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Mittwoch, 22. August 2012

Was wir sehen

Das 19min. kurzweilige Filmchen ist in einem Punkt impressive, wie R meinte, der es mir empfahl: Es zeigt, was wir wirklich sehen. Sehen wir (schlicht) mit den Augen? Oder versichern wir uns über die Augen (Sinne) nicht nur jener Daten, die wir rezipieren? Oder, um es mit Kant zu sagen: wir bekommen sinnlich nur leere Daten. Welt (und Denken) entsteht auf der Grundlage unserer Anschauungen. Ohne diese Apriori - Grundaussagen über die Welt - könnten wir nicht einen einzigen Gedanken fassen, gäbe es keine Welt. Nicht das "mehr Sehen" führt uns zu mehr Welterkenntnis, sondern das "mehr Denken", als Rückführung auf die Übereinstimmung mit diesen Grundkategorien (dem Logos), die jedem Menschen gegeben sind.

Denn noch etwas zeigt sich: Wir setzen unsere Bewegungen nicht mechanistisch, als bloßen linearen Bewegungsablauf, wo eines dem anderen folgt. Sondern wir handeln nach dem Ziel, einem Endzustand, der eine andere Wirklichkeit - DIE Wirklichkeit, das Wirkende - ausdrückt. Jede Bewegung ist ein ganzheitliches "Hinwesen" auf einen Endzustand, den man ergreift, darstellt.

Unsere Welt ist eine Welt der Wirklichkeiten, repräsentiert von den Dingen. Auf diese Wirklichkeit bezieht sich unsere Wahrnehmung.

Die Magie des Trickzauberers spielt folgerichtig nicht mit den Dingen, sondern mit unseren gewohnheitsmäßigen Interpretationen.*

Keith Barry - Brain magic




* Wie ist die Synchronizität der Bewegungen zweier "unabhängiger" Menschen zu denken? Ein österreichischer Magier hat einmal das Prinzip erklärt: Er ließ im Vorraum des Saales, durch den jeder Besucher gehen mußte, jede Menge Bilder anbringen, die auf irgendeine Weise mit Zahnbürsten zu tun hatten. Als einer der Höhepunkte seiner Show ließ er dann das Publikum "irgendeinen freigewählten Gegenstand" aufzeichnen. Die sinnliche Präsenz des Gegenstands hatte auch die gedanklich-bildliche bei den Rezipienten zur Folge. Zur Verblüffung der Leute hatten nämlich mehr als die Hälfte ... Zahnbürsten aufgezeichnet - die der Magier prompt aus seiner Tasche zog. Das zeigt das Prinzip solcher Beeinflussung, die auch während der Show - durch geschickte Wortwahl, etc. etc. - passieren kann.


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