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Samstag, 20. September 2008

Leben = Was während des Wartens zustößt

Den heutigen Menschen ist jeder Morgen eine neue Enttäuschung: weil sie schon als Kinder mit (medial transportierten) Idealen aufwachsen, die ihrem Lebensvollzug in Leobersdorf, Wien oder Admont niemals entsprechen (welche ewige Wahrheit in der Ähnlichkeit mit dem Geschehen im Don Quijote!) niemals inhärent sind, sie sich also mit dem Gegebenen nie abfinden mögen, warten sie mit ihren Entscheidungen, ob nicht doch etwas Besseres - über Nacht - auftauchte.

Ihre Tage verbringen sie damit, neue Möglichkeiten aufzubauen, wie dieses Ereignis eintreten könnte. Davon zu träumen, was sie dann machen würden. Und diese neue Zeit zu simulieren.

Deshalb wird auch alles verhindert und vermieden, das egal was des normalen, notwendigen Lebensvollzugs definitiv machte! Deshalb wird alles abgelehnt und relativiert und klein gemacht, was eine Entscheidung definitiv machen könnte - der Wert der Ehe ist nicht zuletzt zu nennen. Selbst die Kleidung drückt diese Standesverweigerung aus - es könnte ja noch ein besserer Stand warten! Vielleicht begründen sie es auch mit den Mängeln, mit dem was zur Perfektion noch fehlte, daß man sich auch entschließen könnte. (Und sich damit gar nicht mehr entschließen muß, weil die Sachlage nahezu zwingt.)

Es ist eine Art "Startverweigerung" - sie gehen nie wirklich los, entschlossen, warten lieber im Nestchen. Die Menschen heute starten also nie wirklich. Sie schauen nur zu, wie alles um sie herum läuft, nehmen bestenfalls mit spitzen Fingern mal diese, mal jene Rosine aus dem Flusse heraus. Im übrigen aber - bewahren sie sich auf. Nehmen zähneknirschend in Kauf, was ihnen während des Wartens so zustößt. Weil sich viele Lebensvollzüge (die Sexualität läßt es am deutlichsten spüren) nicht warten können oder wollen.

Es stößt den heutigen Menschen alles nur noch zu, passiert, ungewollt, irgendwie. Schwangerschaften z. B. passieren meist nur noch.

So beenden sie den Tag im Rausch des Unbewußten, fern von sich, und alles vermeidend, was sie zu sich bringt. So fallen sie ins Bett. Und müssen doch am Morgen wieder aufwachen ... nichts blieb.




*200908*