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Montag, 14. November 2011

Fortgesetzte Schuld

Ein Gedanke mit enormen Implikationen, den der ehem. Kardinal Ratzinger, jetzige Papst Benedict XVI., in "Eschatologie - Tod und ewiges Leben" anführt, indem er Origines zitiert: Die geschichtliche Verhangenheit des Menschen hört mit seinem Tod nicht auf! Denn er ist über seine Schuld mit der zukünftigen Geschichte verhangen, die wirkliche Abrechnung seiner Lebensfrucht ist bis zum "Ende der Zeit" gar nicht möglich - solange Menschen mit freiem Willen leben, kann die Passion vermehrt werden, das Leiden an den Sünden der Welt.

Darin liegt die Auflösung der "leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel" - die nur durch ihre völlige Freiheit von Schuld (und Erbschuld) denkbar ist: sie ist nicht mehr mit der Geschichte verhangen.

Schuld bedeutet Fesselung an die Zeit, Schuld bedeutet Fesselung an die Welt in ihrem faktischen Sosein. Wer am anderen verbricht, macht ihn zum Gläubiger, zum Kläger. Umgekehrt ist LIebe die Loslösung in der Freiheit, aber auch sie ist ihrer Natur nach "für" (sozial zu denken), wenn auch ihre Wirkung der der Schuld entgegengesetzt ist. Aber auch diese Freiheit zur Liebe ist zukünftig geschichtsmächtig: wer liebt, will auch das Zukünftige nicht ausschließen, will sich nicht vom anderen in diesem "für" zurückziehen, geht nicht ohne ihn und sein sicheres Heil zur Festtafel der Freude.

Und damit wird auch klar, was Fegefeuer meint: es ist die Begleichung noch ausstehender Schuld, deren verursachtes Leiden noch weiterglimmt. So leidet der Mensch im "Fegefeuer" die irdische Hinterlassenschaft zu Ende! Zwar schon in der Gewißheit endgültigen Angenommenseins, aber zugleich in der unendlichen Schwere der sich entziehenden Gegenwart des Geliebten.


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