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Montag, 12. Dezember 2011

Kleine Ursache, große Wirkung

In "The big short" von Michael Lewis findet sich eine interessante Aussage, und sie ist wie nebenher gesagt, so wie das Geschehen, das sie erwähnt, wie nebenher geschah, udn doch war es von fundamentaler Bedeutung: die Krise von 2008f. ist nämlich eigentlich schon 1981 grundgelegt worden. Damals hat sich, öffentlich kaum beachtet,  Entscheidendes ereignet.

Die großen New Yorker Investmentbanken, beginnend mit Salmon Brothers, haben sich von Gesellschaften von Investoren zu Aktiengesellschaften gewandelt. Lewis schreibt, daß persönlich haftende Gesellschafter niemals Geschäften zugestimmt hätten, wie sie 2007f. durchgeführt wurden! Seit 1981 wußten auch immer weniger Menschen, was überhaupt passierte, immer weniger Personen, die aber verantwortliche Entscheidungen zu treffen hatten, durchschauten bald noch die Komplexität der eingegangenen Risken. Es begann mit Salmon Brothers, und bald folgten sämtliche übrigen Investbanken. Eine ganze Branche setzte sich somit selbst auf immer brüchigeres Eis.

Was 2008 passierte, "passierte" im wahrsten Sinn des Wortes! Nicht wegen großer Hechte im Karpfenteich, den buchstäblichen bösen Spekulanten, sondern aus oft lächerlichen Fehleinschätzungen, manchmal auch irrationalem Vertrauen aufeinander, oft völlig überforderter Manager.

"Aus Vertrauen wurde blindes Vertrauen. Keine Investmentbank, die ihren Beschäftigten gehört hätte, hätte das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital auf 35 zu 1 erhöht oder Mezzanine-CDOs im Wert von 50 Milliarden US-Dollar gekauft und behalten. (...) Die kurzfristig zu erwartenden Gewinne hätten die langfristig zu erwartenden Verluste nicht gerechtfertigt".

Was die These nährt, in der ich immer behauptet habe, daß die Entpersönlichung der Wirtschaft ihr eigentlicher Todesstoß ist. Nur Unternehmer, als physische Persönlichkeiten, können als Partner in einer Wirtschaft gelten. Kein Staat, keine reinen Kapitalinteressenten wie Aktionäre, nicht einmal, wenn diese mit ihrem Aktienkapital haften. Aber diese Konstruktionen sind schuld, wenn plötzlich das Hauptinteresse der Wirtschaft vom Produkt und vom Kunden zu bloßer Gewinnmaximierung wandert, die als höchster Zweck alle Mittel zu heiligen beginnt. Meist nicht gleich, aber allmählich, und schließlich ganz.

Und so wird eine gesamte Volkswirtschaft vom Kapital korrumpiert, weil sie (über Folgerisken und -insolvenzen, im privaten Bereich) zur Gänze in den Händen bloßer Geldinteressen liegt. Plötzlich wird das Primat der Politik identisch mit dem Primat der Geldwirtschaft! Genau dort sind wir heute.

Oh nein, wie oft habe ich schon darauf hingewiesen, und so habe ich es erlebt, so habe ich es überall gesehen: Die großen Dinge der Welt geschehen nicht unter Fanfarenklängen und bombastisch verkündeten Generalbefehlen. Die großen Dinge der Welt "passieren" eigentlich immer, aus unzähligen kleinen Dingen, Geschehnissen, "Stolperern" und Fehler(chen) und Schwächen. Oder Tugenden, Geduldsmomenten, STeinchen, die man aufeinanderlegte, und plötzlich war etwas anders ...

Denn das gilt sowohl im Guten, wie im Schlechten.

Selbst in der Kindererziehung habe ich immer wieder oft winzigste Momente aufblitzen sehen, wo plötzlich im Kind etwas gedreht hat, wo plötzlich etwas passierte. Dabei war man nicht ungeduldiger als sonst auch einmal, dabei war man nicht "böser" als man es immer ist. Aber es brach etwas, das Verhalten ändere sich schlagartig beim Kind.
Sodaß auch die Hoffnung erlaubt, in dieser Richtung fortzusetzen, im Guten: ... dabei war man nicht liebevoller oder zugewandter als man es sonst auch zuwege brachte. Aber das Gute ist eben "normal". Das Schlechte schießt etwas aus der Welt, darum fällt es auch auf. Die These, daß das Bewußtsein nur enthält, was fehlt, was gestorben ist, ist nicht nur Erfahrungsschatz des Verfassers dieser Zeilen.



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