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Samstag, 25. August 2012

Von der Wahrscheinlichkeit eines Weltkrieges

Aus jahrzehnte, ja jahrhundertelanger Erfahrung und Beobachtung von Waldbränden im Yellowstone-Park in den USA, schreibt Mark Buchanan in "Das Sandkorn, das die Erde zum Beben bringt", zogen die Verantwortlichen erstaunliche Schlüsse: Jeden Waldbrand, den man entdeckt, sofort zu unterdrücken und zu löschen steigert nämlich die Gefahr, daß selbst kleine Entzündungsherde in einer Gesamtkatastrophe enden. Erstere sind niemals ganz zu unterdrücken, das Gesamtsystem ist zu komplex. Schon rein räumlich ist eine Totalüberwachung mit sofortiger Reaktion nicht zu gewährleisten. Und mit jedem Jahr steigt die Gefahr, daß eine solche Gesamtkatastrophe sich auch wirklich ereignet.

Also ging man dazu über, kleine Waldbrände als notwendig zu erachten, und geschehen zu lassen. Durch sie wird die sonst - durch das immer dichtere Unterholz, durch das natürliche Bewachsen von Freiflächen etc., sodaß das Gesamtsystem mehr und mehr wächst - immer dichtere Vernetzung der Waldareale unterbunden, und die Gefahr einer großen oder gar Gesamtkatastrophe SINKT.

Historische Reihenuntersuchungen für Kriege (bemessen an den Toten) haben erstaunliche Parallelen zwischen Waldbränden und Kriegen ergeben. Beide verhalten sich  nach "Potenzgesetzen". Diese besagen, daß kritische Systeme sich in Sprüngen entladen. Das Verhältnis von kleinen Auseinandersetzungen zu jeweils größeren verhält sich in jeweils gleichbleibendem Häufigkeitsfaktor. Bei Waldbränden (wie bei Kriegen): 2,5-2,8. 

Je länger dabei kein Gesamtkollaps passiert, je mehr kleine Anlässe ein System in Spannungsladung also aufnimmt bzw. abpuffert, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, daß er sich ereignet.

Kriterium ist in diesen Untersuchungen nicht die Gesamtzahl der betroffenen Bevölkerungen, wie geläufig oft gemeint wird. Sondern: Je vernetzter die Staaten und ihre Bürger untereinander sind, je größer an Wirkfaktoren das Gesamtsystem ist, desto größer wird es als "kritisches System". Die Zahlen der Opfer behalten nämlich ihre Relation zu diesem Gesamtsystem, und stehen in einem immer gleichbleibenden Verhältnis zu den Spannungsfaktoren. 

Solche kritischen Systeme bleiben aber aus ihrer Natur heraus unbeherrschbar, unvorhersehbar, weil Staaten und Bünde immer in sich Spannungen bergen, (auch: staateninterner) Friede nur relatives Gleichgewicht sein kann. Rein statistisch gesehen, steigt die Gefahr einer Gesamtkatastrophe, ja wird unausbleiblich, je komplexer solche Systeme sind.

In jedem Fall ist deshalb die Ursachenforschung für Kriege unzulänglich (weshalb Historiker ungebrochen streiten, was an jeweiligen Kriegen wirklich "Schuld" gewesen sei). Weil in solchen Systemen die Anlässe den Wirkungen so gut wie nie entsprechen.

A erzählte mir, daß vor kurzem ein New Yorker Schlauchbootfahrer, der sich verirrt hatte, direkt am JFK-Flughafen anlandete, und dort plötzlich vor den Flughafenverantwortlichen stand. Niemand hatte ihn entdeckt, und schon gar nicht am Betreten des Flughafengeländes gehindert. Der JFK gilt im Zuge der Terrorbekämpfung als "total sicher" weil "total überwacht" ...



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