Es geht um das Schicksal einer Motorenfabrik, die einst berühmt für ihre Präzisionsarbeit war. Der Firmengründer hatte sich damit ein Vermögen erwirtschaftet, und das Unternehmen stand bestens da, als er starb. Seine Erben freilich hatten eine grandiose Idee: sie beriefen eine Firmenversammlung ein, und darin verkündeten sie den Beginn einer neuen Ära.
Hinfort soll niemand mehr ungleich bezahlt oder behandelt werden, sondern jeder nach seinem Vermögen einerseits, und nach seinen Bedürfnissen anderseits. Zwar erhält jeder ein Grundgehalt, das seinen Sockel-Lebensbedarf deckt - Miete, Gas, Strom, etc. - aber alles darüber hinaus, und zwar wirklich alles, von der Gesundenversorgung bis zu Hobbies und Anschaffungen, wird "nach Bedarf" zugeteilt. Umgekehrt muß jeder die Arbeit verrichten, die er zu verrichten in der Lage ist, ohne daß es Auswirkungen auf seine Bezahlung hätte.
Der Bedarf wird in Kommitees ermittelt, die regelmäßig tagen. Ebenso die Arbeit, die jemand zu verrichtenin der Lage ist.
Was sich nun entfaltet, ist ein vier Jahre dauernder Schrecken, der statt der erwarteten Harmonie, statt des erwarteten Glücks für alle, eine einzige Hölle zum Ende hat, in der Haß das alles bestimmende Gefühl ist. Es reichte hier der Platz nicht, um zu schildern, was erst langsam, dann immer rascher einsetzte. Aber es ist so plausibel, daß man am Ende der Schilderung meint, den Horror selbst erlebt zu haben. Denn man kennt ihn, in Ansätzen oder direkt - ja, so sind die Menschen! Nicht als Ausnahme, sondern die Ausnahme ist die Regel.
Ich will nur kurz andeuten: mehr und mehr wurde die Arbeit ein Wettbewerb, wer weniger zu leisten vermochte; die wenigen, die ausreichend Charakter hatten, um ihn nicht zu verlieren, verließen die Firma, und es waren ausnahmslos die Tüchtigsten; jeder fühlte sich mehr und mehr ungerecht behandelt, was die Zuerkennung von "Bedarf" anbelangte - Neid und Mißgunst wurden zum bestimmenden Gefühl, die Menschen spionierten einander sogar aus, um zu widerlegen, daß deren Bedarf weniger gerechtfertigt war als der eigene; lebenserhaltende, aber teure Krankenbehandlungen wurden ein Problem auf Leben und Tod, und schließlich kulminierte die Situation im Fall einer älteren Mitarbeiterin, deren sehr aufwendige Operation zwar "zuerkannt" wurde, die aber am Vortag auf nicht geklärte Weise ums Leben kam. Aber das Beispiel ist noch viel zu plakativ gegen all die subtilen Formen, die Rand schildert, in denen sich die Menschen aufreiben und alles Menschliche sich zersetzt: aus dem Reich der Gerechtigkeit und des Friedens, in dem alle gleich waren, wurde eine Hölle ohne Entrinnen, denn für die Mitarbeiter wurde es unmöglich, andere Arbeitsstellen zu finden, weil ihnen der entsprechende Ruf der Leistungsverweigerung vorauseilte.
Alles wurde argumentiert, aber nichts war mehr richtig. Der unterdrückte, nicht zu artikulierende Haß auch auf die Firmenerben, die allen etwas angetan hatten, das so unartikuliert in völligem Widerspruch stand zu dem, wie das Unternehmen nach außen aber - "sozial" und "voller Nächstenliebe" - dargestellt wurde, so wie jene sich auch selbst darstellten, wurde immer handgreiflicher.
Schließlich gerät das Unternehmen in mehr und mehr Schwierigkeiten, die Substanz ist verbraucht, selbst staatlich "gewünschte" Kredite gibt es schließlich auch keine mehr, Aufträge werden wenn nur noch erteilt, um das "gesellschaftliche Experiment" zu stützen, bis auch diese Quellen versiegen, denn die Mängel an den Produkten steigen exorbitant, und was einst ein Qualitätsprodukt war, wurde zu einer Reklamationsgarantie.
Man hat das Gefühl, als hätte Ayn Rand eine Parabel auf unsere Gegenwart gezeichnet. Die Firma, das ist unsere europäische Gesellschaft, das sind unsere Staaten. Alles, was sie hier zeichnet, ist uns aus dem Alltagsleben bekannt, man muß kaum etwas übersetzen oder umdeuten. Damit wird dieses Bild zu einer beklemmenden Vision der nächsten Zukunft. Und man schließt die Seiten nicht einfach mit dem Gefühl, einen Blick in die Hölle gemacht zu haben, sondern man hat den Eindruck, bereits mitten in ihr drin zu stehen.
Aber als wollte sich noch ein zusammenfassender Satz aufdrängen, geht einem der letzte Absatz dieser Episode nach. Dort gesteht der junge, geläuterte Mann nämlich etwas ein, das den Schlüssel bildet. Er meinte, daß in Wahrheit jeder, der diesem Experiment zugestimmt hatte, es nie wirklich überlegt oder abgeschätzt hatte, es war jedem gleichgültig, denn allen, ausnahmslos allen ging es um eine einzige Hoffnung: dadurch, daß alle gleich wurden, bald auch das zu besitzen, als der nächste, der einem übergeordnet war, ihnen voraus hatte. Bald auch dessen Boot, dessen Schwimmbecken, dessen Golfausrüstung, dessen Wohlstand erreichen zu können, der einem sonst, im "freien Wettbewerb", vorenthalten blieb.
***