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Donnerstag, 1. Januar 2009

Armut als Haltung

Man mißversteht das "Kreuz", wenn man es mit "Leiden" gleichsetzt. Edith Stein nennt deshalb in "Die Kreuzeswissenschaft" das Leiden lediglich "Hilfsmittel." Ja, Kreuz bedeutet die Bereitschaft zur Entfaltung des Seins zum Seienden hin, der eigentliche Auftrag des Menschen im Selbstdialog Gottes, den Schöpfung darstellt. Wo Gott sich in sich selbst liebt, weil herausstellt, und den Menschen daran teilhaben läßt, neben ihm, und doch nur aus ihm.

Wir töricht also fast alles, was man zum Thema Armut und Armutsbekämpfung hört! Fast ausnahmslos hat dieses Reden den Charakter der Kreuzesvermeidung - nicht einmal den der Hilfe, Kreuz zu tragen (das im Gegenteil eben wieder mit Leid und Leidvermeidung identifiziert wird.)

"Der Mensch stirbt nicht vom Gift, 
er stirbt auch nicht vom Tod,
er stirbt vor lauter Todesangst, 
er stirbt, wenn man ihm droht," 

singt Arik Brauer einmal. 

Und so ist es auch im Kreuz: Es bedeutet letztlich die bloße Bereitschaft - und hier muß und kann man vom eigentlichen Geheimnis und Fruchtbarkeit der Armut sprechen - alles aus der Hand und in die Hand Gottes zu geben. Alles dem Sein zu überantworten, ohne diese Deutung als simple Passivität ausgelegt zu erlauben.

Das ist nicht Fatalismus, sondern Armut als Weg zur Freiheit. Und es ist diese Armut der Kreuzesannahme.

Diese Armut als vollendete Haltung der Kreuzesannahme ist das Geheimnis Christi in dieser Welt. Sie bedeutet nicht einmal "Güterlosigkeit." Sie bedeutet lediglich das Ja zum Kreuz, zugleich die freie Annahme der Gesetzlichkeiten, die anerkannte bis zum Tode gehende (weltliche) Ernsthaftigkeit sohin, in Erfüllung des Standes, in welchem man steht.




*010109*