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Sonntag, 21. November 2010

Unbeweisbar frei

Die Existenz Gottes ist für jemanden, der sich für eine Existenz als absurdes Wesen entschlossen hat, beispielsweise, nicht rein innerrational beweisbar. Denn schon die Wahrheitsfähigkeit der Vernunft braucht den Glauben daran, daß die Vernunft eine Teilhabe an einer transzendentalen, den Menschen übersteigenden Vernunft ist.  Nur der Glaube an einen Gott ist es, der die Verläßlichkeit unserer rationalen Einsichten garantiert. Und dann ist die Existenz Gottes schlüssig und ableitungsweise beweisbar.

Wenn unser Denken aber ein bloßes Evolutionsprodukt wäre, ein Epiphänomen, dann wäre es lediglich relatives Instrument der Daseinsbewältigung, diente dem Überleben, oder nicht, hätte aber sonst keinerlei Aussage - und ließe auch gar keine Aussage mehr zu, denn: warum wäre diese Aussage dann wahr?

Wer also nicht frei und wahrheitsfähig sein will, dem ist die Existenz Gottes nicht beweisbar, und für den gibt es auch keine Person, die erst freiheitsfähig ist.

Wer sich also entschlossen hat, ohne Gott zu leben, braucht keine Argumente, sondern gute Freunde, die ihn lieben, schreibt Robert Spaemann deshalb. Jemanden lieben heißt, nach einem Wort von Gomez Davila, "den Grund verstehen, warum Gott den geliebten Menschen gemacht hat". Erst wer herausgetreten ist aus dem düsteren Reich der Absurdität, wer gelernt hat, sich selbst ernst zu nehmen, der ist zugänglich für einen Gedankengang, der ihm erlaubt, einen Schritt über sich hinaus zu machen. Und damit: frei zu sein.

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