Was aber ist überhaupt ein "Problem"? Was ist es, das uns "denken" läßt? Als ein erster Schritt in dieses Thema soll auf Y Gasset zurückgegriffen werden.
Der zeigt, daß das Sein als Gedankending, als Reaktion auf eine vorgefundene Welt, in unserem Bewußtsein, das immer ein "Bewußtsein von" ist, sich auf Beziehungen von Gegenständlichem bezieht. Unsere Sprache drückt diese Beziehungen aus, stellt sie dar.
Zum Problem wird, wenn diese Beziehungen sich verändern. Sei es, weil das Gegenständliche sich wandelt, das unserer Erfahrung zugrundeliegt, und gegenübersteht, oder weil sich unsere eigene Haltung wandelt.
Deshalb sind Zeiten "hoher Wortdichte" immer Folgen von Veränderungen in realen Bezügen. Im Denken, im Sprechen, wird versucht, das Vorgefundene wieder in ein Gesamtsystem von Beziehungen zu stellen, es so verstehbar und damit behandelbar zu machen. Behandelbar nicht einfach in dem Sinn, als wir es damit manipulieren können, sondern in dem Sinn, daß wir unseren Boden in der Welt wiederfinden.
Denn Denken kann auch Unlösbares enthalten, ja es baut auf Unlösbarem auf. Es kann krank sein, das Unlösbare auf Manipulierbares umbrechen zu wollen. Das letzte Geheimnis des Lebens und der Welt ist nicht auflösbar, es übersteigt uns. Deshalb ist das Transzendente, der Bezug auf dieses Nicht-Auflösbare aber zweifellos vorgängig, kein Spleen krankhafter Unselbständigkeit. Es ist Grundbedingung des Menschen überhaupt, dessen Rationalität (nach unserer Logik) nie in sich begründbar ist. (Siehe u.a. Gödel, der sogar den mathematischen Beweis dafür erbrachte, daß die Mathematik nicht aus sich begründbar ist.)
Jede Logik, jede Rationalität geht auf ein quasi Sinnbild zurück. Die Logik des 2+2=4 ist keineswegs "logisch aus sich", sondern trägt weitreichende Vorentscheidungen in sich, die wir lediglich ohne sie zu problematisieren akzeptieren. Aber es ist eine sehr bestimmte Sicht der Welt, die sich darin verbirgt, und sie ist keineswegs für alle Menschen der Welt gleichermaßen verbindliche "Logik".
So wird die Glaubensentscheidung zur Grundgewißheit des Menschen, sein Boden, auf dem er sein Selbst weiter aufbaut, in dem er es fundiert. Und sie bleibt eine Entscheidung. Das Geglaubte selbst bleibt in dem Maß stabil, als es weit genug ist, um alles im Laufe des Lebens auftauchende Problematische zu integrieren.
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