Dieses Blog durchsuchen

Samstag, 20. November 2010

Dem Medium gemäß

"Es sind tragische Dichtungen, ohne inneren Zwang zur Bühne. Nach seinem Grundsatz, Göttliches aus der Erde zu entwickeln; nicht Körperliches zu vergeistigen, sondern Geistiges zu verkörpern, bieten diese Dichtungen ein Höchstmaß von Weltgedanken an einem Mindestmaß von Weltstoff. Sie sind wie Uhrwerk unter gläserner Glocke. 

Und wie bei Grabbe sind es zweckvoll gegliederte geschichtliche Aufzüge, nur nicht berichtet, sondern gesprächsweise ersichtlich gemacht. [...] Und die angelsächsische Verserzählung von Geoffrey Chaucer bis George Lord Byron wäre ihr gemäße sächsische Form gewesen. Sie sind nicht dem Auge empfangen und können daher nicht geschaut, sie müssen gehört werden. 

Wie in den sächsischen Geschichtsschreibern so sättigte sich auch in Hebbels tragischen Gedichten der Wille zum Staat, denn sie erhöhten Staat und Gesellschaft über das Einzelwesen."

Josef Nadler über Friedrich Hebbel

***