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Mittwoch, 30. November 2011

Um Schönheit kann es nicht gehen

Wilde Proteste in Ägypten, das - wie hier vorhergesagt - im Chaos versinkt. Bis ein starker Mann kommt. Hier nachzulesen.

Aber darum soll es jetzt nicht gehen. Sondern um den Blog einer ägyptischen Studentin, der heftige Aufregung im Land verursachte. Ein Anwalt hatte die Dame geklagt, sie würde mit ihrem Blog die Sitten im Land zerstören, und zu Unsittlichkeit aufrufen.

Wir wollen hier nicht die anatomischen Qualitäten der Dame diskutieren, die durchaus in Frage stellen, ob sie dazu in der Lage wäre.  Vielmehr geht es um etwas anderes: Nämlich darum, daß die Zeitungskommentare auch hierzulande offenbar davon ausgehen, daß es zu einer Diktatur nur eine Alternative gibt: die liberalistische Selbstauflösung Westeuropas.

Denn sexuelle Libertinität, wie sie hier alles und jeden in die Vulgarität gezogen hat und zu ziehen versucht, ist keineswegs Teil einer freien Gesellschaft, im Gegenteil. So aber wird den arabischen Menschen fast bösartig suggeriert, daß die begehrenswertere Alternative zu ihrem islamistischen Lebens- und Kulturentwurf die Dekadenz der Konsumwelt Europas und Amerikas wäre.

Daß Europa damit bei allen noch etwas gesünderen Völkern - und das sind so gut wie immer die weniger "entwickelten", die mit keinen ausufernden Sozialstaaten, die mit keiner absurden, utopistischen und widersprüchlich-verlogenen Demokratieauffassung, die mit noch intakteren Familien, die mit noch intakteren Verhältnissen von Mann und Frau - auf wirklich substantielle Vorbehalte stößt, ist nur zu logisch.

Und ein kleiner Hoffnungsschimmer. Nur so ist verständlich und begrüßenswert, daß der Papst erst jüngst in Benin davon sprach, daß Afrika für die Welt Hoffnung bedeute, wenn es seine noch vorhandenen Stärken pflege und hüte. Damit hat er sich eigentlich zum Rebellen gegen die europäische Lebensordnung deklariert. Wie sie in Ägypten nicht enden wollenden und könnenden, heftigsten Schluckauf produziert. Denn Hemmungslosigkeit ist keineswegs eine Errungenschaft der Kultur, sondern deren Tod.

Um Schönheit geht es ja offensichtlich überhaupt nicht. Sondern wirklich nur um Provokation. Auch dieses Schema ist nicht neu: denn das Niederreißen kultureller Institutionen und Ressentiments geht fast immer von jenen aus, die in Wahrheit jeden Grund hätten, sich dessen Schutzfunktion zu bedienen: die radikalsten Feministinnen waren Frauen, die trotz ihrer Dekadenz und Häßlichkeit Begehren per Gesetz verlangten; die radikalen Prediger der Hemmungslosigkeit sind abstoßende Geilspechte. Und (erosfreie) Nacktheit wie diese taugt eher für Fallstudien in anatomisch-medizinischen Büchern, sie wirkt genau deshalb kulturell destruktiv und unsittlich, weil mißbräuchlich, stellt die Erotik auf die Ebene der Banalität. Dort wird es dann im nächsten Schritt pornographisch.

Und insofern hat der Blog symbolische Wirkung, insofern ist die Empörung in Ägypten berechtigt. Denn wenn DAS die Alternative sein soll, dann war wirklich jede revolutionäre Aufregung der letzten Monate umsonst. Dann ist alles klar: Weg frei für radikale Islamisten, es gibt keine Alternative!


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