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Freitag, 16. Oktober 2009

Im Tod wird alles unabwendbar

"Gelingen ist immer ein Geheimnis - Scheitern hat immer Gründe." Was diesem Satz, der so wahr ist, zugrunde liegt, ist kein oberflächlicher, partyesker Psychologismus, sondern eine tiefe Grundwahrheit: Daß Scheitern (in seiner Ursache und in seinen Verursachern) aus dem Tod der schöpferischen Kraft stammt, wo der Mechanismus Oberhand gewinnt. Weshalb Psychologie, und schon gar die heute herrschende mechanistische Psychologie, die den Menschen als Produkt chemisch-physikalischer Prozesse sieht, mit dem Gipfel des (im wahrsten Sinne) geistlosen Mythos der Evolution, in dieser Phase sogar zu wahren Aussagen kommen kann.

Die Fragen, die Toynbee als Schlüsselfragen stellt, lassen sich also genau aus diesen Überlegungen heraus beantworten.

Ja, es gibt ihn nicht, den geschichtlichen Determinismus. Aber witzigerweise ... wird er genau dann als solcher manifest und ablesbar - sodaß man ihn zum Determinismus umdeuten könnte, ja fast muß - wo eine Kultur eben ihre schöpferische Kraft verloren hat, und zusammenbricht. Da wird plötzlich diese Gesamtbewegung (und Toynbee sieht wohl den Raum wie die historischen Belege für jeweilige Bewegungen, die exakt aus diesem Zusammenbruch heraus sich in schöpferischer Kraft formieren, aber es sind anfänglich zumindest Minderheiten) zu einer einem Fatum verdammt deckungsgleichen Lawine, die unausweichlich und hellen Augen absehbar an bestimmten Punkten landen wird.

"Es besteht," schreibt Toynbee, "ein Gegensatz zwischen der Mannigfaltigkeit des Wachstums und der Uniformität des Zerfalls." Penelope's nächtliches Auftrennen des tagsüber gewebten vielfältigen Musters ist immer gleich monoton.

Der Mensch wird erst dann berechenbar und mechanistisch, wenn er das Menschsein nicht mehr anstrebt oder erreicht. Und es ist, wie bei allen Dingen, so daß das Wesen eines Dings an seinen höchsten Möglichkeiten verankert ist.

"In Lebensfluten, im Tatensturm
wall ich auf und ab, webe hin und her!
Geburt und Grab, ein ewiges Meer,
ein wechselnd Weben, ein glühend Leben,
So schaff' ich am sausenden Webstuhl der Zeit
Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid
." 

Goethe, Faust I




*161009*