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Dienstag, 18. November 2008

Worauf unser Wohlstand zurückgeht

Maxim Gorkij leitet einmal aus dem Anthropomorphismus - er führt Beispiele an, wo wir rein physikalisch-biologischen Vorgängen menschliche, personale Eigenschaften zumessen, wo wie wir der Kälte zuschreiben, daß "sie uns beißt" etc. etc. - schreibt einmal:

"... Nur deshalb haben die Menschen einen Gott über ihr Leben gesetzt, weil ihre besten Eigenschaften und Wünsche, die sich während des Arbeitsprozesse bildeten, in der Wirklichkeit keinen Platz hatten, weil der Kampf um das tägliche Brot so hart war.
Wir sehen daraus, daß Gott als eine überlebte Idee überflüssig werden würde, sobald fortschrittlich eingestellte Leute der Arbeiterklasse es richtig gelernt hätten, ihr Leben so zu reformieren, daß sich ihre besten Eigenschaften frei entfalten könnten. Damit gäbe es keine Notwendigkeit mehr, sein Bestes in Gott zu verstecken, weil man wüßte, auf welche Art sich dieses Beste in der lebendigen, irdischen Wirklichkeit verkörpern ließe.

Gott ist ebenso nach den Gesetzen der 'Abstraktion und Konkretisierung erschaffen worden wie die literarischen "Typen" (als Assemblierung verschiedenster charakterlicher Eigenschaft etc.; Anm.) die charakteristischen Ruhmestaten mehrerer Helden wurden "abstrahiert", abgesondert, danach werden diese Züge "konkretisiert" und zu einem Helfen zusammengefügt, zum Beispiel zu Herkules ..."

So nebenbei zeigt Gorkij die A-Personalität der griechischen Kunst auf (siehe auf diesen Seiten: die Einträge zu Andre Malraux!), die tatsächlich nur abstrahierte, deren bildende Kunst zum Beispiel deutlich diese Abstraktion offenbart (anders als die gute römische Kunst übrigens), und er leitet daraus generell die Kunst und ihr Wesen ab, was mit der Grundhaltung dieser Form von Utopisten (Gorkij war Kommunist) - dem Dualismus Geist/Körper - übereinstimmt, wo sich auch moralisches Handeln lediglich aus dem Willen ergibt (siehe unter anderem Kant).

Aber: was Gorkij 1928 eigentlich ganz präzis - sicher mehr, als er wollte - ausdrückt wie vorwegnimmt, ist nicht nur die Wirklichkeitssicht des Marxismus, sondern es könnte deshalb von heute sein, weil es die Grundlage dessen darstellt, was wir Sozialstaat" etc. nennen, was die Grundlage der Sozialpolitik von heute ist. Es ist eine Anthropologie, die den Menschen entpersönlicht, und seine Entfaltung zu einer FOLGE des Wohlstands macht. Auf diesem Gedanken, der eine (gewiß: sogar verführerische) Pervertierung der Pädagogik des Seins ist, fußt unser heutiger Sozialstaat.




*181108*