Es gab Zeiten, da war in Österreich, vom Etsch bis nach Preßburg, und dem südlichen Deutschland, kein Ort, kein Dorf, keine Stadt, ohne ihr eigenes Theater, ohne ihre Festspiele, ohne ihre Volksspiele. Und immer wieder als Strahlungspunkte die Klöster, deren Theaterszene im 18. Jahrhundert kulturprägend war.
In Tirol alleine lassen sich innerhalb eines halben Jahrhunderts, 1750 bis 1800, an über einhundertsechzig Stätten, über achthundert Volksaufführungen zählen. Staatstragödien, Opern aus Italien und Deutschland, Weltgerichtsspiele, Legenden, Komödien, Tragödien, Fastnachtsspiele ... Und es spielten die Bürger vor Ort, die Schmiede und Zimmerer und Köhler und Holzschnitzer und Müller und Bergleute. Wenn in Hallein im Winter die Salzach vereist ist, spielen die Schiffer Theater: in Wirtshäusern, auf Schlössern, und sie werden als Schauspieler berühmter denn als Salzschiffer.
"Der Tiroler Bauer hat in diesem halben Jahrhundert einfach alles gesehen, was seit 1600 über deutsche Bühnen, vieles, was in dieser Zeit über europäische Bühnen gegangen war." (J. Nadler)
1690, sieben Jahren nach der Belagerung Wiens durch die Türken, war alleine in Niederösterreich Kara Mustapha auf zwanzig Bühnen "Titelfigur". Josef Nadler vergleicht diese Zeit mit der Blütezeit Attikas, wo ebenfalls das Theater eine ähnliche Rolle gespielt hat: Als Bannen des Dämonischen, Übermenschlichen, Dunklen, indem man ihm Form gibt, und sich in der Figur des "Hans Wurst", einer Kombination von Teufel und Narr, Distanz dazu schafft.
Mehr und mehr kristallisiert sich Salzburg als Zentrum heraus - und in diese Zeit hinein wird dort ... Wolfgang Amadeus Mozart geboren.
*211009*