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Mittwoch, 3. September 2008

Berufsprobleme einer Wahrsagerin

Vor etlichen Jahren beklagte mir eine Wahrsagerin in Berlin - Karten und Hand - daß sie es nicht leicht hätte: denn bei den meisten Menschen, die zu ihr kämen, sei die Diskrepanz auffällig, die zwischen ihrer Vorstellung von ihrem Leben und dessen tatsächlichem "Kuriositätswert" herrsche. "Die Menschen wollen, daß was Wunder alles in ihrem Leben passiert - und ich sehe einfach nichts, außer banalem Alltag ..." Sie hätten aus Film und Fernsehen Vorstellungen, was ihr Leben nicht sei und vor allem sein könnte, die mit ihrem eigenen Leben aber nichts zu tun hätten, sich nie erfüllten.

Schon gar, weil die Bewertungsrahmen, die ihre Wünsche prägten, im alltäglichen Leben nie vorhanden seien. "Es ertönt keine tränendrückende Hintergrundmusik, wenn sie sich in der Disco in einen Typ verlieben! Sondern es endet dann in Fernsehabenden, Kindergartenproblemen und Berufswechseln, in Scheidungen und dem Tod der Eltern ... was eben so das Leben der meisten erschöpfend ausmacht! Nur ganz selten habe ich mit Menschen zu tun, in deren Leben sich wirklich etwas wie Schicksal und Größe abspielt."

Das mache es ihr nicht leicht, ihre Klienten nicht zu enttäuschen, sie müsse dann sehr viel Phantasie entwickeln, um aus diesen schlichten Lebensläufen etwas zu basteln, das den Wünschen ihrer Kunden halbwegs entgegenkomme, ohne noch gelogen zu sein.





*030908*