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Dienstag, 23. November 2010

Schreckensrechnung

Und so rechnete die SS-Totenkopf bei ihrem Vernichtungsgeschäft:

Bei einer durchschnittlichen Lebensdauer eines Häftlings von 3/4 Jahren und einem täglichen Verleihlohn von rd. 6 Reichsmark mußten 60 Pfg. für Verpflegung und 10 Pfg. für Bekleidungsamortisation abgezogen werden. Dafür blieb dann Zahngold, blieben Privatkleidererlöse, hinterlassene Wertsachen und Geld, abzüglich wiederum die Verbrennungskosten von durchschnittlich 2 RM.

Damit ergab sich ein Nettogewinn je Leiche von rund 200 RM, der freilich manchmal in die Tausende ging, sodaß die SS selbst in ihren Unterlagen von einem durchschnittlichen Gewinn je Häftling in diesen 9 Monaten von 1.630 RM ausging.

Aus diesen gigantischen Erlösen finanzierte sich die SS, die auch schon deshalb eifersüchtigst darüber wachte, daß ihr keine andere Organisation des Reiches mit eigenen Lägern etc. das Geschäft streitig machte. Die einst ausgezogen war, die "Zinsknechtschaft zu brechen" und die Menschheit vom "Fluch des Goldes" zu befreien. Und zu einem System nackter Habgier wurde, das das Tarnnetz des Geheimnisses um sich spannte - und wohl genau wußte, warum. Begünstigt durch das Organisationschaos, das der tief korrupte Hitlerstaat nämlich war.

Wen die SS einmal zu "verwerten" angefangen hatte, den gab sie auch nicht mehr heraus. So geheim hielt sie ihr System, das sich zum "Staat im Staat" auswuchs, daß nicht einmal die Gestapo ohne Sondergenehmigung - und die wurde so gut wie nie erteilt - ein KZ betreten durfte. Ja, die Gestapo wußte meist nicht einmal, was in den KZs wirklich passierte!

Kogon schreibt, daß die meist als Fangfragen mißverstandenen Verhörfragen bei aus KZs Entlassenen, wie es denn dort gewesen sei, tatsächlich Neugierfragen gewesen waren.

(Datenquelle: Eugen Kogon, "Der SS-Staat - Das System der Konzentrationslager")

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