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Samstag, 15. März 2008

Details zu Viten historischer Personen

Oft habe ich mich schon gefragt, wie Viten, literarische Komplexe, volle Details, entstehen, die uns noch Dinge beschreiben, von denen man kaum fassen kann, daß die überliefert sind - oder daß man die überhaupt festhielt.

Wo darüber noch Verwunderung herrschte, schlug sie nun in Bewunderung für solches Faktensammeln um, weil mir solche Biographien als Summe oft unendlicher Akribie deutlich wurde. Am Beispiel: Johann Gottfried Herder (1744-1803). Noch nie hatte ich gehört, daß der lebenslang an einer mehr als lästigen Entzündung des rechten Auges litt.

Bis ich über ihn in autobiographischen Notizen bei Goethe las, der beschreibt, daß Herder, den er in Straßburg kennengelernt hat, an die Ursache dafür ein nicht vorhandener Tränenkanal im rechten Auge war. Dadurch war dieses Auge ständig gerötet, tränte stark, was nicht unerheblich zur häufigen Gereiztheit Herder's beigetragen haben mag, wie sie Goethe oft - und unverzüglich mit Herder's gesundheitlicher Belastung entschuldigend - erwähnt.

Herder erhoffte in Straßburg (um 1770; Herder war damals 26 Jahre alt, Goethe 21, als sie sich ebendort kennenlernten) von einer Operation durch Lobstein, einen international anerkannten Spezialisten für Augenoperationen dieser Art, Linderung. In welcher in den Knochen der Augenhöhle ein Loch gebohrt wurde, durch das die sich ständig sammelnde Tränenflüssigkeit abfließen können sollte.

Die Operation gelang soweit (dachte man erst) und um dieses Loch offenzuhalten, um zu erreichen, daß der Kanal als offener vernarbte, zog man ein Pferdehaar ein.

Doch leider genügte das nicht. Die Öffnung wuchs immer wieder zu, die Operation wurde wiederholt - ohne Erfolg. Herder hatte also monatelange Qualen zu erdulden, um dann am Ende doch aufgeben zu müssen. Sein Augenleiden blieb ihm bis zum Tode (1803) erhalten.





*150308*