulen man sogar heute das Prädikat "Kulturzerstörung" umhängen muß.
Und das macht auch das Reden von der "Gewaltfreiheit" so gefährlich. Aus denselben Gründen. Es wird übersehen, daß alles Schöpferische einen Akt der Gewalt BRAUCHT, sonst wird es nie geboren. Man muß sich gewissermaßen "gegen" das vorhandene Seinsgeflecht stellen, und in dieses das Neue hineinschleudern. Und DANN kann Neues entstehen. In diesem Sinn muß man auch Gottes Wort verstehen, der von Stufe zu Stufe die Schöpfung durch das Wort schuf, das er aussandte, woraufhin es die Schöpfung von Stufe zu Stufe - zur Welt - hob, nein, erschütterte. Deshalb sage ich, daß diese Generation(en) nichts, absolut nichts mehr schaffen werden. Sie wissen nichts mehr genau davon. Und - sie wissen nichts mehr von Liebe. Denn Liebe, das Wollen des Guten des anderen, ist nicht ein seichtes Wünschen, sondern das aktive Beitragen, daß sich das Gut des anderen seinen Weg findet und erkämpft.
Kein Mensch wird einfach "von selber", was er werden soll und kann, sondern der Liebende sieht das Gefährdende, und zwar auch im anderen. Und er sieht das Gesamtbild, wo es manches wegzuschneiden gilt, manches Gut einzudämmen weil auf das rechte Maß zurückzudrängen. Nicht alles, was jemand kann, ist ein "Talent", ein Gut, das einfach so wachsen soll.
Der größte Fehler wird dabei aber darin gemacht, das Gut des Geliebten mit einem Standes-Bild zu verbinden, Stand also mit Talent zu verwechseln, und so aus jedem Bubi und Mädi das Höchste an Stand machen zu wollen, das möglich ist. Dann wird jeder ein Doktor oder ein Akademiker, wie wir es heute haben. Aber es ist NICHT das Talent, das eine Identität ergibt, wie heute überall geglaubt wird, sondern umgekehrt: Die Identität, die das zu Tuende bestimmt.
50 % der jugendlichen Mädchen heute - bei den Buben etwas weniger - wollen deshalb "berühmt" werden. Sagen Jugendstudien, sagt meine Erfahrung. Gefragt, wodurch, sagen sie meist: Weiß ich nicht. Sie wissen nur eines: Lob zu verdienen. Denn das ist ja heute einer der meistgehörte Sprüche: Jeder Mensch wird als Genie geboren ...