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Samstag, 13. November 2010

Probleme der Dichtkunst

Paul Valéry, 1871-1945
"Dies ist, wie mir scheint, das strenge, aber gerechte Gesetz, welches unser Jahrhundert den Dichtern auferlegt: es erkennt im Vers nur noch das als gut an, was es in Prosa ausgezeichnet fände." 

Was D'Alambert 1760 formuliert, nimmt Paul Valéry zum Anlaß zu replizieren: Nein, das sei nicht Poesie, sondern ein völliges Mißverständnis, ja: ein Vergehen, das mit diesem Satz grundgelegt wurde!

"Durch die eingefleischte Gewohnheit, Verse gemäß den gewissermaßen in ihnen enthaltenen Menge an Prosa zu bewerten; durch das nationale Temperament, das seit dem sechzehnten Jahrhundert mehr und mehr prosaisch geworden ist; durch die erstaunlichen Irrtümer des Literaturunterrichts; durch die Einflüsse des Theaters und der dramatischen Dichtkunst (das heißt der Aktion, die ihrem Wesen nach Prosa ist) - durch alles dies wurden manche Absurdität und manche Praxis verewigt, die von der eklatantesten Unwissenheit über die Bedingungen der Poesie Zeugnis ablegen."

"Die Unmöglichkeit, sein Werk auf die Prosa zu reduzieren, es so wie Prosa zu sprechen oder zu verstehen, sind gebieterische Existenzbedingungen, außerhalb deren ein bestimmtes Werk dichterisch keinen Sinn hat."

Paul Valéry, "Zur Theorie der Dichtkunst"

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