Nun glaubt der Verfasser dieser Zeilen (VdZ) ohnehin nicht an die große technisch-militärische Überlegenheit irgendeiner Supermacht. Genauso wenig, wie er die Legende vom großen atomaren Krieg je geglaubt hat, der alles Leben auf der Erde auszulöschen vermöge. All die modernen Waffenkomplexe mögen viel Schaden im Einzelnen anrichten, mehr denn je, gewiß, aber sie sind im Großen nicht beherrschbar - das behauptet der VdZ aus seiner Kenntnis der Kinetik, der Verschränkung von Lenkungssystemen mit Rückmeldung. Viele kleine Raffinessen ergeben nämlich noch lange kein summarisches großes Totalschlagbild, während viele kleine Störaktionen sehr wohl jedes große System zu Fall bringen. Auf unvorhersehbare Weise, übrigens.
Und unvorhersehbar, zur Illustration, war auch folgendes Ereignis, das am VdZ vorbeigegangen ist. Dabei war es in nicht wenigen Medien nachzulesen. (Aber gut, auch der Konsum westlicher bzw inländischer Medien ist kaum noch den Zeitaufwand wert.) Es geschah am 21. April dieses Jahres, rund um die Vorkommnisse auf der Halbinsel Krim. Ort also: Das Schwarze Meer.
Denn da hat die USA einen ihrer modernsten Kreuzer einlaufen lassen. Die Türkei, die ohnehin wesentlich von ihrer strategischen Bedeutung für die NATO lebt, und das wörtlich, hat ihn fraglos den Bosporus passieren lassen. Dazu muß man sagen, daß die USA das Abkommen von Montreux aus dem Jahre 1936 (als in Europa wenigstens noch ein Rest von Ahnung über geostrategische Ausstrahlungen und damit Sensibilitätszonen vorhanden war) nie unterzeichnet hat. Es hat - unter Gültigkeit bis heute - geregelt, welche Nicht-Anrainer das Schwarze Meer in welcher Kriegsschifftonnage - bis maximal 45.000 BRT überhaupt - befahren dürfen. Die USA ignorieren dieses Abkommen bis heute, was bei deren Ahnung von Politik ja nicht weiter verwundert. Alleine in der "Krim-Krise" fuhren 4 Kriegsschiffe durch die Dardanellen, in der Mitte der Flugzeugträger George Bush mit alleine 97.000 BRT.
Verdammt, aber was ist da im April 2014 passiert?! Ja, Moment, man sollte das schon wissen. Also - da fuhr der mit modernsten Tomahawk-Raketen bestückte Kreuzer Donald Cook in das Schwarze Meer. An Bord: das derzeit modernste Zielsystem, über das Schiffe verfügen. Die USA setzen ein Signal, sie lassen ihre Muskeln spielen. Und wer genug Hollywood-Filme - wußte der geneigte Leser, daß ein beträchtlicher Teil des amerikanischen Rüstungsbudgets für die Finanzierung von Propagandafilmen vorgesehen ist, die freilich niemals "Propaganda" auf ihrer Stirne kleben haben? - gesehen hat weiß, daß die Amerikaner nur ein paar Tasten auf ihren Keyboards klopfen müssen, und schon haben sie die Weltsituation egal wo und egal wie im Griff. Und jeder, wirklich jeder, und stamme er vom Planeten Odalon 58 aus dem Sternsystem Sirius XI, muß dann klein beigeben.
Kleiner Ausflug: Hat der Leser dieser Zeilen schon einmal eine Raumstation hautnah erlebt? Ich meine: War er schon drin? Der VdZ hatte vor zwanzig, dreißig Jahren die Möglichkeit. Da war die Sojus-Station - irgendwo - ausgestellt, und er hat sie sich angesehen, hat sie durchstiegen. Wer DAS gesehen hat, diese grob vernieteten, handfest verschweißten Metalltrümmer, der kann sich nie im Leben vorstellen, daß DAS mit dem Nimbus hochfeiner rein gehirngesteuerter Computer-, "Weltraum"technik zu tun hat. Es wirkt, als hätte man eine primitive Containerkonstruktion der MA48 (MagistratsAbteilung für Müll) in Wien mit einem primitiven Katapult ins Weltall geschleudert. Das nur nebenbei, mit der Aussage: Hochtechnik lebt und ist in allererster Linie ein Mythos, und zwar ein wirklicher Mythos. Ihre Grundlagen sind extrem handfest.
