"In Wahrheit lebt in [dem Schriftsteller] Groth das Niedersächsische, das niemals aufgehört hatte, Schriftsprache zu sein, zu neuem Selbstbewußtsein auf. Was heißt Mundart und was Sprache? Mundart ist Spielart einer sprachlichen Grundform. Doch weder das Alamannisch Peter Hebelsnoch das Bayerisch Franz Stelzhamers noch das Sächsisch Klaus Groths sind Mundarten in Beziehung auf das Gemeindeutsch.
Es sind Sprachen mit eigenem Auftrieb zur Literatur, nicht weil sie etwas von verwandten Zungen weit genug abstehen um aus eigenem Vermögen zu klingen, oder gar weil ihr Bereich sich mit eigenen Staatsgrenzen deckt, sondern weil sie geistiger Abdruck eines weiten völkischen Organismus sind, der für sich leben könnte und gelebt hat. Es steckt nicht im Lautbestande, sondern im Volkswesen, das aus ihnen redet.
Wie vermessen die Sprache eines Volkes, das sich von Britannien und Nordamerika aus zwei Weltreiche schuf, die Sprache, deren Urform fortgewachsene Weltsprache wurde, Mundart zu nennen zugunsten des Mischerzeugnisses, das aus den Kanzleien kam und nach dem Tonfall fremder Sprachen gebildet wurde."
Josef Nadler zur Entwicklung der Volksliteratur in Sachsen im 19. Jhd.
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