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Samstag, 26. Juli 2008

Da waren doch mal Gewinne? - Gewinne?

Aus einem Bericht des Deutschland-Radio: Etwa die Hälfte von Nordrhein-Westfalen ist durch den Bergbau der letzten 150 Jahre so verändert, daß der Mensch nie mehr dort wird wohnen können, ohne laufend Maßnahmen zu setzen, die eine Bewohnbarkeit gewährleisten: In erster Linie durch ein nunmehr erfolgendes allmähliches Absinken des Landes über den Bergwerken. Teilweise wären riesige Landstriche bereits heute überschwemmt, würde man nicht pausenlos pumpen.

13 Milliarden Euro müßten die Rücklagen der Bergwerke betragen, um "auf ewig" die Kosten für diese Maßnahmen bezahlt zu haben.

Der Kohle verdankt Deutschland seinen wirtschaftlichen Aufstieg, der beispiellos in der Wirtschaftsgeschichte der letzten 200 Jahre dasteht. Von einem Land mit 4/5 bäuerlicher Bevölkerung (1815) hat es sich binnen 100 Jahren (bis zum Ersten Weltkrieg) zur weltweit zweitstärksten Wirtschafts- und Industriemacht emporgewirtschaftet, damals mit gerade noch 1/5 landwirtschaftlichem Bevölkerungsanteil, und gleichzeitig verdreifachter Bevölkerung. Im 19. Jahrhundert ist Deutschland in jeder Hinsicht regelrecht "explodiert".

Erst durch die reichen Kohlevorkommen aber war die Erzverarbeitung und vor allem die elektrische Industrie (die beiden Hauptstandbeine) in dem Ausmaß aufzubauen möglich, wie es geschehen ist. Mit der Konjunkturlokomotive, der Eisenbahn. Das Eisenbahnnetz aufzubauen war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der eigentliche Entwicklungsmotor. Von diesen Gewinnen hat man Deutschland aufgebaut, hat man gelebt, hat man investiert, hat man (auch) Luxus geschaffen wie konsumiert.

Schwachpunkt: der extrem hohe Anteil an Außenhandel, der die Wirtschaft Deutschlands seit je kennzeichnete und nicht unmaßgeblich und "nicht immer glücklich" die Außenpolitik bestimmte.

Einen weiteren Schwachpunkt nennt aber keine Wirtschaftsgeschichte: Die Kostenunwahrheit, die bei Folgeschäden wie im Bergbau nun erst zutage treten. Und künftige Generationen in einem Ausmaß belasten, wie wir es immer noch nicht glauben wollen.





*260708*