Zurück. Nun fährt da also (man kann es sich gut vorstellen, mit welch stolz geschwellter Brust - den Schauspieler möge sich der Leser dazudenken - die Mannschaft da aufgelaufen ist; der Captain, eingeborener Mormone, hat ihnen noch per Bordfunk von der glory of their mission gepredigt, alle waren auf Adrenalinspiegel 478) dieses hochmoderne Kriegsschiff auf die Krim zu. Und nun passiert Folgendes: Da taucht aus den Wolken eine russische SU24 auf.
Ja, genau, das ist die Maschine, die die Russen vor fünfzehn Jahren Österreich als Abfangjäger angeboten haben, zu umwerfenden Bedingungen, die Österreich außerdem zur Servicedrehscheibe für die gesamten Luftwaffen der ehemaligen Sowjetvasallen gemacht hätte, die ja allesamt mit russischen Luftabwehrsystemen ausgestattet sind. Während Österreich sich natürlich für eine, wie sich nun herausstellt, völlig unbrauchbare, und um ein Vielfaches (!) teurere EADS-Variante entscheiden hat, den Eurofighter. Den man am mittlerweile einzigen Standpunkt in Zeltweg (bekannt durch den Formel I-Grand Prix) mittlerweile nicht einmal mehr in die Luft bringt bzw. potentiellen Aggressoren ein Mail zusenden muß, sie mögen doch bitte nur von MO-FR von 8-12 und von 14-17 Uhr angreifen, sonst wäre man nicht einmal mit einer Maschine abwehrbereit. Wenn das Wetter paßt. (Tatsache!)
Also: Da taucht diese einzelne und UNBEWAFFNETE Suchoi 24 auf und macht Folgendes: Sie fliegt direkt auf die Donald Cook direkt zu. Sofort sprechen deren Systeme an, Alarm trommelt die gesamte Mannschaft auf ihren Posten. Finger knacken, bereit, mit ein paar Tastenschlägen die Sache zu bereinigen. Aber was passiert? Die SU24 fliegt stur weiter auf das Schiff zu - und plötzlich gehen dort "alle Lichter aus". Die Bildschirme zeigen nichts mehr, nichts mehr funktioniert. Die Suchoi hat nämlich ein ganz simples Abwehrsystem demonstriert.
Und wer die Russen kennt, wie in Ostösterreich noch aus der Besatzungszeit bis 1955 jeder Erwachsene, kann sich vorstellen, daß das wahrscheinlich nur aus einer zerbeulten Coladose mit umwickeltem Draht besteht, die der Pilot hinter seinen Sitz geklemmt hat ... Scherz ;-) Aber noch heute kann man zurückgelassene T34-Panzer in Heeresmuseen bestaunen, die wirken, als hätte man einen Haufen Stahlplatten zusammengeschweißt, und doch waren sie in der Endphase des Krieges gerade durch ihre Robustheit allem deutschen Firlefanz - der, ja, im Einzelfall toll und großartig war - einfach überlegen.
Wissen Sie, was der Spiegel - allen Ernstes! - als Reaktion aus Washington berichtet? Man muß es zweimal lesen, sonst glaubt man es nicht: "Das Pentagon wirft dem russischen Militär Vorsatz vor. "Dieses provokative und unprofessionelle Vorgehen Russlands steht nicht im Einklang mit Abkommen über die Zusammenarbeit zwischen unseren Armeen", sagte Sprecher Steve Warren."
