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Donnerstag, 1. Januar 2009

In testimonium fidei

Ich selbst habe verschiedentlich Zweifel an der Heiligsprechung von Edith Stein dahingehend vernommen, als das Sterben am Judentum unter den Nazis kein Sterben "in testimonium fidei" gewesen sei. Auch manche Äußerung Johannes Pauls II. konnte dahingehend gedeutet werden. Das wäre an sich stichhaltig, denn es wäre im strengen Sinn nicht möglich, an Umständen wie jenem, Jude zu sein, ein Martyrium im eigentlichen Sinne zu erleiden.

Wäre Edith Stein nicht aus ganz anderen Gründen verhaftet worden. Denn mit 26. Juli 1942 hatten sich die niederländischen katholischen Bischöfe in einem bewundernswert klaren Hirtenbrief gegen die (geplante) Ausschließung der Juden vom öffentlichen Leben, deren Verschleppung usw. ausgesprochen. Als Racheakt verhaftete daraufhin die Gestapo viele derjenigen Katholiken und Kleriker bzw. Ordensangehörigen, gegen die gesetzliche Handhabe vorlag - z. B. als konvertierte Juden.

Edith Stein selbst hat übrigens immer die Verfolgung der Juden in einem Zusammenhang mit deren historischer Schuld - der Kreuzigung und Leugnung Christi - und dem daraus erwachsenen Fluch gesehen. Was natürlich niemals dessen Rechtfertigung bedeutet. Einmal schreibt sie sinngemäß, daß es wohl richtig sei, daß Kain verfolgt würde. Wehe aber dem, DURCH den er zu Schaden komme (hier: die Nazis, das Deutsche Volk). Man fand in ihren Schriften ein Bildchen, auf dessen Rückseite eine Aufopferung ihres Lebens für die Bekehrung der Juden niedergeschrieben stand.

Aber weil ich es für wesentlich halte - und zwar als historischen Faktor, denn die wahren Kämpfe sind nicht die in großem Lärm - noch die Abschrift einer Bitte an ihre Priorin: Liebe Mutter, bitte erlauben Euer Ehrwürden mir, mich dem Herzen Jesu als Sühnopfer für den wahren Frieden anzubieten, daß die Herrschaft des Antichrist wenn möglich ohne einen neuen Weltkrieg zusammenbricht und eine neue Ordnung aufgerichtet werden kann. Ich möchte es heute noch, weil es die zwölfte Stunde ist. Ich weiß, daß ich ein Nichts bin, aber Jesus will es, und er wird gewiß in diesen Tagen noch viele andre dazu rufen. (Passionssonntag, 26. III. 1939)



*010109*