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Samstag, 13. September 2008

Die alles fressende Metaidee

Edmund Burke warnt in seiner Bestsellerschrift "Gedanken über die (französische) Revolution" bereits 1792 vor den dramatischen Folgen der französischen Revolution für die ganze Welt:

Erstmals hat man es nicht mehr mit Auseinandersetzungen verschiedener konkreter Interessen zu tun. Erstmals ist es eine Meta-Idee, die alles Konkrete aushebelt, die an kein Land, an kein konkretes Hier und Jetzt mehr gebunden ist. Diese jedem Staat gegenüber feindliche Religion (wie Burke es bezeichnet) ist an der Idee von Menschenrechten festgemacht, die ihre anarchistischen (anti-autoritären) politischen Implikationen dogmatisiert in sich birgt. Von Menschenrechten, deren Verankerung in einem nicht-absoluten anthropologischen Bezugspunkt liegt, und deren Verwirklichung dem menschlichen Verhalten, und zuvor noch dem Zustand der Sittlichkeit anheimgestellt ist. Damit hat die Aufklärung den Charakter einer sich zur Religion ereifernden, eine solche werdenden Bewegung erhalten.

Bereits in den ersten konkreten Prognosen hat Burke auch völlig recht behalten: in der Vorhersage der jakobinisch-totalitären und aus ihrem Wesen heraus grenzenlosen Terrorgewalt. (Die den Kommunismus Stalins vorwegnahm, dessen Verwirklichung 1793/95 im letzten Augenblick verhindert wurde.)

Übrigens: wir meinen heute vielleicht, daß Bestseller ein Begriff der Jetztzeit sei. Es mag um noch kürzere Zeitspannen gehen, gewiß, in welchen sich ein Buch wie das von Burke heute verbreiten und zum Tagesgespräch werden könnte. Aber Burke's Schrift hat sich binnen Wochen in ganz Europa, schließlich bis in alle Weltzipfel herumgesprochen und verkauft, sodaß innerhalb des ersten Jahres zwölf Auflagen mit insgesamt (im ersten Jahr!) 50.000 Exemplaren gedruckt werden mußten. Die Macht des gedruckten Wortes war nicht zuletzt seit Luther bewiesen.





*130908*