Ja geht es noch kindischer? Was sind denn das für Leute, die da berufen sind, internationale Sprecherfrequenzen zu belegen, "Öffentlichkeit" zu formen? Was sind das für Leute, die das ermöglichen? Wir haben es hier doch mit Laien (um nicht treffendere, aber schlimmere Attribute zu verwenden) reinsten Wassers zu tun! Und zwar überall im Westen, und DAS macht Angst. Der Einzige, der derzeit noch professionell zu agieren scheint, ist ... Rußland, ist Putin. Der Rest ist ein Kindergarten, der Superdooperwaffenspielzeug in die Hand gedrückt bekam.
Dieses System haben die Russen übrigens schon vor einiger Zeit entwickelt und erprobt, und es macht es hochmodernen Zielsystemen unmöglich, noch irgendetwas wahrzunehmen. Ohne Zielsysteme aber - keine Raketen. Und nachdem sich die militärische Abwehrtechnik auf Raketen verläßt - keine Abwehr.
Insgesamt 12 Angriffe, in insgesamt eineinhalb Stunden, wie mehrere Zeitungen bestätigen, hat diese einzelne SU24 geflogen, und das hat die Amerikaner an Bord, vor schwarzen Bildschirmen, nur mit dem Buttermesser vom Frühstück bewaffnet, demoralisiert. Die Donald Cook hat abgedreht, und ist direkt den rumänischen Hafen Konstantia angelaufen. Es gibt bestätigte Nachrichten, daß dort spontan 27 (=10 % der Besatzung) US-Marine-Soldaten ihren Dienst quittiert hätten. Sie wären nicht mehr bereit, ihr Leben derartig leichtfertig und ohne Möglichkeit zur Gegenwehr aufs Spiel zu setzen. Angeblich, aber unwidersprochen.
Ganz im Gegensatz zu den Politkrücken der EU, die im Kielwasser der Donald Cook schwammen. Und noch heute schwimmen, weil nicht gemerkt haben, daß diese fluchtartig das Schwarze Meer verlassen hat. Die Einzigen, deren Politbild noch aus diesen Mythen konstruiert ist, die den Namen "Märchen" gar nicht verdienen. Eher: Fetische. Von denen die Gläubigen Europas, die Politiker, aber alles Heil erwarten.
So sehr, daß sie die Chance, die Raumordnung der Welt mitzugestalten, durch eine Allianz mit Rußland, dessen Realismus, aus der Not jahrzehntelanger Traumtänzereien* geboren, längst begriffen hat, daß es darum geht, die Welt zu gestalten (sonst ist sie nicht), nicht nur verstreichen haben lassen, sondern längst mit Füßen treten. Weil sie an ein groteskes Transatlantikbündnis glauben, das ihnen aber das letzte Licht ausblasen wird.
Denn die Märkte der Zukunft liegen in Asien. Dort leben 2/3 der Weltbevölkerung. Und genau das hätte sich mit Rußland auf ungeheure Weise erschlossen. DORT liegen die Nachfragemärkte, die wir so dringend brauchen, dort liegen die Chancen für europäische Wirtschaft. Nicht in den USA, die nicht nur einen übersättigten Markt haben, sondern eben deshalb nur die Verlagerung von Produktionsanlagen ebendorthin Europa auf den Status eines Fötus zurückdrücken, der Nahrung zugeführt braucht. Also liefert Europa nicht nur den Boden, afu dme sich amerikanische Raketen austoben könn(t)en, sondern auch - und nicht zum ersten mal! die Zeit nach 1918 hat niemand hier rezipiert, wo die USA jene europäischen Investitionen, die sie überhaupt erst großgemacht haben, gegen Kriegsschulden verrechnet haben, und plötzlich war das Land auch noch real reich (thanks to Britain!) - die Investitionen. Die die USA, deren Innovationskraft längst erloschen war, wieder zum Produktionsland machen, das dann Asien beliefern kann ... dank Europa. Wie 1918. Wie 1945.
