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Samstag, 13. September 2008

Staat ohne Land

Der eigentliche Zerstörungsakt der abendländischen Kultur war (und ist) das Herauslösen der das Konkrete befeuernden Fragen, sodaß die Menschen aus ihrem natürlichen Sein heraustreten müßten, um diese Fragen, die ihrem So-Sein apriori liegen, weil es in den Sinnhorizont stellen, innerhalb welchem nur der Vollzug entscheidend ist, innerhalb ihrer eigenen Gewissensverantwortung selbst zu lösen.

Damit sind sie selbstverständlich überfordert.

In den Erscheinungen des Protestantismus zeigt sich exakt dieser Vorgang, ja sie haben diesen Vorgang zum Inhalt. So wurden die organischen gesellschaftlichen Gefüge auseinandergerissen, füllten mit sich selbst die Bewußtseinsinhalte der Menschen, thematisierten sich selbst zwangsläufig, als Bilder, zur Ideologie erstarrt.

Plötzlich gab es eine alles Konkrete übersteigende Frage, plötzlich wurde das Menschsein aus dem Konkreten - und das heißt: Land, Leute, Beruf, Familie ... Stand eben - herausgelöst, abstrahiert über alles gestellt. Damit zerfiel das Reich, damit zerfiel der Staat (und wurde zur Ideologie), die Region, der Stand, die Familie. (Übrigens: in einer dafür typischen Ausprägung: Preußen! Ein Staat, der sich von jedem konkreten Land überhaupt emanzipiert hatte - und deshalb so federleicht zu einem Deutschland mutierte!)

Plötzlich galt ein Wertegefüge, das kein Konkretes - und das setzt bei der Bindung an den Boden an - mehr benötigte, um die Menschen zum Heil zu bringen: als abstrahierte Moral.





*130908*