Um die Rechtssicherheit zu erhöhen, griff man weltweit immer wieder zu den sogenannten "Gottesurteilen" - den Beschuldigten wurden unter eine Probe gestellt, deren Ausgang meist ein direktes Eingreifen Gottes provozieren sollte: wenn Ihm an Delinquenten etwas lag, so sollten übernatürliche Vorgänge dafür sorgen, daß er ...
... beim dreimaligen Eintauchen in kochendes Wasser, aus dem er einen Ring zu holen hatte, nicht
verbrüht wurde
... beim Eintauchen in siedendes Öl keine Brandwunden zeigte
... beim Gang über glühendes Eisen nicht verletzt wurde
... beim Eingetauchtwerden in den Fluß - gefesselt - AUFTAUCHTE (also eine NATÜRLICHE
Reaktion zeigte - eine interessante Variante der Umkehrung der s. o. genannten Prinzipien)
Bis ins 13., ja 14. Jahrhundert galt übrigens der EID auf die Bibel als BEWEIS: schwor der Angeklagte, nicht schuldig zu sein, so war er entlassen! Erst als die Meineide erwiesenermaßen zunahmen, wurde nach anderen Methoden gesucht, um die Richtigkeit von Anschuldigungen zu untersuchen. Abgesehen davon, daß es immer kritische Stimmen gab, ob ein Eid auf die Bibel nicht der Gotteslästerung Vorschub leistete.
Die Festlegung der Folter selbst, wie sie im späten Mittelalter - ausgehend von den Vorschriften Karls V. - geschah, war ein weiterer Rechtsfortschritt, um jeder Willkür (insbesonders auch bei den Beschuldigungen) Vorschub zu leisten. Die Problematik, daß unter der Folter jeder alles gestand, war allerdings bekannt. Doch wußte man vorerst keinen anderen Weg. Schritt für Schritt wurde die Bestrafung aber "humanisiert." So war es zum Beispiel üblich, daß bei Verbrennungen (eine häufige Art der Todesstrafe) der Henker eine Lanze so anbrachte, daß sie im (rund um den zentralen Baum, den "Schandpfahl", an den der Delinquent - an Hals, Schultern/Brust und Händen - angebunden wurde aufgeschichteten) Stroh verborgen bei Entzündung des Feuers dem Verurteilten ins Herz gestoßen wurde.
Der Kopf mußte freilich lange Zeit unbedingt himmelwärts schauen, und wenn er "gedreht" wurde ... denn von dort kam Heil und Gerechtigkeit.
*310308*