Versteh das alles noch einer. Daß da Verschwörungstheorien in wahren Schwärmen über die Europäer fallen, verwundert jedenfalls nicht. Rational oder gar vernünftig, im Rahmen einer Gesamtdeutung, ist da gar nichts mehr. Auch nicht die Großmachtprotzereien der USA. Deren Tempo und Druck schon deshalb verständlich sind, weil sie längst ahnen, daß sie nicht viel mehr sind als die Dekoration in einem ihrer selbst produzierten Hollywoodschinken von Glory und Honour, und daß sie wenigstens auf Europa in seinen derzeitigen Politikkorsetten als Abnehmer hoffen, als die Einzigen, die ihre Geschichterln überhaupt noch glauben.**
*Wobei man Folgendes sagen muß: Wer lügt, wer noch dazu bewußt lügt, demonstriert ein extrem enges Verhältnis zur Wahrheit. Er beweist durch seine bewußte Lüge, daß er um die Wahrheit weiß. Schlimm dran ist nur der, der an seine eigene Propaganda glaubt. Daß das die Russen (als Erben der Sowjets) nie getan haben beweist nämlich ihr schon in Zeiten des Kalten Krieges nie nachlassendes Mißtrauen, selbst ihren eigenen Leuten gegenüber. Gefährlich ist also Europa, ist also Amerika, die beide ihre eigenen (strategisch-propagandistischen) Lügen bereits glauben. Wenn es also eine Zukunft des Humors gibt, dann kann die nur in Rußland oder China liegen.
**Ja merkt denn niemand den Witz, den das alles bereits angenommen hat? Da beschließen Pensionsanwärter erster Güte - Pardon, die EU-Poltiker und -Abgeordneten - schärfste Verschärfung von Rußland-Sanktionen, AUSZER gegen Energieunternehmen. Immerhin, davon hängt ja Europa lebensnotwendig ab, ja in Wahrheit müssen die Europäter Rußland ankniene, wörtlich gemeint, daß die Russen TROTZ der Ukraine-Geschichte noch Gaslager auffüllen, weil im kommenden Winter bereits Kälte droht - ohne Gaslager ist das derzeit bestehende Leitungssystem aus Kapazitätsgründen nicht in der Lage, Europa mit dem nötigen Gas zu beliefern! Und was macht Rußland? ES VERBIETET ACHT HAMBURGER BEI MACDONALDS; weil sie russischen Qualitätsstandards nicht genügen. Und während die Zeitungen hierzulande von den folgenschweren Milliardenpaketen berichten, titeln sie plötzlich von "Hamburger-Einschränkungen" als Schrecken der Gegenmaßnahmen! Der VdZ hat selten in letzter Zeit so befreit gelacht.
Ja begreift denn niemand, daß Europa und seine EU-Politik hier regelrecht verarscht werden? Da kann ja nur noch Verachtung folgen, und zwar von der eigenen Bevölkerung. Und zwar mit Recht. Jeder Redakteur hierzulande, der sein Dreckblatt (gibt es noch andere? also unter jenen, die Steuergelder als Presse- weil Demokratieförderung abzocken? ist Demokratie wirklich das, was die Mündigkeitsstufe eines Sonderklassepatienten in Wien/Baumgartenhöhe/Psychiatrie verdient?) damit als Schlagzeile schmückte, müßte sich in Wahrheit sofort erschießen. Hätte er auch nur noch irgendetwas von Mensch und Würde in sich. Was eben und wie sehr: leider, gar nicht mehr der Fall ist.
Wer da aber vor der Eleganz Putins und seiner Mannschaften nicht den Hut zieht, der hat kein Gefühl mehr für irgendetwas im Leben. Das behauptet der VdZ. Da fliegt eine Suchoi, unbewaffnet, und hier gehen alle Lichter aus ... Da werden als "Gegenmaßnahme" gegen fundamentalste Kapitalbeschränkungen acht Hamburger verboten, und Europa ist bis ins Mark getroffen. Geht's noch grotesker?
Hier ein Video-Bericht über den Vorfall.
Hier ein weiterer (der zahlreichen) Berichte einer US-Sendestation über den Vorfall.
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